Missstände in Schloss Gleusdorf halten seit zwei Jahren die Polizei, die Justiz und diverse Aufsichtsbehörden auf Trab. Eine spezielle geografische Konstellation sorgt für die komplizierte Gemengelage.
Seit zwei Jahren ermitteln die Behörden im Fall Gleusdorf. Die Informationen über unzulängliche und unwürdige Betreuung von Bewohnern der Seniorenresidenz ließen die Behörden nach einem Bericht des Fränkischen Tages im September 2016 erstmals hellhörig werden.
Es folgte eine Polizei-Razzia samt Festnahmen wegen des Verdachts auf Totschlag, der mittlerweile aufgrund eines Gutachtens aber nicht mehr aufrechterhalten wird. Es stehen aber noch der Vorwurf der Misshandlung von Schutzbefohlenen sowie weitere Delikte im Raum, die jüngst durch aktuelle Vorkommnisse und Aussagen ganz neuer Zeugen befeuert wurden.
Welche Ausmaße das Verfahren angenommen hat, das bundesweit für Schlagzeilen sorgte, lässt sich an der Vielzahl der Zeugen ablesen, die sich zwischenzeitlich gemeldet haben. Die Akten werden kartonweise verladen. Allein in der FT-Redaktion meldeten sich Dutzende von Informanten aus ganz Deutschland - von Hannover über Berlin und Suhl bis Schweinfurt. Doch die Masse der Beteiligten lebt in der Region, in den Landkreisen Haßberge, Bamberg, Lichtenfels, Coburg, Hildburghausen und Sonneberg.
Der Skandal rund um das Schloss Gleusdorf, über das die Bildzeitung mit "Horror-Pflegeheim" titelte, ist ein Grenzfall, sprichwörtlich. Östlich der Itz gelegen, gehört der Ort nur noch deshalb zu Unterfranken, weil dereinst ein weiterer Arm der Itz das einstige Lustschloss des Abtes von Kloster Banz umfloss.
Viele Behörden involviert
Diese Lage an der Peripherie, weitab der zuständigen Kreisstadt Haßfurt, sorgt bei der Kontrolle und Aufarbeitung des Falles für eine ganz besondere Konstellation.
So erfolgten Zeugenaussagen und Vernehmungen in den Polizeidienststellen in Ebern, Bamberg, Schweinfurt, Coburg, Lichtenfels und Hildburghausen. Die Kontrolleure der AOK kommen im Auftrag des medizinischen Dienstes der Krankenversicherung (MdK) aus Coburg, die der Heimaufsicht aus Haßfurt.
Die Gesundheitsämter in Bamberg und Haßfurt sind ebenso involviert wie Amtsgerichte in ganz Nordbayern, die mit richterlichen Einweisungen für das Gros der Klientel bei den Heimbewohnern sorgen, wozu abgebaute Alkoholiker zählen, aber auch HIV-Infizierte und auch schon ein verurteilter Mörder. Allesamt unter Betreuung stehend.