Drogenhändler schweigt

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Dem Angeklagten wir vorgeworfen, mit 150 Gramm Heroin gehandelt zu haben. Foto: Christopher Schulz
Dem Angeklagten wir vorgeworfen, mit 150 Gramm Heroin gehandelt zu haben. Foto: Christopher Schulz

Russlanddeutscher soll im großen Stil mit Heroin und Crystal Speed gedealt haben.

Einen wahren Gemischtwarenladen für Drogen soll ein 37-jähriger Russlanddeutscher im Raum Lichtenfels und Kronach betrieben haben. Die Spur des Rauschgifts führt in die Oberpfalz. Beim aktuellen Prozess am Landgericht Coburg schweigt der mutmaßliche Drogenhändler bislang eisern.
Die große Strafkammer unter dem Vorsitz von Richter Christoph Gillot muss auf Zeugenaussagen und Ermittlungsergebnisse bauen. Zur Last gelegt wird dem zuletzt in Grafenwöhr wohnhaften Angeklagten der Handel mit, wie es strafrechtlich heißt, "Betäubungsmitteln in nicht geringer Menge" in 25 Fällen. Der einschlägig vorbestrafte 37-Jährige soll in Küps bei mehreren Deals insgesamt 150 Gramm Heroin mit hohem Wirkstoffgehalt an den Mann gebracht haben. In mindestens 18 Fällen handelte er mit Crystal Speed in Paketen zu 500 oder 1000 Gramm. Der Käufer habe das Geld in einem "Bunker", einem Versteck nahe der Bundesstraße B 173 in Lichtenfels, hinterlegt. Dann habe der Angeklagte das Geld geholt und stattdessen das Rauschgift gebunkert. Gleich Kiloweise soll der 37-Jährige mit Marihuana gedealt haben. Über fünf Kilo dieser Droge habe er in Lichtenfels verkauft.
Als "Geschäftsauto" diente immer der eigene Pkw des Angeklagten. Schon an diesem Auto scheiden sich vor Gericht die Geister. Ein BMW soll es gewesen sein. Doch ein Zeuge aus der Drogenszene, der selbst derzeit in Haft ist, kann nicht mehr mit Bestimmtheit den Typ sagen. Dagegen erinnern sich andere, die an den Drogengeschäften beteiligt waren, an den Angeklagten. Bekannt gewesen sei er ihnen nur als "der Russe aus Weiden" oder "Medved". Unter letzterem Aliasnamen war er der Polizei aufgefallen, wie ein Ermittler erklärte. Nachdem der 37-Jährige schon einmal straffällig geworden war, musste er sich einer erkennungsdienstlichen Behandlung unterziehen. Dabei nahm die Polizei nicht nur Fingerabdrücke, sondern fragt unter anderem auch Spitznamen ab. "Wir gaben den Namen Medved in unser Computersystem und landeten gleich einen Treffer", so ein Kriminalbeamter. Den Ermittlern war damit klar, dass es sich auch bei dem "Russen aus Weiden" um den 37-Jährigen handeln müsse. Bei einem Scheingeschäft ließen sie den Drogenhändler auffliegen. Dass der mit größeren Mengen Rauschgift unterwegs gewesen war, habe sich schnell herausgestellt. "Da ging es unter anderem um 300 Gramm Heroin, nicht gerade wenig", so ein Polizist. Nach Zeugenaussagen war der Angeklagte der Großhändler für regionale Drogenkonsumenten. Seine Abnehmer verkauften mitunter das Rauschgift weiter.


Drogen im "Bunker" gelagert

Alle zwei Wochen habe der 37-Jährige für seinen Hauptabnehmer Drogen im "Bunker" nahe einer Spielhalle in Lichtenfels hinterlegt. Der Abnehmer wiederum versteckte dort das Geld für die illegale Ware. "Es ging um richtig großes Geld", sagt ein Polizeibeamter. Ein Zeuge sei in Lichtenfels beim Geldzählen dabei gewesen. Mehrere 10 000 Euro seien da auf dem Tisch gelegen. Mitunter habe "Medved" auch Geschäfte in Küps gemacht. Der dortige Abnehmer habe einen Teil der "heißen Ware" dann weiter nach Lichtenfels verkauft. Darunter soll schon einmal eine Kaffeedose, voll mit der schnell süchtig machenden synthetischen Droge Crystal Speed, gewesen sein. Bei dem Abnehmer in Lichtenfels sollen wiederum andere Drogenkonsumenten Schulden angehäuft haben. Von bis zu 40 000 Euro ist die Rede. Ein anderer Kunde, berichtete ein Mann aus der Szene, habe für Drogen seinen Wagen verpfändet: einen Audi R8, Kategorie Supersportwagen. Die Verhandlung wird am Mittwoch, 17. Februar, fortgesetzt. mm