"Drei Promille sind Standard" - Gewohnheitsdieb muss in Haft

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Wie dreist Rico L. mitunter auf Diebestour ging, zeigt dieser Fall: Er zieht sich in einem Coburger Schuhgeschäft teure Markenturnschuhe an und spaziert seelenruhig aus dem Laden, ohne zu bezahlen. Se...

Wie dreist Rico L. mitunter auf Diebestour ging, zeigt dieser Fall: Er zieht sich in einem Coburger Schuhgeschäft teure Markenturnschuhe an und spaziert seelenruhig aus dem Laden, ohne zu bezahlen. Seine eigenen Schuhe hat er fein säuberlich in den Schuhkarton gesteckt und im Schuhgeschäft zurückgelassen. Und als wäre das nicht schon frech genug gewesen, steht er am nächsten Tag wieder im Verkaufsraum - und trägt dabei das Diebesgut vom Vortag an seinen Füßen.

Dieser Vorfall ist nicht der erste Diebstahl, für den sich Rico L. vor dem Amtsgericht Coburg verantworten muss. Schon öfter hat er versucht, Zigaretten oder Bier mitgehen zu lassen, drei Mal wurde er deshalb zu einer Geldstrafe verurteilt. Weil er seine letzte Geldstrafe nicht abbezahlen kann, sitzt er bereits seit Juni im Gefängnis. Und da wird er nun noch einige Zeit bleiben.

Dieses Mal aber sitzt er kleinlaut und gebückt auf der Anklagebank, die Hände hält er sich stets vors Gesicht. Bei einem seiner letzten Diebeszüge ist ein Zeuge verletzt worden - und das scheint ihm wirklich Leid zu tun. Die Reue kommt schlussendlich aber zu spät: Für die Reihe von Diebstählen, die er im vergangenen Jahr begangen hat, muss er insgesamt zwei Jahre und acht Monate im Gefängnis verbüßen.

Zigaretten, Bier, Damenwäsche

Schon kurz nach der letzten Verurteilung im vergangenen Jahr soll er laut Anklageschrift wieder straffällig geworden sein. Neben den Schuhen in einem Schuhgeschäft soll er einen Lebensmittelautomaten in der Coburger Innenstadt aufgebrochen und sich am Leberkäse und dem Camembert bedient haben. Der Wert der gestohlenen Waren soll dabei zwar gering gewesen sein, aber am Automaten sei ein Sachschaden in Höhe von 4000 Euro entstanden. Auch der Diebstahl von Damenunterwäsche in einem Bekleidungsgeschäft in der Innenstadt soll auf sein Konto gehen. Zudem habe er mehrfach versucht, Zigaretten und Bier zu stehlen.

In einem Supermarkt in Dörfles-Esbach soll es schließlich zu einem Vorfall gekommen sein, bei dem auch ein Zeuge verletzt wurde. Nachdem er vom Supermarktpersonal dabei ertappt worden war, wie er Bierflaschen im Hosenbund und Zigarettenschachteln in den Jackentaschen aus dem Laden schmuggeln wollte, habe er zunächst flüchten wollen. Als ihm ein Kunde folgte und ihn am T-Shirt packte, habe Rico L. im Eifer des Gefechts zu einem Schlag ausgeholt. Der Kunde sei dem Schlag ausgewichen und dabei so böse umgeknickt, dass er sich einen Bänderriss zuzog, heißt es in der Anklageschrift.

Immer betrunken

Der Angeklagte gestand die ihm vorgeworfenen Taten, gab aber auch an, sich an den Hergang nicht mehr erinnern zu können. Der Grund für seine Erinnerungslücken war schnell gefunden: Die zuständigen Polizeibeamten berichteten, dass Rico L. bei den Diebstählen stets stark alkoholisiert gewirkt hatte - Atemalkoholtests hätten jedes Mal einen Wert um die drei Promille ergeben. "Das ist bei ihm Standard", sagt ein Beamter, der den Angeklagten schon mehrfach nach einem Ladendiebstahl oder einem Nachbarschaftsstreit aufgegriffen hatte.

Amtsgericht greift durch

Das Geld ist knapp, doch die Sucht nach Alkohol und Zigaretten stark - das wäre für Richterin Jensch noch ein Grund gewesen, um beim Angeklagten Milde walten zu lassen. Doch die teuren Schuhe, die beträchtliche Sachbeschädigung am Lebensmittelautomaten und die Verletzung des Zeugen werden dem Angeklagten zum Verhängnis.

Er wird wegen Diebstahls in insgesamt vier Fällen sowie dem Diebstahl in Tateinheit mit vorsätzlicher Körperverletzung zu der Freiheitsstrafe verurteilt - die Einzelstrafen werden nicht zur Bewährung ausgesetzt.