Also Sie lassen auch gerne mal die Sau raus, wenn ich Sie recht verstehe. Bachmann: Ja, das Leben ist zu kurz, um immer nur brav zu sein. Das scheint aber anderen auch zu gefallen, denn allein bei diesem Video haben wir auf Youtube, glaube ich, so 26 Millionen Klicks.
Wissen Sie eigentlich, wenn Sie in ein Konzert hineingehen, schon, was am Ende herauskommt? Also nicht nur, welche Stücke Sie spielen, sondern auch, wie sich das Ganze entwickelt? Denn Ihre Auftritte wirken sehr spontan, auch wenn sie geplant und choreographiert sind. Bachmann: Das ist ja die hohe Kunst, und das macht uns sehr viel Spaß, eine Bühnenshow so zu entwickeln, dass sie wiederholbar wird und gleichzeitig genug Raum bietet für spontane Einfälle, auf die man dann reagieren muss.
Was erwartet die Besucher im Regentenbau, wenn Sie zum Eröffnungskonzert des Winterzaubers kommen?
Bachmann: Wir spielen unsere aktuelle Bühnenshow "LIEBE", die mit dem "Libertango" von Astor Piazzolla beginnt, für uns das Sinnbild für Freiheit in der Liebe. Piazzolla ist einer unserer absoluten Lieblingskomponisten, den wir immer spielen. Sein "Tango Nuevo" kommt in jeder Show vor. Darüber hinaus sind Teile aus "Romeo und Julia" von Prokofiew zu hören, die wir ganz neu bearbeitet haben, und auch ein Arrangement von Prokofiews "Streit" aus der "Cinderella-Suite". Da hört man so richtig, wie die Argumente zwischen den Instrumenten hin- und hersausen . Dann spielen wir Variationen über das bekannte "Follia"-Thema über den Wahnsinn der Liebe, von Bach über Rachmaninow bis zu eigenen Variationen, die wir komponiert haben. Wir spielen ein Liebesduett auf zwei singenden Sägen, singen eigene Chansons über die Liebe und darüber, dass es in der Liebe oft mehr Fragen als Antworten gibt, aber auch berühmte Liebeslieder der Popgeschichte von Marilyn Monroe bis Herbert Grönemeyer.
Und wer ist Oskar?
Bachmann: Oskar ist unsere Handpuppe. Diesmal verführt er unsere Cellistin mit Mozarts "Reich mir die Hand, mein Leben".
Also ich finde es ja schon einigermaßen beruhigend, dass vier Frauen, wenn sie von Liebe singen, auch einen Mann brauchen, auch wenn er von ihnen gesteuert wird. Ganz ohne Männer geht die Chose nicht.
Nein, definitiv nicht. Aber Oskar ist der einzige Mann, der es geschafft hat, in all den Jahren beständig an unserer Seite zu bleiben.
Warum sollen die Leute in ihr Konzert kommen?
Bachmann: Also ich hoffe, weil sie selber Lust haben zu kommen. Ich glaube, dass es ein sehr leidenschaftlicher Abend voller Freude wird, der aber auch sehr ernste Momente hat. Die Liebe wird von ganz verschiedenen Seiten beleuchtet. Und in der Liebe sind wir alle Experten, weil wir sie hoffentlich alle in unserem Leben erlebt haben. Und sie ist ja auch der Antrieb für die schönsten und verrücktesten Dinge, die man so tut im Leben. Auf die Frage: Was soll die Liebe sein? geben am Ende allerdings keine Antwort...
Wie suchen Sie sich Ihre Programme zusammen? Wer macht das?
Bachmann: Wir bringen alle vier Ideen ein, die dann zusammen ausprobiert werden. Das ist ein langer Prozess. Vieles wird auch verworfen. Die Stücke, für die wir uns entscheiden, arrangieren wir dann ganz neu.
In ihren Konzerten singen Sie auch alle. Gesangsausbildung kommt in ihren Biografien aber nicht vor. Wieso können Sie so gut singen?
Bachmann: Weil wir tatsächlich ganz viel Gesangsausbildung gemacht und viele Workshops besucht haben. Ich habe zum Beispiel an der Hochschule auch Gesangsexamen gemacht.
Das Gespräch führte Thomas Ahnert