Die Wallfahrer fehlen gewaltig

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Nur wenige Gläubige dürfen in diesem Jahr in die Basilika Gößweinstein einziehen. Foto: Thomas Weichert
Nur wenige Gläubige dürfen in diesem Jahr in die Basilika Gößweinstein einziehen.  Foto: Thomas Weichert
 

Am Dreifaltigkeitswochenende kommen normalerweise Tausende Gläubige nach Gößweinstein. Wegen der Corona-Krise ist diesmal alles anders. Der Kirchengemeinde, dem Museum und der Gastronomie fehlen die Einnahmen.

Am kommenden Sonntag findet im größten Dreifaltigkeitswallfahrtsort Deutschlands das Hochfest der Heiligen Dreifaltigkeit statt: Dazu kommt traditionell der Bischof aus Bamberg nach Gößweinstein. Am Dreifaltigkeitswochenende übernachten bis zu 3000 Wallfahrer aus allen Himmelsrichtungen im Wallfahrtsort. Zum Sonntagsgottesdienst in der Basilika wird zwar Weihbischof Herwig Gössl erwartet. Er wird die Heilige Messe jedoch wegen der Corona-Hygienemaßnahmen nur mit 56 Gläubigen feiern.

Mehr dürfen nicht in die Kirche, in die sonst etwa 500 Menschen passen. Der Gottesdienst wird aber mit einer Lautsprecheranlage ins Freie übertragen. Doch auch auf dem Basilikavorplatz und hinter der Kirche auf dem ehemaligen Friedhof gelten die Abstandsregeln von 1,50 Metern. Mehr als 50 Gläubige haben daher auch im Freien nicht Platz, wie Pfarrsekretär Peter Sebald erklärt.

Größere Gruppen bleiben aus

Auch die traditionellen Wallfahrten mit 100 oder mehr Menschen wird es nach Empfehlung des Erzbistums Bamberg zumindest bis Ende August nicht geben. Ob dann auch wieder größere Wallfahrtsgruppen nach Gößweinstein pilgern dürfen, steht in den Sternen. Sebald rechnet kaum damit, dass dies heuer noch möglich sein wird.

Rund 140 Wallfahrtsgruppen pilgern normalerweise jedes Jahr nach Gößweinstein. Wegen der Corona-Pandemie fehlen heuer nach Sebalds Schätzung bis zu 25 000 Wallfahrer. Wegbleiben werden auch die Tages- und Bustouristen, Kommunion- und Firmausflüge - also weitere 220 Gruppen, was laut Sebald noch einmal rund 15 000 Besucher weniger sind als sonst. Ganz zu schweigen von den Urlaubern und Übernachtungsgästen, die sonst auch die Basilika besuchen, Kerzen und Andenken kaufen oder den Klingelbeutel füllen. "Die große Zahl der Urlauber, die nicht kommen, macht noch einmal ein Vielfaches an Einnahmeverlusten aus", sagt Sebald.

Bis zu 80 000 Euro fehlen

Er rechnet an Einnahmeverlusten für die Kirchengemeinde Gößweinstein von bis zu 80 000 Euro. Geld, das für die klamme Kirchenkasse dringend benötigt würde, um Sanierungsarbeiten durchzuführen, Personal zu bezahlen und den laufenden Betrieb zu sichern. Denn vom Erzbistum gibt es auch nicht mehr Unterhaltszuschuss als sonst. Die Zuwendungen aus Bamberg bemessen sich nach der Fläche und der Anzahl der Katholiken einer Kirchengemeinde.

"Vom Staat ist auch keine Hilfe zu erwarten", meint Sebald. Jedenfalls sei ihm bisher kein Corona-Förderprogramm für Kirchengemeinden bekannt. "Wir kriegen keine Unterstützung", betont Sebald.

Für kleine Gruppen, die privat nach Gößweinstein pilgern, werden aber Wallfahrtsgottesdienste angeboten. Wer den Gottesdienst besuchen will, muss vor der Kirche warten. Dann wird er - mit Mund-Nasen-Schutz versteht sich - von einem Ordner, den die Kirchengemeinde stellt, auf seinen Platz in der Basilika geführt. In der Kirche steht auch Desinfektionsmittel für die Hände bereit.

Auf Weihwasser wird ebenso verzichtet wie auf sonst übliche Rituale beim Abendmahl. Es fällt zum Beispiel der Spruch des Pfarrers "Das ist der Leib Christi" und die Antwort des Gottesdienstbesuchers "Amen" bei der Übergabe der Hostie weg. Die Mundspeisung gibt es auch nicht. Der Pfarrer kommt mit der Hostie an den Platz eines jeden Gläubigen, um das sonst übliche Anstehen vor dem Altar auszuschließen. Der Geistliche hat dabei einen Mund-Nasen-Schutz auf.

Ausgeschlossen sind auch Konzelebranten im Altarraum. Die nur zwei Ministranten haben während der Wandlung nur noch die einzige Aufgabe, mit den Glöckchen zu klingeln.

Einbußen des Fördervereins

Auch dem Förderverein der Freunde der Basilika werden heuer einige Tausend Euro an Einnahmen fehlen - Geld, das der Förderverein als Zuschuss für dringend nötige Kirchensanierungsmaßnahmen gibt. So müsse eine Innenreinigung des Kirchenschiffs durch eine Spezialfirma erfolgen, sagt Vorsitzender Georg Schäffner. Er rechnet damit, dass ein Einnahmeverlust durch ausgefallene Kirchenkonzerte von rund 5000 Euro entsteht. Außerdem entfallen auch seine Kirchenführungen und die Einnahmen daraus. "Die Pfarrei hat schwer zu kämpfen, dass sie das alles schaffen kann", sagt Schäffner.

Verluste im Wallfahrtsmuseum

Auch das Gößweinsteiner Wallfahrtsmuseum wird erhebliche Einnahmeverluste hinnehmen müssen. Dies bestätigt Harald Bogner als Vorsitzender des Trägervereins. So durfte das Museum seit kurzem erst wieder öffnen. Es dürfen nicht mehr als 17 Besucher gleichzeitig in das Museum und den Museumsshop. Bogner rechnet für den Museumsbetrieb mit einem weitaus höherem Defizit, das am Ende ausgeglichen werden muss.

Besonders hart trifft der Komplettausfall der traditionellen Wallfahrten auch die Gastronomie im Wallfahrtsort. Dominika Brendel, Chefin des Hotel-Gasthofs "Krone", die immer viele Wallfahrer in ihrem Hotel und Gästehaus begrüßt, spricht von Umsatzeinbußen im sechsstelligen Eurobereich. Alleine am Dreifaltigkeitswochenende beherbergt sie in normalen Zeiten 80 Wallfahrer. "Alle Wallfahrtsgruppen haben schon abgesagt, und fast täglich kommen weitere Stornierungen herein", klagt Brendel.

Sonst Volksfeststimmung

An den zwei Tagen des bevorstehenden Hochfestes hätte sie unter normalen Umständen etwa 12 000 Euro Umsatz. Diesmal sind es vielleicht 1000, wenn es gut geht 2000 Euro. "Normalerweise herrscht an so einem Wallfahrtswochenende bei uns Volksfeststimmung, bei der auch die Blasmusik aufspielt und der letzte Wallfahrer erst um halb vier morgens ins Bett geht", weiß die Hotelchefin.

Diesmal kommen nur ganz kleine Grüppchen, die bei ihr übernachten. Vor allem ältere Menschen stornieren ihre Buchungen, weil sie Angst vor einer Ansteckung mit dem Virus haben oder nicht mit einer Maske im Gesicht Urlaub machen wollen. Die nun wegbrechenden Einnahmen hätte Brendel dringend für Verbesserungen im Brandschutz gebraucht. "Zum Glück habe ich aber schon Geld angespart, mit dem ich noch über die Runden kommen kann", meint Brendel. Dennoch ist der Verdienstausfall riesig.