Die Skepsis überwiegt

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Brechend voll war der Saal im Gasthaus Zur Burg in Schwarzenfels bei der Bürgerversammlung.
Brechend voll war der Saal im Gasthaus Zur Burg in Schwarzenfels bei der Bürgerversammlung.
Auf der schneebedeckten Fläche könnte eine Freiflächen-Fotovoltaikanlage entstehen. Die Einheimischen meinen, dann sei es hier nicht mehr so schön, spazieren zu gehen. Fotos: Steffen Vetter
Auf der schneebedeckten Fläche könnte eine Freiflächen-Fotovoltaikanlage entstehen. Die Einheimischen meinen, dann sei es hier nicht mehr so schön, spazieren zu gehen.  Fotos: Steffen Vetter
 

Groß war das Interesse an einer Bürgerversammlung, in der der mögliche Bau einer Freiflächen-Fotovoltaikanlage in Schwarzenfels vorgestellt wurde. Ortsvorsteher Torsten Richter überreichte eine Unterschriftenliste von Gegnern.

Gut 300 Bürger sind ins Gasthaus Zur Burg nach Schwarzenfels gekommen, der Saal platzte förmlich aus allen Nähten. Die Zuhörer standen am Rand, im Flur, und setzten sich sogar auf den Fußboden. Sinntals Bürgermeister Carsten Ullrich machte zu Beginn deutlich, dass ein Vorschlag und Ideen für das Projekt einer Freiflächen- Fotovoltaikanlage vorgestellt wird. "Wir wollen ein Meinungsbild."
Der Geschäftsführer der Firma next energy aus Brachttal, Torsten Eurich, stellte sich und die Firma, die mit der Naturenergie Main-Kinzig zusammenarbeitet, vor. Eurich sagte, dass die Planungen im Sommer 2017 begonnen haben und die ersten Pläne dann vor dem Gemeindevorstand und dem Ältestenrat der Gemeinde Sinntal vorgestellt wurden. Im Spätherbst wurde auch der Ortsbeirat Schwarzenfels informiert.


Fläche ist 40 Hektar groß

Bei dem Vorhaben gehe es um eine Freiflächen-Photovoltaikanlage. Diese soll auf einer Erddeponie im Bereich Schwarzenfels "Im Haines" entstehen. Die Fläche wurde in den 80er Jahren wegen des Baus des Schwarzenfels-Tunnel auf der ICE-Strecke Fulda-Würzburg angelegt. Wie Eurich erläuterte, wurde damals der Erdaushub bis zu einer Höhe von zwölf Metern aufgebracht. Danach wurde alles rekultiviert.
Mit den Flächeneigentümern seien für das Projekt Untersuchungen abgesprochen gewesen. Dabei spielten geologische und naturschutzrechtliche Aspekte eine Rolle. Weiterhin sei ein energierechtliches Dokument eines Rechtsanwaltes erstellt worden. Wie Eurich deutlich machte, sind die einzelnen Flurstücke gekennzeichnet.
Bei der Fläche handele es sich um 40 Hektar. Bei einer Vollbebauung stünden aber nur 23,4 Hektar zur Verfügung, weil ab der Grundstücksgrenze drei Meter bis zu einer umgrenzenden Zaunanlage, die zwei Meter hoch sein werde, eingehalten werden müsse. Ebenso müssten Umfahrungswege, Abstands- und Wartungsfläche zu den Modulen eingehalten werden.


Wege und Hecken könnten bleiben

Torsten Eurich betonte, dass alle Wege und Hecken der derzeit bestehenden Fläche erhalten bleiben. "Es wird auf der Anlage keine Kameraüberwachung geben", machte er ebenfalls deutlich. Lebensräume für Kleintiere blieben erhalten und als Ausgleichsfläche diene die Fläche selbst. Die Flächen würden nicht gedüngt, und es könne sogar eine Tierbeweidung mit Ziegen und Schafen stattfinden.


Module 1, 50 Meter hoch

Mit einem kleinen Film wurde gezeigt, wie eine solche Fläche aussehen könnte. Die Module sind 1,50 Meter hoch. Welche Mengen Strom die Anlage erzeugt, hängt davon ab, in welcher Größenordnung das Projekt umgesetzt werden könne, hieß es. Eurich sagte, dass das einheimische Gewerbe davon profitieren könnte. Firmen im Bereich Metall, Tiefbau, Elektro und Wartung würden berücksichtigt. Die Landwirtschaft könne die Geländepflege übernehmen.
Der Geschäftsführer der Firma Naturenergie Main-Kinzig GmbH, Oliver Habekost, wies auf bereits gebaute Anlagen in Hohenzell, Hailer, Neuberg und Bruchköbel hin. Die Naturenergie stehe als potenzieller Investor zur Verfügung.
Im Anschluss konnten die Zuhörer Fragen stellen. Dabei wurde kritisiert, dass der Solarpark wie eine Mondlandschaft aussehe und dass es auch nicht schön sei, entlang einer solchen Anlage spazieren zu gehen. Die Schwarzenfelser wollen, dass ihr Naherholungsgebiet, das gerade von vielen Spaziergängern, Wanderern und Sportbegeisterten genutzt wird, erhalten bleibt. Das historische Schwarzenfels, gerade mit der Burg, sollte vor dieser Anlage bewahrt werden, hieß es. Das zeigte auch am Ende eine Abstimmung, die allerdings nicht repräsentativ ist. Es wurde sogar der Vorschlag gemacht, einen Antrag auf Bürgerentscheid zu initiieren. Außerdem könnten doch Dachflächen von öffentlichen Gebäuden mit derartigen Anlagen ausgestattet werden, so ein Vorschlag.
Auch technische Fragen wurden gestellt. Ein Zuhörer gab zu bedenken, dass solche Anlagen keinen Lärm oder Schatten produzierten - aber in Sachen Stromwende könne Sinntal nicht die Welt retten. Bürgermeister Carsten Ullrich machte deutlich: "Hier ist nichts in trockenen Tüchern" und bekräftigte, dass die Bürger sehr früh einbezogen würden. Es sei nicht geklärt, ob und in welchem Umfang die Anlage gebaut werde. Die Gemeinde habe nichts von diesem Vorhaben und habe auch nicht vor, auf diesen Flächen zu bauen.
Laut Ullrich wollen die gemeindlichen Gremien das "Stimmungsbild" der Bürgerversammlung auswerten und dann eine gemeinsame Entscheidung treffen. Schwarzenfels Ortsvorsteher Torsten Richter überreichte dem Bürgermeister eine Unterschriftenliste mit 337 Unterzeichnern nur aus Schwarzenfels, die sich gegen einen solchen Bau einer Freiflächen-Fotovoltaikanlage aussprechen.