Erika Hoydis, die am vergangenen Dienstag 90 Jahre alt geworden ist, ist eine waschechte Wahl-Coburgerin. Sie kam am 24. Oktober 1922 in Bad Carlsruhe (poln...
Erika Hoydis, die am vergangenen Dienstag 90 Jahre alt geworden ist, ist eine waschechte Wahl-Coburgerin. Sie kam am 24. Oktober 1922 in Bad Carlsruhe (polnisch Pokój) auf die Welt. Bad Carlsruhe gehörte damals zu Preußen. Ihre Eltern waren der Bergmann Max Braedel und dessen Ehefrau Rosina. Ihren Ehemann Walter Hoydis hatte sie im Krieg 1940 in Hindenburg (heute Zabrze) geheiratet. Im Zweiten Weltkrieg war Hoydis bis 1945 als Stabshelferin bei der Deutschen Luftwaffe tätig. Als sie nach kurzer Kriegsgefangenschaft in der US-amerikanischen Besatzungszone gestrandet war, war ihr die Rückkehr in die ursprüngliche Heimat Bad Carlsruhe verwehrt. Sie habe auf die bayerische Landkarte geblickt und sich - weil sie Protestantin ist - für Coburg entschieden. Irgendwie erinnerte sie sich noch daran, dass es wohl mal ein Herzogtum Sachsen-Coburg und Gotha gegeben habe, mit geschichtsbewusster evangelischer Vergangenheit.
Schwieriger Neustart
Kurz nach Kriegsende war der Neustart in Coburg kompliziert. Als Heimatvertriebene konnte sie zwar in der Martin-Luther-Schule am Albertsplatz schlafen, doch tagsüber war das Nachtquartier geschlossen. Da habe sie eine freundliche Coburger Bürgerin angesprochen und ihr angeboten, die Tage in deren Wohnung zu verbringen, erzählte Erika Haydis an ihrem Geburtstag. Daraus sollte eine lange Freundschaft entstehen. Die Freundschaft wurde sogar noch enger, als Erika Hoydis einen der beiden Söhne der Familie vor einem Fenstersturz bewahren konnte. "Das ist die Erika, die dem Walter das Leben gerettet hat", wurde sie Verwandten und Freunden immer wieder vorgestellt. Hoydis lebte die ersten eineinhalb Jahre nach Kriegsende zunächst allein in Coburg. Dann kam Ehemann Walter zusammen mit seiner Mutter nach Coburg. Erika Hoydis hat viele Jahre das Leben der Kirchengemeinde Heilig Kreuz in Coburg geprägt. "Ich war als Gemeindehelferin beschäftigt", sagte die 90-Jährige. Sie kümmerte sich um Frauen- und Altenarbeit und hat Gruppenfreizeiten organisiert. "Dies habe ich alles mit großer Freude gemacht." Vor 27 Jahren ist sie in den Ruhestand gegangen. Ihr Mann Walter starb 1993.
Zum Geburtstag gratulierten ihre vier Nichten samt deren eigenen Familien. Die Glückwünsche der Stadt Coburg überbrachte Dritter Bürgermeister Thomas Nowak.
mako