Die Natur mit allen Sinnen erfassen

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Zahlreiche Besucher informierten sich am künftigen Waldkindergarten. Foto: Andrea Spörlein
Zahlreiche Besucher informierten sich am künftigen Waldkindergarten. Foto: Andrea Spörlein

Erziehung  Schon seit längerem gibt es immer wieder von Seiten vieler Eltern Nachfragen nach einem Waldkindergarten. Im Gemeindewald "Formholz" in Gunzendorf soll zum 1. September einer in Betrieb gehen.

von unserer Mitarbeiterin  Andrea Spörlein

Gunzendorf — Erlach hat einen und Pettstadt auch. Ab 1. September soll es ihn nun auch im Gemeindewald "Formholz" in Gunzendorf geben - einen Waldkindergarten. Zahlreiche Eltern mit ihren Kindern, unter denen vielleicht der eine oder andere zukünftige Nutzer schon dabei war, Erzieherinnen und Gemeinderäte nahmen an einem Informationsabend vor Ort teil.
Hier konnten die Schutzhütte in Augenschein genommen und weitere Details zum Kindergartenalltag erfahren werden. Die Kinder erhalten jeden Tag ein warmes Essen, frisch zubereitet aus der Buttenheimer Schulküche. Im Gegensatz zu anderen derartigen Einrichtungen sind Wasser und Strom vorhanden, ebenso wie ein kleines Heizungsmodul, das nur bei extremen Temperaturen zum Einsatz kommen soll. Der Tagesablauf ist auch auf Eltern zugeschnitten, die beide berufstätig sind. So können die Kinder bei Bedarf im Frühdienst ganz normal im Schlosskindergarten Gunzendorf betreut werden und wechseln dann in den Waldkindergarten. Gleiches gilt nach Ende des Waldkindergartens um 14 Uhr für die Nachmittagsbetreuung.
Überzeugt von der Idee des Waldkindergartens, die aus den skandinavischen Ländern kommt, ist Alexandra Neubauer, die die Leitung der Einrichtung übernehmen wird und sich selbst als "Waldmensch" bezeichnet. Bereits in ihrer Tätigkeit im Schlosskindergarten hat sie mit ihren Kindern immer wieder "Waldwochen" verbracht. Zuletzt hat man sich mit den Lebensgewohnheiten des Mistkäfers beschäftigt. Sie freut sich darauf, ihren Schützlingen den Wald und seine Bewohner näherzubringen und gleichzeitig "eventuell vorhandene Ängste" abzubauen.

Abseits der Medienflut

Für sie ist es wichtig, dass "Kinder die Natur mit Händen und Füßen erfassen und für sich selbst erfahrbar machen können". Sie ist sich sicher, dass "durch den Aufenthalt im Wald ihre Schützlinge widerstandsfähiger werden" und eine "gewisse innere Ruhe finden". Sind sie doch hier nicht der sonst üblichen Flut an Spielsachen und Medien ausgesetzt. Natürlich wird es auch im Wald Spiel- und Rückzugsecken geben, aber diese will man erst zusammen mit den Kindern entwickeln.
Jeanette Vollmayer aus Altendorf, selbst Erzieherin und Mutter von drei Kindern, berichtete über ihren Erfahrungen mit dem Waldkindergarten in Erlach. Ihr jüngster Sohn war dort drei Jahre und "hat seine Zeit dort sehr genossen und war nicht einmal erkältet". Nach ihrer Ansicht hat er "den Jahreskreislauf viel bewusster erlebt" und ist "wesentlich sensibler für das Wetter" geworden.
Für sie ist bei der Wahl einer solchen Einrichtung die Einstellung der Eltern ganz wichtig. Die Kinder würden beim Abholen viel Wald, Lehm und Nässe mit nach Hause nehmen, daher empfiehlt sie, auf funktionsfähige Kleidung zu achten und diese gleich im "Doppelpack" anzuschaffen. Für die Weitergabe an jüngere Geschwister sei diese dann jedoch nicht mehr zu gebrauchen.
Buttenheims Erster Bürgermeister Michael Karmann (ZWdG/CSU) dankte allen Beteiligten, von der Kindergartenleitung, über den Marktgemeinderat, den zuständigen Fachgremien im Landratsamt bis hin zur örtlichen Feuerwehr und dem Revierförster für ihr Engagement und die gute Zusammenarbeit bei der Realisierung des Projekts. Dadurch sei es möglich geworden, im Schlosskindergarten eine Gruppe als Krippen-Gruppe auszubauen und damit der vermehrten Nachfrage nach Krippenplätzen nachzukommen. Gleichzeitig erweitere man mit dem Waldkindergarten das pädagogische Angebot in der Marktgemeinde.

Freude über Förderung

Mit rund 128 500 Euro ist die Einrichtung veranschlagt worden, davon entfallen allein rund 30 000 Euro für den Wasser- und den Stromanschluss. 39 000 Euro FAG-Mittel erhält die Gemeinde vom Freistaat Bayern. Geschäftsstellenleiter Peter Münch hat sich insbesondere über diesen Zuschuss gefreut, da Waldkindergärten bisher so nicht gefördert würden. Die Einrichtung hat eine Betriebserlaubnis für 15 Plätze. Zehn Anmeldungen liegen bereit vor, aber alle Beteiligten sind sich sicher, dass noch weitere folgen werden. Über den Namen des neuen Kindergartens will der Marktgemeinderat in seiner letzten Sitzung vor der Sommerpause entscheiden. Bereits im Vorfeld wurde die Bevölkerung im gemeindlichen Mitteilungsblatt dazu aufgerufen, Vorschläge einzureichen.