Die Mutter-/Freundin-Angelegenheit

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von unserem Mitarbeiter  Markus Häggberg Thomas pflegt einen ganz eigenen Bezug zu seiner Mutter. Ganz eigen. Vor allem aber ist er froh, dass seine neue Freundin so ganz anders sc...

von unserem Mitarbeiter 
Markus Häggberg

Thomas pflegt einen ganz eigenen Bezug zu seiner Mutter. Ganz eigen. Vor allem aber ist er froh, dass seine neue Freundin so ganz anders scheint.
Es begann mit dem Paket. Thomas hatte Geburtstag und da dies nicht erstmalig in seinem Leben geschah, hatte er auch gewisse Erfahrungswerte. Beispielsweise diesen, wonach ein an ihn adressiertes Paket auch dann von seiner Mutter stammen könnte, wenn es so gar keine schriftliche Botschaft enthielt. Geschenk - Adressierung - fertig! Das Verhältnis zwischen Thomas und seiner Mutter war nicht dermaßen, dass Thomas freiwillig länger beziehungsweise in aller Selbstverständlichkeit an sie dachte. An seine Freundin dachte er hingegen freiwillig und länger und mit jeder Selbstverständlichkeit. Sie wohnt auswärts und das bewahrt die Romantik.
Nun aber war das Paket angekommen und somit erzählte Thomas seiner Freundin am Telefon davon. Er erzählte von dem darin enthaltenen Kaffee samt der Süßigkeiten und dem ihm vertrauten typischen Schriftbild auf dem auszufüllenden Adresszettel, mit der typischen schwarzen Tinte geschrieben, die Lettern wie immer eng beieinander und auch immer leicht in Rücklage. Dann kam er darauf zu sprechen, dass seine Mutter doch tatsächlich keine persönliche Notiz beigelegt hatte. Wie sei er froh, dass seine Freundin so ein ganz anderer Typ ist, viel lustiger und nicht so nüchtern und überhaupt. "Aber du weißt schon, dass Männer sich bei der Wahl ihrer Frauen doch unterbewusst an ihren Müttern orientieren?", so die Antwort aus dem Telefonhörer. Da musste Thomas lachen und seine Freundin lachte auch. Herzlich. Thomas erklärte ihr, dass sie sowohl optisch wie auch in den Gemütslagen ein vollkommener Unterschied zu seiner Mutter darstelle.
Dann legte er nach: Er erzählte davon, wie das Geschenk seiner Mutter dem Geschenk vom vergangenen Geburtstag ähnelte - in Form und Gedankenlosigkeit. Das sei typisch für sie beide, sie und ihn, dass man auf Distanz bleibe und sich nicht allzu sehr in Persönlichem ergehe. Auch erzählte er davon, dass seine Mutter unmöglich nicht mitbekommen haben könne, dass er Hobbys pflege und ihn statt mit Kaffee zu versorgen, doch ein Geschenk in diese Richtung mehr Freude bereitet hätte. Das sage einem doch der gesunde Menschenverstand.
Seit er sich erinnern könne, habe seine Mutter solche Dinge getan, gedankenlos, zweifellos lieb gemeint, aber im Grunde für den Wind. Seine Freundin hörte aufmerksam zu und war entsetzt. Eine durchaus angemessene Reaktion, schließlich war das Paket in Wirklichkeit von ihr.