Die Königsberger wollen den Lyriker Edmund Stubenrauch aus der Vergessenheit reißen

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Karlheinz Buld (am Stehpult), Oswald Tränkenschuh und Hannelore Rectanus rezitierten Gedichte des Heimatdichters Edmund Stubenrauch zu verschiedenen Themen. Foto: Gerold Snater
Karlheinz Buld (am Stehpult), Oswald Tränkenschuh und Hannelore Rectanus rezitierten Gedichte des Heimatdichters Edmund Stubenrauch zu verschiedenen Themen.  Foto: Gerold Snater

von unserem Mitarbeiter Gerold Snater Königsberg — Es war interessant und für viele Zuhörer etwas Neues, das sie am Samstagabend im Rathaussaal der Stadt Königsberg über den Heimat...

von unserem Mitarbeiter Gerold Snater

Königsberg — Es war interessant und für viele Zuhörer etwas Neues, das sie am Samstagabend im Rathaussaal der Stadt Königsberg über den Heimatdichter Edmund Stubenrauch erfahren konnten. Eingeladen zu der Lesung hatte der Arbeitskreis Heimat und Geschichte Königsberg und seine Stadtteile. Sogar Landrat Wilhelm Schneider mit Gattin war gekommen, um Wissenswertes über den meist unbekannten Heimatdichter Edmund Stubenrauch, der 1859 in Hellingen geboren wurde und 1925 dort starb, zu hören.
Der Hausherr und Bürgermeister Claus Bittenbrünn ging kurz auf den Lebensweg von Edmund Stubenrauch ein. Dies tat er anhand eines Reiseberichts von Andreas Stubenrauch, eines entfernten Verwandten des Heimatdichters, der 1959 nach Hellingen gekommen war, in dem Jahr, in dem Edmund Stubenrauch 100 Jahre alt geworden wäre.
Bevor Oswald Tränkenschuh, der Hauptredner des Abends, vertieft in das Leben und Wirken des Dichters einführte, überreichte er Hannelore Rectanus, einer Nachfahrin Stubenrauchs, für die Bereitstellung des umfangreichen Archivmaterials einen Blumenstrauß.
Edmund Stubenrauch, der im Laufe seines Lebens mit etlichen Preisen ausgezeichnet wurde, war ein Dichter, der hochgelobt, aber auch für 25 Jahre "lebendig begraben" wurde. Diese lange Zeit musste er in einer Anstalt in Hildburghausen verbringen, bevor er, kurz vor seinem Tod, wieder in sein Heimatdorf Hellingen zurückkehren konnte, wo er am 27. März 1925, vor 90 Jahren starb. Warum Stubenrauch für diese lange Zeit "weggesperrt" wurde, das taucht nirgendwo auf.
Oswald Tränkenschuh ist der Meinung, dass diese Wegsperrung nicht aus gesundheitlichen, sondern seinerzeit aus politischen Gründen erfolgte. Für ihn ist Edmund Stubenrauch ein bedeutender Lyriker, der aber in keiner Dichtersammlung auftaucht. Er stellte ihn auf die gleiche Stufe wie den viel bekannteren Rainer Maria Rilke.
Oswald Tränkenschuh, ehemaliger Rektor einer Förderschule, nutzte den Einstieg in das Wirken von Stubenrauch auch, um den Zuhörern etwas über Lyrik und Versmaß zu erzählen. Dabei benutzte er historische Dokumente, die er in monatelanger akribischer Arbeit aus dem Besitz von Hannelore Rectanus durchforstet hatte.


Tiefe Einblicke

Die Lesung mit Gedichten Edmund Stubenrauchs durch Hannelore Rectanus, Karlheinz Buld und Oswald Tränkenschuh gewährte einen tiefschürfenden Einblick in das fruchtbare, sehr unterschiedliche Schaffen des Lyrikers, der zu Unrecht in seiner Heimat in Vergessenheit geraten ist. Oswald Tränkenschuh qualifizierte ihn in seiner Laudatio mit den Worten: "Edmund Stubenrauch war ein großartiger Lyriker."


Wiederholung geplant

Diese Veranstaltung, die am kommenden Samstag um 19 Uhr im Sportheim in Hellingen, dem Geburts- und Sterbeort Stubenrauchs, wiederholt wird und die von einer Ausstellung im "Haus der Geschichte" in Königsberg in der Marienstraße 14 begleitet wird (die Besichtigung ist an den kommenden zwei Sonntagen jeweils von 14 bis 17 Uhr möglich), dient dazu, den Hellinger Lyriker aus seiner Vergessenheit herauszureißen. Passend dazu wurde und wird auch am kommenden Samstag die Lesung von Marco Häfner mit einigen Stücken am Klavier begleitet.