An der Ina-Straße in Höchstadt-Süd ist ein traditionsreiches Gebäude verschwunden. Wo einst der Kegelsport aufblühte sollen jetzt zwei Mehrfamilienhäuser entstehen.
Andreas Dorsch Es war ein hochmoderner Supermarkt, den die Familie Zwingel im Jahr 1966 am Rande des damaligen Neubaugebiets Höchstadt-Süd eröffnete. Weil Werner und Brunhilde Zwingel ihren Markt nicht einfach so auf den Erdboden setzen wollten, unterkellerten sie das Bauwerk und bauten ein kleines Juwel ein: die erste vollautomatische Bundeskegelbahn in Höchstadt.
Seit einigen Tagen ist nicht nur das Supermarktgebäude verschwunden. Wo einst die Kugeln rollten, gähnt nur noch ein großes Loch.
Bereits vor Jahren hatte Matthias Zwingel - Sohn der Erbauer - Pläne, das schon lange nicht mehr zeitgemäße, über 50 Jahre alte Supermarktgebäude abzureißen und durch Mehrfamilienhäuser zu ersetzen.
Nach Protesten von Anwohnern wurden die Pläne für das Areal an der Ina-Straße mehrmals überarbeitet. Vor inzwischen zwei Jahren gab der Bauausschuss des Höchstadter Stadtrats grünes Licht für die Errichtung von zwei Mehrfamilienhäusern mit insgesamt elf Wohneinheiten.
Wie Matthias Zwingel jetzt auf Anfrage des FT wissen ließ, möchte er den Wohnungsbau nicht weiter verfolgen. So habe er bereits vor einem Jahr das ganze Areal an das Erlanger Unternehmen Anders Bau verkauft, das Zwingels Planung übernommen hat. Zwingel betreibt mehrere Rewe-Märkte in der Region und will sich voll auf den Lebensmittelhandel konzentrieren.
Vollautomatische Bahnen
Der alte Zwingel-Markt in Höchstadt-Süd hatte nicht nur für den Stadtteil jenseits der Aisch eine wichtige Versorgungsfunktion. Ganz besonders freuten sich Höchstadts Kegelfreunde über die beiden neuen vollautomatischen Kegelbahnen im Keller. Zu diesen Keglern gehörte auch Dieter Zwingel, Bruder des Erbauers. Er kann sich noch gut daran erinnern, dass in Höchstadt in der Vergangenheit viel gekegelt wurde.
So gab es in den Gaststätten "Neue Post" am Vogelseck, in der "Schwane" am Schillerplatz und am Petersbeck-Kellerhäuschen Kegelbahnen, wo eifrig gekegelt wurde, auf denen aber immer noch Kegelbuben die Kegel wieder aufstellen mussten. Wie sich Zwingel erinnert, wurden die beiden Kegelbahnen in den Gasthäusern Anfang der 1960er Jahre aufgegeben, die alte Bahn am Kellerhäuschen dagegen erst jüngst wieder restauriert. Die neue Anlage im sogenannten "Siechenkeller" bot mit ihren zwei vollautomatischen Bahnen plötzlich die Möglichkeit, den Kegelsport wesentlich professioneller zu betreiben.