Kronach — Der Name klingt wie Musik. Der Duft erinnert an Zitronen. Der Anblick entflammt Sinne und Gemüt. Drei Merkmale, ein Begriff: Diptam! Das extravaga...
Kronach — Der Name klingt wie Musik. Der Duft erinnert an Zitronen. Der Anblick entflammt Sinne und Gemüt. Drei Merkmale, ein Begriff: Diptam! Das extravagante Rautengewächs mit den weiß-pink geaderten Blüten steht als brillantes Kunstwerk und botanisches Phänomen vollkommen unter Naturschutz. Im Frankenwald entfaltet der Diptam seine rosafarbenen Blütenkerzen am Osthang der Hohen Wart, im Halbschatten des Rabensteins und am Zeyerner Geschichtsweg.
Als Feuerpflanze, Brennkraut oder als "Brennender Strauch" gleicht der Diptam dem "Brennenden Dornbusch" in der christlichen Mythologie. Ein Blumenmärchen erzählt: Lange vor Äskulap lebte auf Kreta ein berühmter Arzt und Naturheiler namens Diptam. Er kannte alle Krankheiten und konnte viele heilen. Deshalb glaubte man auf der Insel, Diptam besitze ein Zauberelixier.
Als der Gelehrte sein Ende nahen sah, ließ er sich ins Freie tragen, um von der Sonne, dem Meer, den Blumen und den Menschen Abschied zu nehmen. Seine Freunde baten ihn, er möge doch den Namen des Wundermittels preisgeben, bevor er das Geheimnis mit ins Grab nehme. Der alte Mann aber belächelte nur müde ihren Aberglauben. Bald darauf starb er.
Wenige Wochen danach wuchs auf seinem Grab eine bis dahin unbekannte Pflanze mit Zitronenduft. Die dankbaren Inselbewohner gaben ihr den Namen des verstorbenen Wohltäters und benützten sie fortan zur Heilung vielerlei Beschwerden. Erste naturwissenschaftliche Erkenntnisse über die Heilkraft des Diptam im Mittelalter offenbaren Albertus Magnus und Hildegard von Bingen.
An drückend heißen und windstillen Tagen erzeugt die Pflanze ätherisches Öl, das sich selbst entzündet.
In der Abenddämmerung flackern dann geheimnisvolle blaue Flämmchen wie Irrlichter um den Rabenstein.
Früher vermutete man dort die ruhelosen Seelen aus der fränkischen Ritterdynastie "derer von Zeyern". Ihr stolzes Château über den steil aufragenden Felsbänken am Kindleins-
knock soll der Sage nach im weiten Höhlenlabyrinth des Berges versunken sein.