Die Holzbruck ist heute aus Beton

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So sah die Holzbrücke einmal aus.
So sah die Holzbrücke einmal aus.
Fotos: Stadtarchiv Kulmbach
Die Pörbischer Friedenseiche war der Dorfmittelpunkt.
Die Pörbischer Friedenseiche war der Dorfmittelpunkt.
 
Eine Zeitlang war die Brücke für den Verkehr gesperrt.
Eine Zeitlang war die Brücke für den Verkehr gesperrt.
 

Wie eine Brücke zum Wahrzeichen des Kulmbacher Stadtteils Pörbitsch wurde.

Erich und Marcus Olbrich

Das Wort "Pörbitsch" kommt aus dem Slawischen und bedeutet Weide. Die Bezeichnung für den Kulmbacher Stadtteil ist verständlich, da an den Rändern des Weißen Mains einst sehr viele wasserliebende Weiden wuchsen. Die ersten Siedler darf man dort bereits 1398 vermuten.

Es war damals üblich, sorbische Rodungsbauern ins Land zu holen, um den Boden wirtschaftlich zu nutzen. Der Name der Siedlung wandelte sich 1531 von Poerbitsche in Poerwitsch, unter dem heutigen Namen wird sie erst ab 1740 geführt.

Das gewachsene Zentrum ist der Dorfplatz, auch Anger genannt, mit seiner Eiche. Übrigens befand sich hier der erste Kreisverkehr Kulmbachs. Aber nicht nur für den Verkehr wurde der Platz genutzt, auch Kerwas und Wiesenfeste durften auf dem Anger gefeiert werden.

Rivalität zur Blaich

Der Ort hatte keine eigene Schule, er gehörte zur Blaich, und diese erhielt nach der Eingemeindung nach Kulmbach im Jahr 1902 als politisches Versprechen ein Schulhaus, das 1905 tatsächlich entstand.

Zwischen den beiden Orten gab es trotzdem lange Zeit eine gewisse Rivalität. Und so wurde aus Gleichheitsgründen das erstmals 1910 gehaltene Wiesenfest abwechselnd in der Blaich und in der Pörbitsch gefeiert, später und bis heute nur noch in dem 1904 eröffneten Mönchshofgarten.

Die Abgrenzung der Pörbitsch in Richtung Blaich bildete die Kirchentreppe und führte mitten durch die Zimmerei von Heiner Höfling. Nach Westen gehörte der Sandlersche Hetenhof bereits zu Ziegelhütten. Die Grenze bildete der kleine Fußweg zur Hans-Dill-Straße.

Berühmt war der Ring- und Stemmclub in der Boxergasse (heute Pörbitscher Hang). An der Abzweigung zur Hetzenleite (Hetzen = Elstern) befand sich der Übungsplatz. Besonders Namen wie der Schneiders Dress, der Schneiders Michl oder der Bärs Karl hatten in der Sportszene einen guten Klang.

Weltberühmter Schatz

Weltberühmt wurde die Pörbitsch durch einen Schatzfund am 23. August 1912. Beim Ausheben des Baugrunds für das Haus Blaicher Straße 48 fanden die Arbeiter rund 40 goldene Pokale und andere altertümliche, verzierte Gerätschaften. Vergraben hatte sie in den Wirren des Dreißigjährigen Krieges der Großhändler Gutteter. Da alle Eingeweihten durch die Pest ums Leben kamen, schlummerten die Kostbarkeiten 280 Jahre im Pörbitscher Boden. Bürgermeister Flessa ist es zu verdanken, dass die Stadt Kulmbach die Fundstücke erwarb. Heute sind sie im Obermainmuseum auf der Plassenburg zu sehen.

Bis 1934 gab es einen Pfad, auf dem die Pörbitscher in die Stadt gelangten. Dieser alte Weg überquerte in der Au über einem steinernen Bogen den alten Mainarm, kurz vor der Stadt seit 1846 auch den Bahndamm. Auf beiden Seiten führte eine Treppe hinauf zu den Bahnschranken, diese konnte man anheben.

Der eigentliche Fahrverkehr in die Stadt hinein verlief entweder über die Blaich und die "Steinerne Brücke" ins Grünwehr oder über Priemershof. Alle Wege waren mehrfach im Jahr stark hochwassergefährdet. Es war durchaus üblich, dass die Ehefrauen und ältere Kinder weiteste Fußwege in Kauf nahmen, um den Männern an ihrem Arbeitsplatz in der Stadt ein warmes Essen zu bringen.

Die Essenstragerla, also die Tiegel und Töpfe, wurden sorgfältig in Tücher und Zeitungspapier eingewickelt und in einem Korb verstaut. Um bei Hochwasser trockenen Fußes von der Pörbitsch in die Stadt zu gelangen, wurden oft Pfähle eingeschlagen und Holzbohlen darüber gelegt.

Durch den 1932 begonnenen Flutmuldenbau war dieser schmale Pfad unterbrochen. Von den betroffenen Pörbitschern hagelte es Beschwerden an den Stadtrat, der in der Sitzung vom 29. November 1933 entschied, eine feste Brücke über die Flutmulde bauen zu lassen.

Da das Angebot für eine Eisenbetonbrücke sich auf über 30 000 Reichsmark belief und man keine Rücklagen angreifen wollte, entschied man sich für das Angebot der Zimmereien, Vießmann, Hämmer und Höfling, welches eine 7732 Reichsmark teure Holzbrücke vorsah.

Die Holzbrücke entsprach dem in Betracht kommenden Fußgänger-, Radfahr- und Fuhrwerksverkehr, war jedoch für den Kraftfahrverkehr zu sperren. Die Ausführung sollte mit Kiefern- und Eichenholz erfolgen, der Brückenbelag aus acht Zentimeter dicken Eichenbohlen bestehen. Mit dieser Maßnahme dürften auch die Wünsche der Bevölkerung erfüllt worden sein, da vor allem auf einen schnellen, zeitnahen Bau Wert gelegt wurde.

Unterstützung erhielten die Zimmereien von Einheiten, die der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei nahestanden, so dass der Aufbau bis zum Herbst 1934 abgeschlossen werden konnte.

Neben der Holzbrücke in der Pörbitsch wurden zwei Feldwegbrücken bei Burghaig und Petzmannsberg, ferner die Priemershofer Betonbrücke und zuletzt die Brücke der Hofer Straße errichtet. Für die Eisenbahnlinie musste eine um 42 Meter versetzte, neue und längere Brücke gebaut werden.

Trampelpfad in die Stadt

Der Trampelpfad von der Pörbitsch in die Stadt wurde 1934 zu einem befestigten Weg ausgebaut und mit Kastanien bepflanzt. In diesem Zusammenhang wurde auch die Bahnunterführung am Schwedensteg errichtet. Durch die schlüpfen heute noch gerne die Mainparkbewohner, um zu den Einkaufsmärkten in der Ruckdeschel-Straße zu gelangen.

Der Pörbitscher Weg zwischen Flutmulde und Bahndamm erfuhr 1945 eine traurige Nutzung. Links und rechts errichteten die Amerikaner ein Lager für deutsche Kriegsgefangene. 18 000 Häftlinge wurden hier im Freien zusammengepfercht. Aufgrund eines Gutachtens der Landesgewerbeanstalt beschloss der Stadtrat am 26. Mai 1977, die Holzbrücke für den gesamten Fahrverkehr zu sperren. Problematisch war, dass eine größere Kanalsanierung zwischen Spitzenpfeilstraße und Friedrich-Ebert-Straße durchgeführt werden musste und damit die Blaicher Straße als Umleitung ausfiel.

Die Engstelle beim Baugeschäft in der Hugo-Hesse-Straße (heute der Bereich des Königreichsaals der Zeugen Jehovas) musste beseitigt und die Ampelschaltung an der Kronacher Straße angepasst werden.

Wichtig war, dass der Verkehr in der Hofer Straße über die alte Brücke (Abbruch Herbst 1979) fließen konnte, solange sich die neue Berliner Brücke (Fertigstellung im Sommer 1979) im Bau befand.

Hochwasser verzögert Baubeginn

Der Baubeginn der Pörbitscher Brücke verzögerte sich wegen Hochwassers auf Juni 1978. Während der Bauzeit wurde der Fußgängerverkehr mittels eines behelfsmäßigen Holzstegs aufrechterhalten.

Die neue Stahlbetonbrücke hat eine Länge von 54 Metern und eine Fahrbahnbreite von sechs Metern, zusätzlich zwei Gehsteige mit je 1,5 Metern. Es wurden 500 Kubikmeter Beton und 60 Tonnen Stahl verbaut. Die Gesamtkosten betrugen 540 000 Mark, das war 30 000 Mark günstiger als im Kostenvoranschlag geplant.

Der Brückenneubau musste sich an die bestehende, niedrige Unterführung der Bundesstraße 289 anpassen. Um auch Rettungsfahrzeugen die Durchfahrt zu ermöglichen, wurde die Unterführung tiefer ausgegraben, was aber zur Folge hatte, dass zwischen Unterführung und Brücke eine steilere Rampe entstand.

Die offizielle Einweihung fand am 3. November 1978 durch OB Erich Stammberger statt. Er betonte dabei, dass diese Ersatzbrücke nicht nur für die Stadtteile Blaich und Pörbitsch wichtig sei, sondern zur Entlastung des Schwedenstegs beitrage, um während des Abbruchs der alten Berliner Brücke den Verkehr zu entlasten.

So mancher blieb dran hängen

Sie galt freilich nur für den Automobil- und Kleinlastverkehr bis zu 2,8 Tonnen, nicht für den Schwerlastverkehr. Die Beschränkung ergab sich durch die Reduzierung der Unterführung der B 289 auf drei Meter Höhe. So mancher Fahrer eines Transporters beachtete dies nicht, und blieb hier schon hängen.

Der Name Holzbruck hat sich trotz der neuen Betonbrücke erhalten. Es soll schon vorgekommen sein, dass ein Autofahrer im Ängerlein nach dem Weg zum Kaufland fragte und der Einheimische erklärte: "Da vorne links herum, über die Holzbrücke und schon sind Sie da." Es sollen immer noch auswärtige Autofahrer in der Pörbitsch kreisen und die Holzbruck suchen ...