Die Haubentaucher wundern sich

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Die Spundwände sind gesetzt, um den Röttenbach vom Endsee abzutrennen. Fotos: Michael Busch
Die Spundwände sind gesetzt, um den Röttenbach vom Endsee abzutrennen.  Fotos: Michael Busch
Schweres Gerät ist am zurzeit ausgelassenen Weiher aufgefahren.
Schweres Gerät ist am zurzeit ausgelassenen Weiher aufgefahren.
 

Bauarbeiten  Am Dechsendorfer Weiher sind schwere Maschinen angerückt. Der Bau für den Umlaufgraben für den Röttenbach ist im Gange. Ziel des 1,2 Millionen Euro teuren Projektes: Einen blaualgenfreien Weiher zu schaffen.

von unserem Redaktionsmitglied 
Michael Busch

Dechsendorf — Es herrscht wieder einmal Unruhe am Dechsendorfer Weiher. Haubentaucher, Knäckenten und Schnatterenten verfolgen aufmerksam, was an "ihrem Weiher" geschieht. Schwere Baumaschinen haben Stellung bezogen, Erdmassen werden hin und her bewegt, Bäume gefällt. Die Schnappschildkröte, die im Sommer die Medien und so manchen Besucher in dem Naherholungsgebiet beschäftigt hat, spielt zurzeit keine Rolle mehr. Es geht vielmehr um ein Thema, das bereits seit Jahren mit dem Großen Bischofsweiher, so der offizielle Name des Dechsendorfer Weihers, verbunden wird.

Manchmal stinkt es gewaltig

Denn bereits seit Jahren ist der Weiher für Badegäste nur noch tageweise "beschwimmbar". Blaualgen vermiesen den potenziellen Gästen die Lust auf ein Bad im erfrischenden Nass. Den Anwohnern und Dechsendorfer Bürgern stinkt diese Blaualgenblüte gewaltig. Und das nicht nur sprichwörtlich: An manchen Tagen ist der Spaziergang um den Weiher nur noch mit Atemschutz möglich, ein stechender, fauler Geruch hat wenig mit Naherholung zu tun. Zum anderen stinkt es den Erlanger Ortsteilbewohnern, weil es Zeiten gab, in denen der Weiher als Touristenattraktion dementsprechend die Besucher nach Dechsendorf brachte. Restaurants, die Geschäfte an der Naturbadstraße, ein Bootsverleih und zwei Kioske profitierten ebenso wie der Campingplatz am Weiher und viele andere mehr.
Der Erlanger Stadtrat beschäftigt sich ebenfalls weit über ein Jahrzehnt mit der künstlich angelegten Wasserfläche. Er wurde entschlammt, er wurde gekalkt, er wurde unterschiedlich mit Fischen besetzt, der Erfolg, dass der Weiher wieder frei von Blaualgen werde, setzte aber nicht ein. Lange gedrückt hatten die politischen Vertreter sich von der sogenannten Umlaufleitung. Vor allem die Kosten machten es schwer, eine Mehrheit zu finden, die bereit war, das Risiko einzugehen, diese Baumaßnahme voranzutreiben. Denn ob die in diesem Jahr gestarteten Bauarbeiten wirklich erfolgreich sind, mag noch keiner abschätzen.
Und diese Arbeiten sind beeindruckend. Ziel ist es, dass der Röttenbach, der bisher in den Weiher floss, an dem selbigen vorbeizuleiten. Grund: In den Fachämtern ist man der Überzeugung, dass die Phosphat- und Nitratbelastung des Baches maßgeblich zur Blaualgenentwicklung im Weiher beitrage. Entschieden hat man sich im Stadtrat nun für einen 1,6 Kilometer langen Graben, der entlang des Weihers führt.
Die verplanten 1,2 Millionen Euro werden an den unterschiedlichsten Stellen am und im Weiher verbaut, um nachhaltig Erfolg zu haben. 75 Prozent der Kosten werden durch den Freistaat Bayern als Fördermittel eingebracht.
Grundsätzlich soll der naturnahe Wasserlauf die bisher mäßige Gewässerstruktur verbessern und einen neuen Lebensraum für die ökologische Vielfalt der Natur schaffen. Im neuen Röttenbach können dann Nährstoffe, Sedimente und auch Fische aus dem Einzugsgebiet des Weihers um diesen herum ins Unterwasser des Wassers abgeleitet werden. Passieren soll das unter anderem mit neuen Ausleitungsbauwerken, die aufwendig gebaut werden. Dort muss unter anderem der vorhandene Schilfröhrichtbestand verpflanzt werden. Es muss für den neuen Röttenbach aber auch die Sohle des Baches abgedichtet werden, damit das dort durchlaufende Wasser nicht versickert. Der anliegende vorhandene Kiefernwald wird in einen standortgerechten Auwald umgewandelt.

Geplagte Autofahrer

Zurzeit zeigt eine große Spundwand am benachbarten Endsee an, dass es zu massiven Eingriffen in die Natur kommt. Diese soll nämlich verhindern, dass die beiden unterschiedlichen Wasserkörper nicht ineinanderfließen. Die Umbaumaßnahmen haben aber nicht nur Freunde. Elisabeth Pröbel beobachtet die Arbeiten des Baggers ganz genau. "Die machen die Wege komplett kaputt. Ein Spazierengehen ist momentan nicht möglich", bedauert die Forchheimerin, die schon seit Jahren zu ihrem Weiher fährt. Gespannt ist sie auch auf die Sperrung der Naturbadstraße, die ansteht, um die Umlaufleitung auch im unteren Bereich des Weihers fertigzustellen.
Die Vollsperrung wird Auswirkungen auf den Pendler-Verkehr innerhalb des Landkreises haben. Für die geplagten Autofahrer der Dauerbaustelle, auf der A 3 ist die Verbindungsstraße zwischen Dechsendorf und Möhrendorf eine beliebte Alternativstrecke, die demnächst wegfallen wird.
Auf der anderen Seite steht natürlich die Hoffnung, dass mit Abschluss der Bauarbeiten wieder ein Dechsendorfer Weiher entsteht, wie ihn noch so mancher Besucher aus den 1970er- und 1980er-Jahren in Erinnerung hat. 2015 soll das Naherholungsgebiet wieder in der Komplettheit zur Verfügung stehen. Ob die entstandenen Baunarben bis dahin wieder mit Gras überwachsen sind, wird sich zeigen.

Spannende Frage

Dem dann aufmerksamen Beobachter wird nicht entgehen, dass der Festival-Streifen, auf dem unter anderem Klassik am See stattfindet, ein wenig schmaler sein wird.
Es wird zu sehen sein, dass der Spielplatz verlegt wurde und die Fische neue Treppen vom Röttenbach zum Weiher hin gebaut bekommen haben. Am spannendsten bleibt aber die Frage, ob es am Weiher noch stinkt und ob die 1,2 Millionen Euro nicht einfach versickert sind.