Der Todesstoß für Regionalfleisch?

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Rindfleisch aus der Region anzubieten könnte in Zukunft noch schwieriger werden. Jürgen Fleischmann vertreibt in seiner Metzgerei in Adelsdorf bisher ausschließlich Regionalprodukte. Foto: Benedikt Herzig
Rindfleisch aus der Region anzubieten könnte in Zukunft noch schwieriger werden. Jürgen Fleischmann vertreibt in seiner Metzgerei in Adelsdorf bisher ausschließlich Regionalprodukte.  Foto: Benedikt Herzig

Bauern und Metzger im Landkreis Erlangen-Höchstadt fühlen sich von der Politik im Stich gelassen. Sie befürchten, dass billige Konkurrenz aus Südamerika und den USA die Lage für das Regionalfleisch weiter verschlechtert.

Adelsdorf —  Fleischzuchtbetriebe für Rindfleisch sind in der Region rar geworden. Die Bauern im Landkreis sehen sich durch immer strenger werdende Auflagen und neuste Abkommen im Stich gelassen. Auch lokale Metzger wie Jürgen Fleischmann aus Adelsdorf, die auf regionales Fleisch setzen, sind schwer betroffen.

Ein Abkommen der EU mit Mercosur wird zu mehr zollfreien Rindfleischimporten aus Südamerika führen. Das könnte den Todesstoß für das lokale Rind bedeuten.

Lokale Bauern im Stich gelassen

Immer strengere Haltungsauflagen zum Schutze des Tierwohls und jetzt auch noch billige Konkurrenz vom anderen Ende der Welt? Produzenten für Regionalfleisch fühlen sich von der Politik aufgegeben.

Zwar werden an das Importfleisch die gleichen Produktstandards angelegt, aber in den südamerikanischen Ländern werden häufig genmanipulierte Futtermittel mit großen Umweltfolgen angebaut, um die Rinderbestände der Großanlagen zu mästen.

Doch was bedeutet das für die lokalen Bauern? "Das ist eine Katastrophe für die Landwirtschaft!", meint Robert Ort, Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbandes (BBV). Wenn der Fleischpreis durch die Marktüberschwemmung mit Billigfleisch nur um 50 Cent pro Kilo sinken sollte, verbucht der Bauer pro Rind einen Verlust von ungefähr 200 Euro, sagt Ort. "Wie soll lokale Viehzucht da noch attraktiv sein?"

Metzgerhandwerk vor dem Aus

Nicht nur Bauern, sondern auch die örtlichen Metzger werden die Konsequenzen des Abkommens spüren. Jürgen Fleischmann bietet in seiner Metzgerei an der Hauptstraße in Adelsdorf nur regionale Fleischprodukte an. Den niedrigeren Preis für Fleisch müsse zwingend auch der Metzger an die Kunden weitergeben, denn durch Supermarktketten steht genug Konkurrenz bereit, die günstiges Fleisch anbietet. "Die Region für die Region", fordert Jürgen Fleischmann.

Schon wenn die Menschen vor Ort mehr Wert auf die Herkunft des Fleisches legten, könne eine lokale Rindfleischproduktion aufrechterhalten werden. Das Metzgerhandwerk könne man, so Fleischmann, allein über Qualität und Service retten.

Mitten in die Kritik an dem EU-Mercosur-Abkommen rutscht nun eine weitere schlechte Nachricht: Die Bundesregierung hat mit den USA einen Deal ausgehandelt, wonach über den Zeitraum der nächsten sieben Jahre bis zu 35 000 Tonnen Rindfleisch aus den Vereinigten Staaten zollfrei die deutschen Grenzen passieren dürfen.

Die Politiker müssen entscheiden

Das Problem mit dem US-Fleisch ist ähnlich zum Mercosur-Fleisch, denn rein von der Qualität des Fleisches kann es laut Fleischmann und Ort mit Regionalprodukten mithalten, aber der Verbraucher muss sich fragen, was dafür geopfert wird. Die Tiere würden zwar in üblicher Mutterkuhhaltung gehalten, aber die Dimensionen der Zuchtbetriebe unterscheiden sich maßgeblich von lokalen Bauern. Mastbetriebe mit mehr als 20 000 Tieren seien in den Feed Lots Südamerikas keine Seltenheit. Um die Rinder zu sättigen, würden Anbauflächen für Soja durch weitreichende Rodungen der Regenwälder geschaffen. Da der Bundestag dem Abkommen noch zustimmen muss, sind jetzt Abgeordnete aus dem Landkreis für die Rettung des Regionalfleischs gefragt.