Bis die Stadt zum Bad wurde, vergingen viele Jahrzehnte der Bemühungen. Der Meilenstein der Stadtgeschichte am 8. April 1970 erfreute jedoch nicht alle. Das nahe gelegene Staatsbad wollte dies damals verhindern.
Was heute eine sehr partnerschaftliche Beziehung ist, war im vergangenen Jahrhundert über mehrere Jahrzehnte schwierig. Denn weder mancher Bürger noch die staatlichen Stellen erfreuten sich an der Verleihung des Bad-Titels an die Stadt Brückenau vor genau 50 Jahren.
"Manch einer warf der Stadt gar vor, den Titel vom Staatsbad geklaut zu haben", so zumindest beschreibt Edgar Rieß die gespaltene Stimmung damals. Der heute 79-jährige Rieß war zu dieser Zeit als Stadtkämmerer und später als Geschäftsleiter im Rathaus tätig. Für die Stadt jedenfalls war es eine folgerichtige Entwicklung, nachdem Anfang des 21. Jahrhunderts die Quellen in Brückenau erschlossen und ein gut funktionierender Kurbetrieb aufgestellt wurde.
Versuche über Jahrzehnte
Es war eine Krux mit dem Bad-Titel für die Stadt. Vermutlich gab es bereits in den 1920er Jahren des vergangenen Jahrhunderts die ersten Versuche, die Stadt als Bad anerkennen zu lassen. Erste offizielle Dokumente darüber reichen in das Jahr 1939 zurück, bestätigt Roland Heinlein vom Stadtarchiv.
Die Nähe zum Staatsbad, das damals den Titel Staatliches Mineralbad Bad Brückenau trug und Eigentum des Freistaates Bayern ist, habe das Vorhaben lange Zeit nicht einfacher gemacht. "Ich denke, dass das Staatsbad damals zu viel Konkurrenz in der nahegelegenen Kurstadt sah", vermutet der ehemalige Geschäftsleiter. Der Freistaat habe den eigenen Kurbetrieb nicht gefährden wollen.
Denn in Folge der Umbenennung musste das Staatsbad sein zweites Bad im Titel hergeben. Es sollte sich fortan Staatsbad Brückenau nennen. "Die unterschiedlichen Bezeichnungen haben lange zu Missverständnissen bei Besuchern geführt", sagt Rieß.
Unter Egid Trost, der von 1952 bis 1970 Bürgermeister war, gelang es den Brückenauern nach langen Bemühungen endlich. Quasi an seinem letzten Arbeitstag vor dem Ruhestand präsentierte Trost die Urkunde im Stadtrat. Der enge Mitarbeiter Rieß musste dafür extra "nach Würzburg rasen, um pünktlich zur Sitzung abends wieder mit der Urkunde in Brückenau zu sein", erinnert er sich an den historischen Tag.
Noch in den Jahren danach haben Stadt und Staatsbad versucht, Kurbetrieb und Fremdenverkehr unter einen Hut zu bekommen, doch eine Einigung wurde nie erzielt. Die Verhandlungen seien etwa im Jahr 1987 abgebrochen worden, erinnert sich Rieß. In den Folgejahren konnte "eher in kleinen Schritten und punktuell zusammengearbeitet werden." Trotzdem sei die Zusammenarbeit mit der Kurverwaltung immer gut gewesen.