Der Hunger auf "Essecken" bleibt

2 Min
Die ehemalige Essecke in der Forchheimer Hornschuchallee war von Gastronomen umworben, aber die Vermieterin des Hauses zog die Bewerbung eines Planungsbüros vor. Foto: Ekkehard Roepert
Die ehemalige Essecke in der Forchheimer Hornschuchallee war von Gastronomen umworben, aber die Vermieterin des Hauses zog die Bewerbung eines Planungsbüros vor.  Foto: Ekkehard Roepert
Freude am Essen gehört zum vertrauten Bild in der Genussregion Forchheim. Foto: Josef Hofbauer
Freude am Essen gehört zum vertrauten Bild in der Genussregion Forchheim.  Foto: Josef Hofbauer
 

In der Hornschuchallee 30 werden künftig keine Gäste mehr bewirtet. Aber die Experten sind sich einig, dass der Gastromarkt in Forchheim immer noch neue Angebote vertragen kann.

Ekkehard Roepert An Bewerbern habe es nicht gemangelt, sagt Irmgard Belz. Dennoch habe sie sich gegen einen Gastronomen in ihrem Haus in der Hornschuchallee 30 entschieden.

Irmgard Belz ist Architektin und Spezialistin für Denkmalpflege. Nach der Restaurierung des Hauses Nummer 30 in der Hornschuchallee, eines der ältesten Bauwerke in Forchheim, hatte dort 2012 das italienische Restaurant Essecke eröffnet. Vier Jahre später, im Mai 2016, schloss die Essecke. Jetzt ist dort ein Planungsbüro, die Firma DT Elektroplanung, eingezogen. Was die Frage aufwirft, ob Forchheims Innenstadt mit gastronomischen Angeboten gesättigt ist.

Nicht aus Sicht von Irmgard Belz. "Es haben sich viele Gastroleute beworben, aber sie hatten kein Konzept und es war voraussehbar, dass es kein Jahr hält." Sie sei "offen für Gastro, aber nicht darauf fixiert", betont die Architektin. "Ein Laden, kombiniert mit einem Café wäre mein Favorit gewesen." Irmgard Belz meint, dass es "eine Frage der Qualität" sei, ob ein Geschäft läuft: "Man muss sich vom Bestehenden abheben." Eine "gehobene Bar zum Beispiel" hätte sie sich ebenfalls vorstellen können.

Service-Kräfte fehlen

Ähnlich schätzt Viktor Naumann die Lage ein: "Jedes Angebot schafft sich seine Nachfrage selbst", ist der Forchheimer Wirtschaftsförderer überzeugt. Die gastronomische Auswahl in der Stadt sei in den letzten Jahren größer geworden, ein Inder, ein Vietnamese, zwei neue Italiener seien hinzugekommen. "Gesättigt ist der Markt deshalb aber noch immer nicht", sagt Viktor Naumann.

Ein Problem sehe er aber im Mangel an Servicekräften. "Das Thai Basilikum hat keine Leute gefunden." Auch von anderen Betrieben weiß er, dass sie vergeblich Service-Kräfte suchen. Fazit Naumann: Die Nachfrage sei da. Die Konzepte passten. Andererseits lasse sich nicht alles, was andernorts funktioniere, auf Forchheim übertragen.

Das Paradebeispiel für diese These ist die Alte Wache am Paradeplatz. In den vergangenen vier Jahren sind dort vier Pächter gescheitert. Auch der aktuelle Pächter hat gerade aufgegeben. Schon das Ursprungskonzept der Brauerei Tucher, in der Alten Wache ein Bratwursthaus nach Nürnberger Vorbild zu etablieren, ging nicht auf. Auch das jüngste Angebot, mexikanisches Essen am Paradeplatz anzubieten, war nicht durchschlagend.

Spezialisierung bringt Erfolg

Christoph Kauer, einer der dienstältesten Wirte der Stadt, hat am eigenen Leib erfahren, wie schwer es ist, sich zu etablieren. "Ich hab lang gebraucht, um Kinderkrankheiten zu beseitigen", erzählt Kauer, der seit 17 Jahren das "Stadtlockal" in der Hauptstraße 52 betreibt. "Am Anfang hab ich auf Café und Kuchen und internationale Küche gesetzt. Im dritten Jahr hab' ich das sein lassen, weil ich merkte, man muss sich mehr spezialisieren. Seit wir fränkische Küche machen, läufts auch." Nicht gut genug gelaufen dagegen ist der Verkaufsladen gegenüber seiner Gastwirtschaft: Jetzt überlegt sich Kauer, dort "eine Art Café" zu eröffnen, eine Erweiterung seines Gastbetriebes. "Wir würden die Plätze brauchen und im Sommer leicht voll kriegen", sagt Kauer. Aber auch er habe den Kampf, ausreichend Personal zu finden.

Das Umfeld muss passen

Grundsätzlich geht Christoph Kauer davon aus, dass ein gutes Konzept eine weniger vorteilhafte Lage ausgleiche. Andererseits könne das beste Konzept scheitern, wenn das Umfeld nicht passe. Als beispielsweise die Tiefgarage am Paradeplatz saniert und für ein Jahr geschlossen worden war, habe sein Betrieb eine Krise erlebt; viele Auto fahrende Gäste waren nicht mehr in die Innenstadt gekommen, erinnert sich Kauer.

Und Irmgard Belz ist überzeugt, dass es die Essecke in der Hornschuchallee bis heute geben könnte. Das Restaurant sei nicht am gastronomischen Konzept gescheitert; sondern daran, dass nebenan über Jahre eine Baustelle war und die Restaurantbesucher mit dem Staub zu kämpfen hatten. "Das Umfeld macht was aus", sagt Belz. In ihrem Haus sei eine Gastronomie mit Außenbestuhlung problematisch. Das Haus liege zu nahe an der Einfahrt zur Tiefgarage.