Gemeinschaft Seit kurzem engagieren sich auch Jugendliche in der Kronacher Seniorengemeinschaft. Der 14-jährige Max Schlee ist einer davon. Mit Garten- und Hausarbeit will er sein Taschengeld aufbessern. Seine erste Kundin ist begeistert.
von unserem Redaktionsmitglied ANja Greiner
Kronach — In Eda Männls Garten wird Max Schlee die Arbeit so schnell nicht ausgehen. Wahrscheinlich ahnt er es schon, als er an einem verregneten Vormittag auf der Terrasse von Eda Männls Haus in Neuses Platz nimmt.
"Uns ist bewusst, dass Max nicht 70 Jahre dabei sein wird, aber wer einmal dabei war, kommt später vielleicht wieder leichter dazu", sagt Bianca Fischer-Kilian, Koordinatorin der Seniorengemeinschaft. Vor einem Jahr, sagt Fischer-Kilian, hätten sie das Konzept der Gemeinschaft - Senioren helfen Senioren - erstmal in Berufsschulen vorgestellt. Bis heute habe es gedauert, die Idee, die damals entstand, umzusetzen. Auch Jugendliche sollen in der Gemeinschaft mithelfen können. Vier haben sich inzwischen gemeldet.
"Na wunderbar"
Max Schlee ist 14 Jahre alt, spielt Basketball in zwei Vereinen, mit seinem Vater geht er ab und zu zum Angeln. Seine Mutter hatte in der Zeitung vom Seniorenverein gelesen und ihrem Sohn davon erzählt. "Manchmal", sagt sie, "wird es ja auch ein bisschen langweilig in den Ferien". Zum Taschengeld aufbessern sei das optimal, außerdem mache man was Sinnvolles und lerne den Umgang mit den Leuten kennen. Max nickt zustimmen. Gerade hat er den Anmeldebogen ausgefüllt. Auf der Rückseite des Bogens ist eine Liste. Zur Auswahl stehen Garten- und Hofarbeit, Hausarbeit und Begleitung beispielsweise bei Behördengängen. Bei Garten- und Hofarbeit kreuzt er alle Tätigkeiten an, bei der Hausarbeit belässt er es bei Betten Überziehen, Geschirr Spülen, Aufräumen und Müllentsorgung. Dinge, die er auch zu Hause machen muss.
Vor die Begeleitung bei Behördengängen setzt er schließlich auch noch ein Kreuz.
Als er Männl vorliest, was er alles angekreuzt hat, sagt sie: "Na wunderbar". Dann steht sie auf und geht schon mal vor in den Garten.
Hilfe auch in technischen Fragen
Sechs Euro bekommen die ehrenamtlichen Helfer pro Stunde, im Monat dürfen sie nicht mehr als 33 Stunden arbeiten - die sogenannte Ehrenamtspauschale bleibt so am Ende des Jahres steuerfrei.
Die Hilfeleistungen, das ist Bianca Fischer-Kilian wichtig, sollen keine Konkurrenz zu den ortsansässigen Betrieben darstellen. Es ist eine Unterstützung. Wenn beispielsweise der Winterdienst nur die großen Straßen, aber nicht die Terrasse oder den kleine Hauseingang vom Schnee befreit. Wenn am Gartenzaun eine Latte kaputt ist.
Wenn das Grab zwar von der Firma beflanzt und gegossen wird, nicht aber der Stein abgewaschen oder das Verblühte abgezupft wird. Wenn der Pflegedienst nicht die Krankenhauswäsche wäscht oder die Haustiere umsorgt. Kurzum: Ältere Menschen sollen, so lange es geht, noch in ihrem eigenen Haus leben können.
Maria Dauer ist 85 Jahre alt, seit Beginn im Verein und seit ein paar Tagen die Patin von Max Schlee. Sie übernimmt quasi für ihn den Mitgliedsbeitrag von 15 Euro für ein halbes Jahr. Damit ist Max bei seinen Arbeiten für die Mitglieder unfall- und haftpflichtversichert.
Sie übernehme das wirklich gern, sagt Dauer. "Und wenn ich's noch erleb', dann übernehm ich's auch noch im nächsten Jahr".
"Es gibt keinen Zwang"
Vorausgesetzt natürlich, Max hat dann auch noch Lust dazu. "Es gibt keinen Zwang", sagt Fischer-Kilian. Entweder man hat Zeit oder nicht.
"Ich ruf halt einfach an, sag, wo ich gerade was hätte, dann schaut man sich das an, tauscht Telefonnummern aus und macht einen Termin aus."
Sie dreht sich zu Max und fragt: "Du hast nicht zufällig ein iPhone 5?" Max schüttelt den Kopf. Schade, sagt Fischer-Kilian, sie suche gerade jemanden, der einer Seniorin noch ein paar Finessen an ihrem neuen iPhone zeigen kann. "Ja, auch technische Hilfe beispielsweise bei E-Mails oder Internetrecherche ist möglich", sagt sie.
Ohne iPhone, dafür mit sichtlichem Interesse steht Max derweil neben Eda Männl im Garten. Auf dem kleinen gepflasterten Weg und zwischen den Beerensträuchern wuchern Moos und Unkraut, der Rhabarber ist verblüht, Steine liegen im Weg, die Nachtkerzen haben ihre Blütezeit hinter sich.
Männl geht von Gebüsch zu Gewächs, bückt sich, zieht ein bisschen Unkraut zwischen den Steinen am Weg hervor und sagt: "Das muss alles raus." Ach und die Kommoden, die sie eigentlich auf den Sperrmüll bringen wollte, die könne man doch eigentlich streichen und dann bepflanzen. Ideen, sagt Eda Männl, habe sie genug. Nur eben keinen Mann zur Hand, der das alles umsetzen könnte. Sie dreht sich zu Max um und sagt lachend: "Keine Angst, ich werd dich nicht bei mir einquartieren."
Max steht noch ein wenig hilflos im Garten, die ausgerissene Nachtkerze in der Hand. Ja doch, er finde das "schon gut". "Passt", sagt er. Er schaut sich kurz im Garten um, dann legt er die abgestorbene Pflanze fein säuberlich auf einen Haufen mit Grünzeug am Rand des Gartens. Für den nächsten Tag haben sie um halb zehn einen Termin vereinbart.