Zeil/Bischofsheim — Das restaurierte Rote Kreuz oberhalb von Zeil ist eingeweiht worden. Der Zeiler Haßbergverein hatte es erneuert
Das Rote Kreuz an der Straße von Zeil nach Bischofsheim ist ein Begriff. Oftmals wird der Platz vor dem Kreuz als Start-und Treffpunkt für Wanderungen genutzt.
Da das bisherige Kreuz, das der Zeiler Haßbergverein 1974 schon einmal restaurieren ließ, wieder morsch war, hat es der Verein jetzt erneuern lassen. Nun waren die Mitglieder und Freunde des Vereins zur Einweihung eingeladen. Die Segnung des Kreuzes vollzog Diakon Bernhard Trunk und der Zeiler Heimatforscher Heinrich Weisel trug Wissenswertes über dieses markante Kreuz in roter Farbe bei.
Er berichtete, dass es über die Entstehung des Kreuzes an dieser Stelle keine gesicherten Hinweise gebe.
Zwar war es den Menschen früherer Zeit ein Bedürfnis, ihren christlichen Glauben durch äußere Zeichen zu manifestieren und an markanten und weithin sichtbaren Stellen Kreuze aus Holz oder Stein aufzustellen, wie es bereits 1716 auf dem Zeiler Kapellenberg und 1720 auf der Hohen Wann bei Krum geschehen ist. Für das an der Straße nach Bischofsheim errichtete Kreuz muss es aber einen anderen Anlass gegeben haben, da es keine markante Stelle war. Schon der Zeiler Stadtchronik-Verfasser Hermann Mauer mutmaßte, dass der rote Farbanstrich auf eine Bluttat hinweisen könnte. Da Fernhandelswege mit Holzkreuzen markiert wurden, könnte es auch ein solches Kreuz sein.
Bekannte Wege Denn die Strecke über den Brühlsteig von Zeil herauf war zum einen die nächste Wegverbindung nach Bischofsheim, aber auch die Verbindung zum Heuweg als einem Zubringer zum Rennweg, der bei
Hofstetten vorbei führte.Der Rennweg wurde als eine Fernverbindung durch die Wälder der Haßberglandschaft auf der Strecke von Hallstadt bei Bamberg in Richtung Fulda hauptsächlich von Händlern, reitenden Kurierboten, Pilgern, heimatlosen Vagabunden und in Kriegszeiten oftmals von Soldaten benutzt.
Im 18. und 19. Jahrhundert gab es im Maintal in Verbindung mit den Napoleonischen Kriegen viele Truppenbewegungen (1796/1797 sowie 1800/1801 und 1813/1814). Es wäre also möglich, meint Weisel, dass es am Standort des Kreuzes zu Handgreiflichkeiten oder Waffengewalt der Soldaten gegenüber der Bevölkerung kam. Besonders Frauen, die einer solchen Meute in die Hände fielen, mussten schlimmste Gewalttätigkeiten ertragen.
Der Zeiler Heimatforscher Heinrich Weisel vermutet deshalb, dass eine solche Bluttat zur Errichtung des Kreuzes geführt haben könnte.
Zwei andere Hinweise in Bezug auf dieses in roter Farbe angestrichene Kreuz gibt es dennoch in der Chronik. Zum einen hat eine Frau im Jahr 1828 auf freiem Feld nahe dem sogenannten Roten Kreuz ein Kind geboren. Die damals 41-jährige Frau, die als Dienstmagd in Ziegelanger gearbeitet hatte, war mit der Hebamme auf dem Heimweg nach Bischofsheim, als durch die Strapazen des Weges das Kind unter freiem Himmel zur Welt kam. Ein weiterer Hinweis auf das Rote Kreuz findet sich in den Zeiler Gemeinderechnungen von 1848/1849. Eine Quittung besagt dort, dass der Zeiler Zimmermann Ignaz Haus einen "Blechernen Heiland" an dem vorhandenen Roten Kreuz anbrachte. Dieses vorletzte Kreuz mit dem blechernen Heiland stand bis 1973 an dieser Stelle am Waldrand.
Da dieses Kreuz dann stark renovierungsbedürftig war, erneuerte es der Zeiler Haßbergverein und stellte am 18. Mai 1974 ein neues Rotes Kreuz auf. Anstelle des blechernen Heilands wurde ein geschnitzter Christuskorpus am Kreuz angebracht, den der Zeiler Steinmetz und Holzschnitzer Hugo Pfaff anfertigte.
Peter Pfaff, der Sohn des damaligen Christus-Schnitzers, erzählte, dass er sich noch sehr gut daran erinnern kann, wie sein Vater den blechernen Heiland abnahm und den neuen Körper schnitzte. Die Familie Pfaff beteiligte sich jetzt auch mit einer Spende an der Restaurierung, die der Haßbergverein finanziert. Bürgermeister Thomas Stadelmann lobte das Engagement des Haßbergvereins.
HB