Der Engelhardsberger Gesangsverein ist nun Geschichte

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Der Engelhardsberger Gesangsverein hat sich nach 110 Jahren des Bestehens aufgelöst. Es konnte kein Nachwuchs für den Chor mehr gefunden werden. Foto: Paul Pöhlmann
Der Engelhardsberger Gesangsverein hat sich nach 110 Jahren des Bestehens aufgelöst. Es konnte kein Nachwuchs für den Chor mehr gefunden werden.  Foto: Paul Pöhlmann

Das Ende des Gesangvereines Engelhardsberg ist besiegelt. In einer außerordentlichen Mitgliederversammlung, einberufen durch die Vorsitzende, Anneliese Wred...

Das Ende des Gesangvereines Engelhardsberg ist besiegelt. In einer außerordentlichen Mitgliederversammlung, einberufen durch die Vorsitzende, Anneliese Wrede, wurde die Auflösung des Vereines von den anwesenden Mitgliedern einstimmig beschlossen.
Vorher hatte der Chor schon zwei Jahre pausiert in der Hoffnung, dass es vielleicht doch weitergeht. Mangels Nachwuchs war das Ende jedoch nicht mehr aufzuhalten.
Dass am letzten Vereinsabend keine Feierstimmung aufkommen wollte, konnte man den Mitgliedern ansehen. Schließlich hatte der Gesangverein, im Jahr 1907 gegründet, in 110 Jahren seines Bestehens Höhen und Tiefen erlebt und dabei zwei Weltkriege überstanden: und jetzt ist Schluss.
Im Chor sangen zuletzt nur noch sieben Männer in Tenor und Bass. Drei von ihnen hatten die Achtzig bereits hinter sich. Auch Chorleiterin Gertraud Rau legte nach ihrem 80. Geburtstag ihr Amt nieder. Der Gesangverein hat das kulturelle Leben in Engelhardsberg und danach im Markt Wiesenttal wesentlich mitgeprägt. In guter Erinnerung bleiben die Sängerabende "Tanz in den Mai" im Jugend- und Vereinshaus. Bevor in die Maiennacht hinein das Tanzbein geschwungen wurde, fand stets ein kleines Chorkonzert statt.
Seit der Muggendorfer Gesangverein bei der Fahnenweihe im Jahr 1958 die Patenschaft übernommen hatte, waren die Engelhardsberger stets am Stiftungsfest bei der "Harmonie" zu Gast. Aber auch kirchliche Veranstaltungen wurden vom Engelhardsberger Chor des öfteren gesanglich begleitet. So die Gottesdienste am "Heiligen Bühl", in der Muggendorfer Laurentiuskirche am "Hain des Ostens" oder beim Totengedenken am Gefallenenehrenmal. "Es war eine stürmische Geburt, so könnte man die Gründung des Gesangvereines nennen", schreibt der Chronist Hermann Fischer.
Der 1907 an die hiesige Schule versetzte junge Aushilfslehrer Georg Prechtel habe sofort alle bereitwilligen Männer aus Engelhardsberg und Wölm zusammengeholt, um einen Gesangverein zu gründen. "Der Ort des Singens war ungewöhnlich. Die Singstunden fanden im Zimmer des Dirigenten statt. Bei Öl- und Kerzenlicht sangen 31 Männer zur Geige des Chorleiters", schreibt der Chronist weiter. Ein Jahr nach der Gründung wurde der junge Lehrer versetzt. Der Chor verwaiste nun, die nachfolgenden Lehrer standen als Dirigenten nicht zur Verfügung. Erst der Lehrer Hans Schirner übernahm 1913 den Chor und leitete diesen 43 Jahre lang. Die nachfolgenden Chorleiter waren Willi Pöferlein, Hermann Fischer, Georg Messingschlager und zuletzt Gertraud Rau. Unter dem Dorflehrer Fischer wurde im Jahr 1980 auch der gemischte Chor gegründet.