Der Burgbergtunnel lockt Hunderte an

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Der Geschichtsverein Colloquium Historicum Wirsbergense lud zu einer Führung durch die von 1842 bis 1844 erbaute Röhre bei Erlangen ein. 1936 wurde der Tunnel vergrößert. Eine Gedenktafel nahe dem Südportal erinnert an drei verunglückte Bauarbeiter.

Mehrere Hundert Interessierte sind der Einladung des Geschichtsvereins Colloquium Historicum Wirsbergense (CHW) zur Besichtigung des Erlanger Burgberg-Tunnels gefolgt.
Der Ingenieur Bernhard Christoph aus Lichtenfels-Klosterlangheim, Gutachter der Deutschen Bahn für Erd- und Tunnelbauwerke und versierter Heimatforscher, erläuterte am Nordportal die Geschichte des Tunnels. Er berichtete von der Entstehung des Tunnels durch den Berg mit seiner schwierigen geologischen Struktur. Besonders der Letten habe die Bauarbeiten eminent erschwert.
Notwendig wurde die von 1842 bis 1844 ausgeführte Baumaßnahme, weil westlich des Bergs bereits die Landstraße, die Regnitz sowie der Ludwigskanal mit seinem Treidelpfad verliefen.
Ein besonderes Gewicht legte der Referent auf die Erweiterung des Tunnels im Jahr 1936, als aufgrund der Elektrifizierung der Strecke Höhe und Weite des Tunnels vergrößert werden mussten. Dabei wurde oberhalb und seitlich des bestehenden, mit Backsteinen ausgemauerten Tunnels in bergmännischer Technik die Röhre erhöht und verbreitert, bevor dann die alte Ausmauerung beseitigt wurde. Durch bisher unveröffentlichte Fotos demonstrierte Bernhard Christoph die Arbeitsbedingungen dieser Zeit.


Sphingen, Löwen, Hakenkreuz

Abgesehen von den Portalen, flankiert durch zwei Sphingen im Norden und zwei Löwen im Süden, weist der Tunnel heute die Gestalt auf, die ihm 1936 gegeben wurde. An diese Großbaumaßnahme erinnert eine Gedenktafel nahe dem Südportal, die an drei verunglückte Bauarbeiter erinnert, sowie ein Hakenkreuz im Scheitel des Gewölbes, das allerdings von oben gemauert wurde und daher von den Schienen aus gesehen spiegelverkehrt erscheint.
Die Zuhörer erfuhren viel von der Bauweise, der seitherigen Veränderungen und der Entstehung des zweiten Tunnels im Zuge des ICE-Ausbaus, der derzeit in Forchheim in vollem Gange ist. Ein Gang über den Burgberg bot neue Perspektiven auf die Portale.
Unterwegs verlas ein Teilnehmer die ersten Sätze der Novelle "Etienne und Luise" von Ernst Penzoldt, die mit der Flucht eines französischen Kriegsgefangenen im Burgberg-Tunnel beginnt.
In wenigen Wochen wird der alte Tunnel wieder in Betrieb genommen. Der Geschichtsvereins Colloquium Historicum Wirsbergense ist im Internet zu finden unter www.chw-franken.de. red