Mit einer geänderten Software können Funkrouter überall und günstig Zugang zum Internet ermöglichen. In Konradsreuth im Landkreis Hof haben Privatleute und die Gemeinde ein WLAN-Netzwerk etabliert.
Ein freier Zugang zum Internet zu geringsten Kosten für jedermann und möglichst flächendeckend bedeutet für die Freien Demokraten ein großes Stück Freiheit. Über den "Freifunk" und damit eine Internet-Grundversorgung hat am Dienstag Klaus Horn aus Konradsreuth bei den Coburger Liberalen informiert. Veranstaltet von den beiden parteinahen Stiftungen Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit und der in Bayern aktiven Thomas-Dehler-Stitung warb Horn für den Aufbau eines dezentralen und unabhängigen WLAN-Netzwerkes, wie es in den Landkreisen Hof und Bayreuth im Aufbau begriffen ist.
"Bei ,Freifunk‘ kann sich jeder kostenlos über WLAN verbinden, ohne Anmeldung und ohne Passwort. Jeder darf Freifunk nutzen und auch erweitern", skizzierte der Geschäftsführer einer Internetfirma die Philosophie.
"Freifunk" ist danach als Gäste-WLAN geeignet, zur Internet-Grundversorgung, schützt vor Abmahnung, vermeidet Konflikte mit der nur in Deutschland noch existierenden "Störerhaftung" und sichert den eigenen Internetanschluss bei technischen Störungen.
Der Aufbau eines eigenen WLAN-Netzes geschieht mit einer Freifunksoftware, die auf einen Router aufgespielt wird. Der Internetanschluss-Inhaber gibt dann einen Teil seiner Datenmenge für die Allgemeinheit frei und jeder kann sich einwählen. Nötig sind ein Internetanschluss oder ein anderer Freifunkrouter in Reichweite. Die Freifunkrouter, einerlei ob im Haus oder im Freien installiert, vernetzen sich automatisch miteinander. "Durch die Funkdämpfung, etwa bei schlechtem Wetter, wird die Übertragungsgeschwindigkeit mitunter langsamer", räumt Klaus Horn ein.
Rechtssicherheit erlangt das Freifunknetz, indem die Daten verschlüsselt zuerst zu einem holländischen Server gelangen und von dort ins Internet.
Kosten entstehen für die Router - ein Gerät für den Innenbereich schlage mit rund 20 Euro zu Buche, die wetterfeste Außenvariante sei mit 80 Euro bezahlt. "Schließlich braucht es noch einen Stromanschluss." Mit fünf Euro Energiekosten im Jahr kalkuliert Horn. "So kann ein Wohngebiet oder eine Fußgängerzone für wenig Geld und kurzfristig Internetzugang erhalten", sagte Horn. An den Kosten dort beteiligt sich der Landkreis Hof, der alle seine Liegenschaften mit dem Freifunknetz ausstatten will. In Konradsreuth etwa hat der Bürgermeister einen der ziegelsteingroßen Außenrouter auf dem Dach seines Hauses installiert. Der Bürgerpark von Konradsreuth wird von einem Router versorgt, der in einem Stromverteiler liegt.
Zusammen mit der Jungen Union, so FDP-Mann Horn, wurden Geräte an Gaststätten verteilt.
Ein Seitenhieb
Selbstverständlich durfte ein Seitenhieb auf das Bayern-WLAN der bayerischen Staatsregierung nicht fehlen. Dafür würde Heimatminister Markus Söder (CSU) 20 Millionen Euro ausgeben, der Auftrag gehe an einen Anbieter, Seiten seien gesperrt und "bevor man sich im Internet bewegen kann, muss man sich ein Video über die Wohltaten Söders anschauen". Die laufenden Kosten müssten die Kommunen oder Hochschulen tragen, die nach den weiß-blauen Plänen das Bayern-WLAN betreiben sollen. Alles Schreckgespinste für einen Liberalen.
Das Thema "freies Internet" werde angesichts der zunehmenden Digitalisierung des Arbeits- wie des privaten Lebens immer wichtiger.
"Freier Datenaustausch und freie Kommunikation" sind für den Präsidenten der Thomas-Dehler-Stiftung, Thomas Hacker, wie auch für den Coburger FDP-Stadtrat Hans-Heinrich Eidt unverzichtbare Bürgerrechte.
Im internationalen Vergleich ist Deutschland bei kostenlosen WLAN-Hotspots nach Ansicht der FDP-nahen Stiftungen ein Entwicklungsland: Pro 10 000 Einwohner gebe es in Südkorea 37,4 Hotspots, in Großbritannien 28,7 und in Deutschland 1,9. Nur in Russland gibt es weniger, nämlich 1,2.