"Das Miteinander funktioniert perfekt"

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Der erst 19-jährige Majd (links stehend) geht den Helfern viel zur Hand. Die unterstützen die Flüchtlinge dabei, sich in Höchstadt zu integrieren.
Der erst 19-jährige Majd (links stehend) geht den Helfern viel zur Hand. Die unterstützen die Flüchtlinge dabei, sich in Höchstadt zu integrieren.
Lubna Al Hosari, Günter Brehm und Wolfgang Kümmeth (stehend von links) verteilen Geschenke, die Höchstadter Geschäftsleute spendiert hatten. Fotos: Evi Seeger
Lubna Al Hosari, Günter Brehm und Wolfgang Kümmeth (stehend von links) verteilen Geschenke, die Höchstadter Geschäftsleute spendiert hatten.  Fotos: Evi Seeger
 

Ein engagierter Helferkreis kümmert sich um die Höchstadter Neubürger. Es gab Geschenke von Geschäftsleuten.

Wolfgang Kümmeth nennt es "gutes Teamwork". Für Bürgermeister Gerald Brehm (JL) ist "Vernetzung" das Zauberwort. Beide wollen damit die hervorragende Arbeit hervorheben, die in Höchstadt für und mit den Flüchtlingen geleistet wird.
Dazu gehört für das Stadtoberhaupt auch "die Bereitschaft, sich zu öffnen und zu begegnen". Dass sie auf beiden Seiten vorhanden ist, zeigte eine "nachweihnachtliche Feier" im Mediencafé der Fortuna Kulturfabrik.
Eigentlich hätte es ein Kaffeekränzchen sonstwo sein können: Kaffee, Gebäck und - für die Kleinen - Kakao standen bereit. Die Atmosphäre war freundschaftlich, das merkte man vor allem an den herzlichen Begrüßungen. Lediglich die Unterhaltung war nicht ganz so einfach. Aber da halfen ein wenig Englisch und - wenn's schwierig wurde - Lubna. Die junge Frau mit dem vollständigen Namen Lubna Al Hosari, die vor zwei Jahren aus Syrien kam, bezeichnet sich selbst als "Kümmerer" für die Flüchtlinge und sie dolmetscht. Sie ist inzwischen von der Stadt fest angestellt.
Eigentlich hatte der Helferkreis ja alle Höchstadter eingeladen. Gekommen waren die Flüchtlinge aus der Engelgasse und vom Birkenweg und die engagierten Helfer. Die Flüchtlinge vom Lappacher Weg hätten bereits eine eigene Feier gehabt, berichtet Kümmeth.


Großes Glück

"Mit Wolfgang Kümmeth hat die Stadt sehr großes Glück gehabt", sagt Annette Wächtler, die zusammen mit Bernd Winter das Treffen vorbereitet hatte. Und da kommt wieder das Erfolgsrezept ins Spiel, auf das Höchstadts Bürgermeister bauen kann: Auf den Helferkreis von etwa 30 Personen, auf die "Helfenden Hände", Angebote wie Deutschunterricht von der Volkshochschule und auf die Hauptamtlichen der Stadt.
Mit an Bord ist auch die "Musiggfabrigg", die versucht, die jungen Menschen einzubeziehen. Markus Moises erzählt von dem gemeinsamen Konzert, das ein großer Erfolg gewesen sei. "Der Saal war voll. Wir konnten 62 neue Mitbürger begrüßen."
Bürgermeister Brehm zeigte sich sehr dankbar: "Das alles ergibt ein Gesamtpaket an Betreuung, das perfekt funktioniert."
"Chef-Kümmerer" Wolfgang Kümmeth bekam denn auch spontanen Beifall, als der Bürgermeister in seinem Willkommensgruß Kümmeths besonderes organisatorisches Geschick rühmte. Kümmeth selbst weiß, dass sich die Flüchtlinge vor allem Kommunikation wünschen und "dass sie einfach angenommen werden möchten". Natürlich würden sie sich auch danach sehnen, dass der Krieg in ihrem Heimatland aufhört. Dann würde der eine oder andere - die meisten kommen aus Syrien - auch gerne wieder zurückkehren.
150 Flüchtlinge leben derzeit in Höchstadt, davon etwa 120 in der Gemeinschaftsunterkunft am Lappacher Weg, die Übrigen dezentral. Die Stadt sei dabei, Wohnraum zu schaffen, erklärte Brehm im Gespräch mit dem FT. Nicht nur für Asylbewerber, sondern ebenso für sozial schwache Bürger.
Arbeitsangebote heranholen, um die Menschen zu integrieren, heißt für ihn der nächste Schritt. Er hofft, dass sich das Miteinander weiter so gut entwickelt, denn er denkt an die noch kommenden Flüchtlinge. Ob sie in einer größeren Unterkunft oder dezentral untergebracht werden, sei noch offen.


Offenes Herz

Am Jahresende sei er einfach dankbar für die große Hilfe, die von allen Seiten gekommen sei. Brehms Dank galt auch den Höchstadter Geschäftsleuten und Unternehmern, die ein offenes Herz für die Flüchtlinge haben. Was bei der Feier unter Beweis gestellt wurde: Günter Brehm aus der Stadtverwaltung konnte Geschenke der Höchstadter Geschäftswelt unter die jüngsten Neubürger verteilen.
Auch Annette Wächtler vom Helferkreis stellt eine ungewöhnlich hohe Spendenbereitschaft fest. Daher könnte sie neben den Flüchtlingen auch andere bedürftige Familien unterstützen. Doch da gebe es offensichtlich eine Hemmschwelle. "Es meldet sich niemand", bedauert sie.
Danke sagte auch Wolfgang Kümmeth, "für alles, was in den letzten Monaten geleistet wurde". Die Helfer hätten so viele Spenden bekommen - von privat und von Unternehmen. "Ein Nein hat es nie gegeben", zog er Bilanz.