Das Theaterstück "Online" thematisierte in der Viktor-von-Scheffel-Realschule die Social-Media-Sucht.
Facebook, Instagram, Selfies verschicken - Smartphone und Tablet haben schon viele Jugendliche stets mit an Bord. Die bei übermäßigem Gebrauch latente Gefahr, das tatsächliche Leben aus dem Blick zu verlieren und in einen gefährlichen Strudel der Social-Media-Sucht abzurutschen, wird dabei oft nicht gesehen. Diese Thematik wurde den Fünft- und Sechstklässlern der Viktor-von-Scheffel-Realschule durch das Stück "Online" des Weimarer Kulturexpresses bewusst gemacht.
Der Weimarer Kulturexpress legt mit seinen deutschlandweit präsentierten Aufführungen den Finger in die Wunde der Themen, die gerade für Jugendliche relevant sind. Aha-Effekte wurden auch den Realschülern zuteil, als Madeleine Weiler und Jessica Baumgarten mit der Aufführung "Online" zu einem bewussteren Umgang mit Facebook & Co. anregten.
Abkapselung auf Raten
In dem Stück bekommt Julia (Jessica Baumgarten) von ihrer Mutter (Madeleine Weiler) ein neues Smartphone geschenkt. Das Gerät ist viel leistungsfähiger als ihr altes Mobiltelefon, hat viele Funktionen und Apps und auch sonst alles, und was so ein modernes Smartphone eben ausmacht.
Die Freude ist groß bei Julia, die Welt für sie rosarot. Doch dann entfernt sich Julia immer mehr von ihren Freunden und ihrer Mutter, lebt nur in ihrer Social-Media-Welt.
Den Hinweis ihrer Mutter "Es gibt gleich Abendessen", kommentiert diese "Habe jetzt keine Zeit", Fragen nach der Schule beantwortet sie, in ihr Smartphone vertieft, geistesabwesend mit "Ja" und lässt sogar den Musikverein links liegen. Selbst von ihrer Freundin Elli, ebenfalls von Madeleine Weiler gespielt, will Julia nichts mehr wissen, kapselt sich von allen Bezugspersonen, die ihr nahe standen, ab.
Am Ende steht die Therapie
"Was ist nur mit dir los?", versteht die Mutter die Welt nicht mehr. Und zieht die Notbremse: Sie kappt das WLAN und redet mit ihrer Tochter Klartext. Schließlich kann sie ihre Tochter zu einer Therapie überreden, damit diese ihren übermäßigen Mediengebrauch wieder in den Griff bekommt.
Teils nachdenkliche Mienen waren in den Zuschauerreihen zu beobachten. Die meisten Fünft- und Sechstklässler dürften ein Handy ihr eigen nennen. Im Anschluss an die gut einstündige Darbietung tauschten sich die beiden Schauspielerinnen mit dem jungen Publikum über den Themenbereich Social-Media-Sucht aus. Fake-Accounts, Gefahr durch im World-Wide-Web ihr Unwesen treibende Pädophile sowie die Möglichkeiten von Therapien, wenn die Sucht ausartet - es wurde kein Blatt vor den Mund genommen.
Nur echte Freunde zählen
So manchem Schüler dürfte an diesem Vormittag vielleicht - oder besser gesagt hoffentlich - mit "Online" vor Augen geführt geworden sein, dass Facebook und Instagram echte Freundschaft niemals werden ersetzen können. So mancher angebliche Internet-"Freund" entpuppt sich sogar als das Gegenteil.