Im Sommer hat Bamberg auf einmal einen Schandfleck mehr: das einsturzgefährdete Haus in der Sandstraße. Empörung über den umstrittenen Investor macht sich breit. Im Winter gelingt es der Stadt dann, das Gebäude zu kaufen.
Sebastian Martin Eine Woche vor Weihnachten gab es Brief und Siegel: Das akut einsturzgefährdete Haus in der Oberen Sandstraße 20 gehört nun der Stadt. OB Andreas Starke (SPD) wollte die Option sofort ziehen und setzte am 16. Dezember sein Autogramm unter den notariell beglaubigten Kaufvertrag.
Damit verbunden ist die Hoffnung vieler Bamberger, dass das heruntergekommene Denkmal aus dem 14. Jahrhundert endlich gerettet werden kann. Laut Starke sind alle Optionen denkbar: Die Stadt könnte das Gebäude in einer Stiftung entwickeln oder an einen Investor veräußern, der ein entsprechendes Konzept vorlegen kann.
Anfang Dezember hatte der Stadtrat dem Geschäft mit einer Summe von 550 000 Euro zugestimmt. Der Preis liegt damit nicht nur deutlich unter den 1,3 Millionen Euro, die der bisherige Besitzer, die German Property Group (Dolphin Capital), zunächst verlangt hatte, sondern auch unter dem ermittelten Wert eines zuvor erstellten Verkehrswertgutachtens. Ergebnis harter Verhandlungen, wie OB Starke sagte.
Doch auch der Druck der Öffentlichkeit war hoch: So unterstützen 1600 Bamberger den offenen Brief der Schutzgemeinschaft Alt-Bamberg, die die Investorengruppe aufforderte, den Verfall zu stoppen. Die Immobilienfirma aus der Nähe von Hannover wehrte sich gegen die Vorwürfe, denkmalgeschützte Häuser für Spekulationszwecke zu missbrauchen. Doch gehört auch der ehemalige Rote Ochse in der Unteren Königstraße der Gruppe - das Gebäude verfällt ebenso zusehends. Die Stadt will auch dort als Retter in Erscheinung treten.
In der Sandstraße wurde das Drama Ende Juli augenscheinlich: Wie damals bekannt wurde, hatte Dolphin Capital einen Teilabriss an dem Einzeldenkmal beantragt. Ein vom Stadtrat beauftragter Gutachter stellte daraufhin akute Einsturzgefahr fest - der Musikclub "Sound-n-Arts", der sich im Keller befand, bekam ein sofortiges Nutzungsverbot verhängt. Die alternative Szene war geschockt.
Das Technische Hilfswerk musste das wacklige Gebäude im Auftrag der Stadt abstützen. Für die Sandkerwa brauchte es sogar eine extra Sicherung. Das Holzgerüst verschandelt seither die Altstadt. Befürchtungen kamen auf, dass dieser Zustand über Jahre anhalten könnte. Im Stadtrat wurde auch der Ruf nach Enteignung angesichts der Untätigkeit des Investors laut.
Doch dann die überraschende Wende: Der Stadt gelingt auf dem Verhandlungsweg der Kauf - der Preis beeindruckte selbst manchen Immobilienexperten.