Stephan Herbert Fuchs Das Handwerk in Oberfranken kann auf eine gute Konjunktur blicken. 88 Prozent der Betriebsinhaber haben ihre Geschäftslage im ersten Q...
Stephan Herbert Fuchs
Das Handwerk in Oberfranken kann auf eine gute Konjunktur blicken. 88 Prozent der Betriebsinhaber haben ihre Geschäftslage im ersten Quartal 2016 als gut oder sehr gut bewertet. Das sei die beste Bewertung eines ersten Quartals seit 24 Jahren, sagte der Präsident der Handwerkskammer für Oberfranken Thomas Zimmer bei der Vollversammlung in Bayreuth. Sogar der Spitzenwert aus dem Jahr 2014 werde damit noch übertroffen.
"Das ist wahrlich sensationell", freute sich Zimmer, der den Rückenwind für das Handwerk auf die Kombination von niedrigem Ölpreis, günstigen Krediten und steigender Beschäftigung zurückführt. Der zum Jahresstart sonst übliche saisonale Einbruch sei praktisch ausgeblieben. Auch die Auslastung der Betriebe liege mit 72 Prozent entsprechend hoch. Ebenso optimistisch seien die Erwartungen für das kommende Quartal.
92,5 Prozent schätzten die künftige Geschäftslage als gut oder befriedigend ein.
Damit diese positive Entwicklung auch beibehalten werden kann, sollten die Weichen richtig gestellt werden. Für den HWK-Präsidenten gehören dazu Investitionen in moderne ökologische Technologien, das Forcieren von Bildung und Forschung, keine Kehrtwende hin zu steuerfinanzierter Rentenpolitik sowie eine Ausgestaltung der Erbschaftssteuer; und zwar so, dass Betriebsübergaben nicht belastet oder gar verhindert werden. "Die Bundesregierung muss mehr für eine wirtschaftliche Dynamik tun", forderte der Präsident.
Wie Flüchtlinge integrieren?
Topthema auch im Handwerk sind die Flüchtlinge. Der Schwerpunkt liege dabei in der Vermittlung in Ausbildung und Arbeit. Nur dann könne eine langfristige Integration derjenigen mit einer hohen Bleibeperspektive gelingen.
Laut Zimmer gibt es in der HWK für Oberfranken seit kurzem zwei Mitarbeiter, die sich besonders um junge Flüchtlinge kümmern, die durch Praktika oder einer Ausbildung den Weg in das Handwerk gehen möchten. Außerdem sind die beiden auch Ansprechpartner für die Betriebe bei allen Fragen rund um die Beschäftigung von Flüchtlingen im eigenen Betrieb.
Keine Sonderregelungen werde es allerdings für Flüchtlinge bei der Ausbildung oder Bezahlung geben. "Wir dürfen das Niveau der Berufsausbildung nicht aufs Spiel setzen", warnte Zimmer. Deshalb sei das Handwerk auch entschieden gegen eine "Ausbildung light" in Form von Teilqualifizierung für Flüchtlinge, wie sie der Aktionsrat Bildung in seinem neuen Gutachten fordert. Die Fehler, die im Umgang mit der ersten Generation an Gastarbeitern gemacht wurden, dürften sich nicht wiederholen.
Außerdem sollten sich Befürworter einer Schmalspurausbildung an die zurückliegende Wirtschafts- und Finanzkrise erinnern, als die Großunternehmen vor allem Geringqualifizierte entlassen hatten.
Bei der Vollversammlung legte Hauptgeschäftsführer Thomas Koller auch die Jahresbilanz 2015 der Kammer vor, die einen Gesamtumsatz von rund 35 Millionen Euro aufweist. 32,7 Millionen Euro fielen dabei auf den Verwaltungshaushalt (laufender Betrieb), 2,3 Millionen auf Investitionen. 46 Prozent werden Koller zufolge aus Gebühreneinnahmen vor allem im Kurswesen erwirtschaftet, rund 37 Beträge kommen aus den Kammerbeiträgen der Mitgliedsbeiträge. Bei den Ausgaben entfielen 84 Prozent auf den Dienstleistungssektor, nur 16 Prozent seien der klassischen Kammerverwaltung zuzurechnen.