WELTBAUERNTAG Früher war das Dorf geprägt durch die Landwirtschaft, die Tiere, die auf den Höfen lebten und die Felder, die teils für die Viehhaltung bewirtschaftet wurden. Auch hier im Landkreis ist der Wandel in der Landwirtschaft unübersehbar.
von unserer Mitarbeiterin Petra Malbrich
Erlangen-Höchstadt — Die Zahl der leerstehende Höfe steigt, da immer mehr Landwirte aufgeben. "Die Landwirtschaft hat abgenommen", sagt Kreisobmann Robert Ort. Natürlich gehe der Boden nicht einfach weg, aber viel Fläche wurde gerade in den Ballungsräumen für Häuser und Straßen verbaut. Die Rede ist hier von mehreren hundert Hektar, die für die landwirtschaftliche Produktion fehlt. Kaum ein Hauseigentümer wird dem Landwirt erlauben, im Garten zu pflügen, sagt Ort scherzhaft. Das ist aber nur der eine Grund für das Schwinden der Landwirtschaft.
Der andere Grund ist ebenfalls vor der Haustüre zu finden: Arbeitsplätze. "Es war in den letzten Jahrzehnten leicht, den Betrieb aufzugeben, da die Arbeit vor der Tür liegt, während man vorher 100 Kilometer fahren musste", erklärt Kreisobmann Robert Ort.
Wie die Überlegungen, in den Betrieb zu investieren oder einer geregelten Arbeit nachzugehen, in den Einzelfällen entschieden wird, zeigt ein Blick durch die Dörfer. "Das sind zwar noch Dörfer, doch was ein Dorf ausmacht, die landwirtschaftlichen Betriebe und Handwerker, die sind weg. Es ist nur noch eine Schlafstätte", sagt Ort.
Investition: 10 000 Euro pro Kuh Vor allem die Tierhaltung verschwindet. In Großenseebach, in Röttenbach oder Weisendorf beispielsweise sei keine einzige Kuh mehr zu finden. Die Rechnung dafür liefert der Kreisobmann gleich mit. Wenn in einen Milchkuhstall investiert wird, muss man 10 000 Euro pro Kuh kalkulieren. Nur fünf Kühe im Stall rentieren sich nicht. Also braucht man mindestens 50 bis 60 Kühe und diese wiederum einen ordentlichen Stall. Dann sind da noch die Milchpreise.
"38 Cent pro Liter waren es letztes Jahr, momentan bekommt man 31 Cent pro Liter", weiß Robert Ort, der selbst 60 Milchkühe, Ackerland und Grünland hat.
Doch mit den vielen Tieren, die ein Bauer braucht, um davon leben zu können, geht der Kreislauf weiter. "Massentierhaltung", nennt er das Schlagwort des schlechten Images der Landwirte. Kaum jemand wolle Großtierhaltung neben seinem Haus und Garten haben, deshalb werde auch die Tierhaltung immer weiter aus dem Ort heraus verlagert.
Dass die Landwirtschaft erwirtschaften muss, sieht auch Christoph Reuß, Vorsitzender des Bund Naturschutz in Höchstadt. "Aber es muss einen Ausgleich von Ökologie und Ökonomie geben", betont er. Die gesamte Entwicklung sei in eine unglückliche Bahn gerutscht, die dazu führt, dass viele Bauern aufgeben müssen. Die "Turbokuh" nennt er als Beispiel.
Hatte früher eine normale Kuh 2000 Liter Milch im Jahr gegeben, laufen heute durch spezielles Futter und Mittel jährlich 8000 Liter Milch pro Jahr durch deren Euter. "Das ist nicht ideal", findet der Ortsvorsitzende.
Insgesamt gesehen müsste die Landwirtschaft anders verlaufen. Mehr auf Ökologie bedacht, durch eine sanftere Landwirtschaft. "Weniger Pestizide, Fungizide und Herbizide", nennt der die Paillette des Sprühmittel einsatzes, was sich alles irgendwo im Kreislauf wiederfindet. Reuß verweist auf eine Idee, die in den 60er Jahren von der CSU verfolgt, dann aber wieder fallen gelassen wurde und in Österreich bestens umgesetzt wird: Unwirtschaftliche Flächen werden rausgenommen und zu Streuobstwiesen - sinnvoll eingesetzt für Vögel und andere Lebewesen, einfach ökologisch.
Für ein vernünftiges Verhältnis plädiert Reuß und wünscht sich, dass sich Landwirte und Naturschützer zusammensetzen, um sinnvolle Möglichkeiten zu finden, denn man sollte auch die Regeln einhalten, die andere einhalten.
"Es gibt Grenzen des Machbaren, die sind bald erreicht", sagt der Bundnaturschützer und meint damit die Folgen des zu langen oder zu häufigen Maisanbaus. Böden könne man nicht endlos auspowern. Auch Kreisobmann Robert Ort weiß, dass Mais durch die Biogasanlagen auf dem Vormarsch ist, aber mit 20 Prozent der Anbaufläche der Landkreis hier weit unter dem Durchschnitt liege. Die Biogasanlagen im Landkreis seien an zwei Händen zählbar.
Und Christoph Reuß spricht den Landwirten die Verdienstmöglichkeit durch die Biogasanlagen nicht ab, sieht aber mögliche negative Folgen.
Luzerne statt Mais? Luzerne heißt die Pflanze, die auch für Biogasanlagen verwendet werden kann und nun schon durch das Greening häufiger angebaut wird, wie Robert Ort informiert. Zudem ist die Luzerne ein guter Eiweißträger und lockert den Boden auf. Neben dieser Pflanze werden auch häufiger Ackerbohnen, Soja, Klee oder Erbsen angebaut. Dafür sind "die Kartoffeln total auf dem Rückzug. Der Verarbeiter fehlt", sagt Ort. Das sind die Fabriken, die Pommes herstellen oder Stärke aus der Hackfrucht ziehen. Nur noch an den Straßenrändern stehen einige Direktvermarkter, die ihre Kartoffeln anbieten. Ein idyllisches Bild, aber ein Ergebnis der Veränderungen in der Landwirtschaft.