Daheim die "Fränkische" buchen

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Sandra Schneider geht zurück nach Kelheim. Sie will sich beruflich neu orientieren. Foto: Josef Hofbauer
Sandra Schneider geht zurück nach Kelheim. Sie will sich beruflich neu orientieren.  Foto: Josef Hofbauer

Sandra Schneider verlässt die Tourismuszentrale Fränkische Schweiz, sie sucht eine neue berufliche Herausforderung. Große Fußstapfen: Während ihrer Zeit dort stieg der Umsatz um 70 Millionen Euro.

JOsef Hofbauer Sie verspüre eine Aufbruchstimmung, verrät Sandra Schneider (45), Leiterin der Tourismuszentrale Fränkische Schweiz in Ebermannstadt, die zum 31. März Franken den Rücken kehrt. Sie geht zurück in ihre Heimatstadt Kelheim. Dort gönnt sich Schneider erst einmal eine Auszeit, ehe sie sich beruflich neu orientieren will.

Die achteinhalb Jahre in Franken möchte die Tourismus-Expertin nicht missen. Ihre Bilanz fällt durchweg positiv aus. "Wandern kann man überall", resümiert Schneider. Um aber auf dem hart umkämpften Tourismus-Markt bestehen zu können, gelte es, sich auf die Alleinstellungsmerkmale zu konzentrieren.

Besonderheit Braukultur

Beim Thema Bier könne die Fränkische Schweiz mit der größten Brauereidichte der Welt glänzen. So könne das Thema Braukultur als Vorzeigeprojekt präsentiert werden, ein Aspekt, der sich hervorragend mit Kulinarik verbinden lasse. Zudem gilt die Region als eines der am besten erschlossenen Klettergebiete Europas. "Ein Profilierungsthema", so Schneider, die darauf verweist, dass sich Klettern zur Trendsportart entwickelt habe.

Auf Grund der topographischen Gegebenheiten eigne sich die Fränkische Schweiz auch als Mountainbike-Region. Zusammen mit den Fahrradwegen und einer sehr gut ausgebauten Infrastruktur im Bereich Wandern könne der Trend zu naturnahen Urlaubsformen genutzt werden, um Gäste in die Region zu bringen.

Neue Internet-Präsenz

Für Wanderfreunde hat die Tourismuszentrale bereits zum dritten Mal eine 56 Seiten umfassende Broschüre im DIN-A-5-Format herausgebracht. Das Besondere: Zu den 25 Touren, davon fünf Brauereiwanderwegen mit Längen zwischen sechs und 34 Kilometern gibt es nicht nur eine ausführliche Tourenbeschreibung, sondern auch Einkehrmöglichkeiten und Sehenswürdigkeiten entlang der Strecken. Und: Die Routen sind online verfügbar und können mit einem Klick aus aus dem Internet heruntergeladen werden.

"Alle touristischen Angebote müssen in der heutigen Zeit online buchbar sein", unterstreicht Sandra Schneider, die für die neue Internet-Präsenz der Tourismuszentrale Fränkische Schweiz verantwortlich zeichnet. Ein modernes Design, eine benutzerfreundliche Navigation mit einem zentralen Suchfeld, ein neues Tourenportal, ein zentral eingepflegter Veranstaltungskalender und ein zeitgemäßer online-Shop sind die zentralen Elemente. Die Fülle an Informationen wird auf der Internetseite über die drei zentralen Themenfelder Erleben, Schmecken und Wohlfühlen präsentiert.

Niemand soll Schlange stehen

Um den Wiedererkennungswert zu steigern, wurde die Webseite so gestaltet, dass Kommunen ihre Homepage im gleichen Design präsentieren können. Über eine zentrale Datenbank sind Sehenswürdigkeiten, Gastronomiebetriebe und Besonderheiten hinterlegt. In der Region machten unter anderem Forchheim, Ebermannstadt Gößweinstein und der Markt Wiesenttal von dieser Lösung Gebrauch.

"Ganz wichtig ist für die Zukunft, dass der Urlaubsgast die Angebote bereits bequem von zu Hause aus buchen kann. Das nimmt den Stress. Wer ein Konzert besuchen, an einer Höhlenführung teilnehmen oder ein Museum besuchen will, bringt sein Ticket mit. Niemand muss mehr Schlange stehen", so Schneider.

Den Erlebnischarakter stärken

Ebenso großen Stellenwert räumt sie dem Erlebnischarakter ein. Forchheim mit dem Kellerwald zählt ebenso zu den Gussorten Bayerns, wie Pretzfeld mit dem Kirschenanbau und die Region rund ums Walberla mit ihren Brauereien und Brennereien. Nun gelte es, die einzigartige Natur mit einem Genuss- oder Wander-Erlebnis zu verknüpfen,wie das auf der Homepage mit der Rubrik "Erleben" angedeutet sei. "Nur ein klares, emotional geprägtes, authentisches Profil kann die Präsenz im Markt erhalten, bestehende Zielgruppen sichern und neue Potenziale aktivieren", betont Sandra Schneider. Den Unterschied zwischen Vergangenheit und Zukunft verdeutlicht sie so: "Man kann die Edelbrände einfach nur verkaufen, man kann aber auch ein Verkostungs-Erlebnis draus machen."

Dieser Erlebnischarakter lasse sich auch auf die Präsentation von Sehenswürdigkeiten oder Urlaubsangebote wie das Fliegenfischen oder Paddeln erweitern. Wird das Essen in den Gaststätten der Region zu einem Geschmackserlebnis, bleibt der Urlaub dauerhaft in positiver Erinnerung, weiß die Tourismus-Fachfrau. Dies gelte ebenso für das Wohlfühl-Angebot aus dem Bereich der Unterkünfte.

Enorme Steigerungsraten

Hier habe die Region enorm aufgeholt. Bereits 2013 waren 130 Ferienwohnungen in der Region nach den Vorgaben der deutschen Sterne Klassifikation zertifiziert. Laut Geschäftsbericht der Tourismuszentrale 2014 seien 64 Gastro-Betriebe dem Vier- oder Fünf-Sterne Bereich zuzuordnen und genügten so den gehobenen Ansprüchen. Was nicht ohne Auswirkungen auf die Übernachtungszahlen blieb. So gab es 2015 und 2016 ein jährliches Plus von 7,5 Prozent bei den Gästeankünften. Vor vier Jahren wurde mit 1 022 950 Übernachtungen und 446 282 Gästeankünften die Millionengrenze bei den Übernachtungen im gewerblichen Bereich überschritten. Hinzu kommen laut Schneider zehn Millionen Tagesgäste, so dass der Gesamtumsatz im Tourismus in der Fränkischen Schweiz von 2014 bis 2017 um 70 Millionen Euro stieg. Der jährliche Gesamtumsatz liege bei 323 Millionen. Dabei sei eine weitere Million Übernachtungen in Privatunterkünften noch nicht berücksichtigt.

Bier-Wochen stehen an

Ein Wert, der durch Aktionen wie die Bierwochen, die anlässlich des Jubiläumsjahres "500 Jahre Reinheitsgebot" ins Leben gerufen wurden , weiter gesteigert werden soll. Von Aschermittwoch bis zum Tag des Bieres am 23. April gibt es zwischen der Schlehenmühle und Neudrossenfeld, zwischen Memmelsdorf und Gößweinstein als ultimatives Geschmackserlebnis Gerichte, die mit Bier verfeinert werden. Dazu ein frisch gezapftes Seidla heimisches Bier.

Infrastruktur muss stimmen

Brau-Seminare im Pretzfelder Nikl-Bräu, Bierkopf-Kurse und Kochkurse unter dem Motto "ProBier" sowie Brauereien-Wanderungen runden dieses Angebot ab. Ganz wichtig für Sandra Schneider: Die Infrastruktur muss stimmen. Als Beweis nennt sie die Übernachtungszahlen in der Stadt Forchheim, die sich durch den Bau eines neuen Hotels seit vergangenem Jahr verdoppelt hätten. Die Tourismuszentrale habe gemeinsam mit den Sparkassen Forchheim und Bayreuth zur Stärkung der Infrastruktur eine "Tourismus-Krone" ausgeschrieben. Prämiert werden bei dem regionalen Wettbewerb Unternehmen, die sich touristisch orientieren und durch eine nachhaltige und beispielgebende Innovationskraft positiv in Erscheinung getreten sind.