Viele offene Baustellen aufgezeigt

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Hier ist die Feuerwehr in Weidach aktuell untergebracht. In der Bürgerversammlung wurde der Wunsch nach einem neuen Gerätehaus vorgebracht. Die Planung könne erst erfolgen, wenn der Kindergarten gebaut ist, antwortete der Bürgermeister.
Hier ist die Feuerwehr in Weidach aktuell untergebracht. In der Bürgerversammlung wurde der Wunsch nach einem neuen Gerätehaus vorgebracht. Die Planung könne erst erfolgen, wenn der Kindergarten gebaut ist, antwortete der Bürgermeister.
Julia Scholl

Aussprache Bei Bürgerversammlung in Weidach ging es um Sachthemen – aber auch darum, Kritik loszuwerden.

„Das war keine Bürgerversammlung, das ist ein Kindergarten!“ Dieses harsche Urteil fällte ein älterer Teilnehmer beim Verlassen des Sportheims am Dienstagabend. Die kurz zuvor beendete zweistündige Bürgerversammlung hatte einmal mehr den Riss demonstriert, der sich quer durch die Kommune zieht.

Als erster Redner, der sich nach dem einleitenden Teil von Bürgermeister Hans Steinfelder (CSU) mit Zahlen, Fakten und Projekten zu Wort meldete, spaltete Herwig Freund die rund 75 anwesenden Einwohner. Freund zeigte sich gut vorbereitet: Ausführlich hatte er für sein Redemanuskript die seiner Meinung nach „besorgniserregenden Ereignisse“ und zahlreichen „über die Grenzen hinausgehenden Vorgänge“ zusammengetragen, die er als regelmäßiger Besucher der Gemeinderatssitzungen beobachtete. „Dort muss ich schweigen, hier darf ich reden“, sagte er.

An die Anwesenden appellierte Freund, wie er die Sitzungen zu besuchen und im Sinne eines „Aufsichtsrats“ zu agieren. Sein Fazit: Im Gremium beherrschten Eigeninteresse, Ortsteil- und Fraktionsdenken sowie persönliche Abneigungen das Geschehen. Statt den Schulterschluss mit dem neuen Rathauschef zu suchen, den Freund für seine Arbeit ausdrücklich lobte, seien insbesondere Steinfelders Stellvertreter Dominic Juck (SPD) und Daniel Dressel (DGN) nicht zur Teambildung bereit. In seine harsche Kritik bezog er namentlich Steinfelders Vor-Vorgänger Andreas Carl und Gemeinderätin Katrin Schimpl (beide DGN) ein. Alle Kritisierten stammen aus Neundorf und waren mit Ausnahme von Juck anwesend, verhielten sich aber ruhig.

Mehrheit entschied: Schluss damit!

Nach einiger Zeit griff nach kurzer Beratung mit Bürgermeister Steinfelder der Geschäftsleiter Heiko Geuß ein: „Wir können uns nicht eine Dreiviertelstunde eine persönliche Abrechnung anhören.“ Heinz Troschitz fand, Freunds Ausführungen seien „abträglich für eine gute Dorfgemeinschaft“. Marcel Brock bezeichnete Freunds Äußerungen als „absolute Frechheit“. Wegen solcher Kritik gebe es immer weniger Ehrenamtliche. Bürgermeister Steinfelder schlug vor, abzustimmen, ob Freund seine weiteren Punkte noch vortragen sollte. Dagegen sprach sich eine große Mehrheit aus.

Nun standen Sachthemen im Vordergrund: Horst Dwinger schlug vor, zumindest das Weidacher Wahllokal barrierefrei zu gestalten. Dies sei ohne großen Aufwand möglich. Sicher gebe es die Briefwahl, doch auch Behinderte möchten ins Wahllokal kommen und Menschen treffen, argumentierte er.

Anastasia Kleim kritisierte die Ferienbetreuung in der Gemeinde. Anhand eines Kalenders demonstrierte sie, dass diese nur neun Tage im Jahr abdecke, während andere Kommunen alle Ferien über Betreuung anböten.

Auf großes Interesse stieß das Thema ärztliche Versorgung. Stefan Angermüller wollte vom Bürgermeister wissen, ob Dr. Oliver Welke ihn informiert habe, dass er Praxisräume suche. Der Bürgermeister : „Mich hat er nie gefragt.“ Der Mediziner habe nur über Flugblätter kommuniziert. Mit Welkes Assistent Zlatko Simak sprach Steinfelder hingegen. Einen konkreten Plan habe er dem Allgemeinmediziner vorgelegt, doch sei dessen gewünschter Termin zur Eröffnung einer eigenen Praxis schwer zu bewerkstelligen gewesen. Schließlich habe er durch einen Zufall erfahren, dass Simak gar nicht nach Weidach wolle und stattdessen in Creidlitz eine Praxis eröffne. Die Patienten dorthin zu befördern, wie es der Arzt von der Verwaltung fordere, komme aber für die Gemeinde nicht infrage, betonte der Bürgermeister : „Bei mir muss der Arzt in der Gemeinde sein.“ Sein Fazit: „Es wurde nichts unversucht gelassen im letzten halben Jahr, aber es ging nicht.“ Jetzt will die Gemeinde „alles auffahren“, um Ärzte zu gewinnen. Kandidaten, die die Praxis wechseln wollen, gebe es genug.

„Viel versprochen, nichts umgesetzt“

Rolf Kühn kritisierte das Vorgehen der Verwaltung: „Uns Bürgern wird immer sehr viel versprochen, aber es wird nichts umgesetzt.“ Schon Bürgermeister Wolfgang Bauersachs (BfB) hätte die Ansiedlung eines Arztes im ASB-Haus in Aussicht gestellt.

Kühn kritisierte auch den Verzicht auf die zugesagten Fördermittel bei der Beachsportanlage: „Sie werden keine Förderung mehr bekommen.“ Bürgermeister Steinfelder hatte eingangs berichtet, dass dort jetzt WC-Anlagen, ein Basketballkorb, eine Tischtennisplatte und WLAN vorgesehen sind, als „Rückzugsort für die Jugend“. Auch soll der Hartplatz frei zugänglich sein und von der Gemeinde gepflegt werden. Ein weiterer Treffpunkt werde in Weidach geplant.

Nach dem Sachstand in Sachen Feuerwehr-Gerätehaus erkundigte sich Volker Kanß. „Wenn die nächsten fünf, sechs Jahre nichts passiert, habt ihr keine Feuerwehr mehr in Weidach “, meinte er. Er werde nicht Jahr für Jahr ein neues Feuerwehrhaus versprechen, entgegnete Steinfelder. Erst einmal werde eine „funktionsfähige Feuerwehr“ gebraucht. Die stehe nach ausgeräumten Querelen nun „unter Bewährung“. „Dass das Haus nicht das beste ist, das weiß ich auch“, so der Bürgermeister . Er machte aber deutlich, dass erst der Kindergarten in Weidach gebaut werde, dann das Gerätehaus. Die Kosten für die Planung sollen 2025 neu angegangen werden.

Rainer Schubert forderte die Gemeinde auf, mehr in die Zukunft zu investieren, etwa in die Kinderbetreuung. Die Weitramsdorfer Ortsmitte werde nie ein Treffpunkt werden, prophezeite er. Die von Schubert als „Bollwerk“ kritisierte Brücke nach Schlettach entspreche in ihren Dimensionen laut Geschäftsleiter Geuß den staatlichen Vorgaben.