Soldaten aus den Standorten Kümmersbruck und Oberviechtach leisten im Gesundheitsamt und im Krankenhaus Amtshilfe. Auf die Jagd nach Verletzern der Ausgangssperre gehen sie nicht.
Sie waren kaum da, da wusste es in den sozialen Medien schon jeder: Die Soldaten werden nachts auf Patrouille fahren und alle jagen, die gegen die Ausgangssperre verstoßen. So unsinnig das Gerücht war, so schwer ist es zu tilgen. Man hatte ja die Fahrzeuge vor dem Landgasthof in Lautertal gesehen... Jetzt stellt das Landratsamt klar: "Die Bundeswehr unterstützt im Regiomed-Klinikum und bei der Kontaktermittlung."
Stadt und Landkreis Coburg erfahren bei der Bewältigung der Corona-Pandemie Unterstützung durch die Bundeswehr - aber eben nicht in der Form, dass die Soldaten Aufgaben wahrnehmen, die Polizei und Ordnungsämtern obliegen.
Zum einen unterstützt seit einigen Tagen bereits ein zehnköpfiges Team des Logistikbataillons 472 aus Kümmersbruck die Kontaktermittler im Gesundheitsamt beim Informieren positiv Getesteter und deren Kontaktpersonen, weil die Mitarbeiter mit der Nachverfolgung von Kontakten vollkommen überlastet sind.
Darüber hinaus sind am Dienstag weitere 27 Soldaten des Panzergrenadier Bataillons 122 aus Oberviechtach angekommen, um im Coburger Regiomed-Klinikum zu helfen, wo längst über Personalmangel geklagt wird, weil auch zahlreiche Mitarbeiter erkrankt sind - nicht nur an Corona, wie bei der jüngsten Video-Pressekonferenz betont wurde.
Die Verstärkung durch die Bundeswehr ist also mehr als willkommen. Landrat Sebastian Straubel und Regiomed-Hauptgeschäftsführer Alexander Schmidtke zeigen sich erleichtert über diese Unterstützung. "Die Situation bei uns in der Region ist angespannt und wir können jede helfende Hand wirklich gebrauchen. Ich weiß, insbesondere die Weihnachtszeit stellt man sich sicherlich anders vor. Deshalb sage ich umso mehr herzlichen Dank für Ihre Unterstützung. Sie leisten damit einen wichtigen Beitrag zur Bewältigung der Pandemie und somit für die Gesundheit unserer Bürgerinnen und Bürger", würdigt Landrat Sebastian Straubel den Einsatz der Bundeswehrsoldaten.
Und Alexander Schmidtke ergänzt: "Wir haben Ausbruchsgeschehen im Klinikum und auch in der Altenhilfe, gleichzeitig fällt uns krankheitsbedingt Personal aus. Ihre Hilfe wird also dringend benötigt. Daher wird Ihr Eintreffen nicht nur positiv gesehen, sondern es beruhigt auch." In benachbarten Landkreisen wie in Sonneberg oder Lichtenfels waren bereits früher Bundeswehrsoldaten zur Unterstützung eingesetzt worden, vor allem in den Gesundheitsämtern für die Nachverfolgung von Kontakten bei positiv getesteten Personen.
Was die Bundeswehr im Inland darf, regelt das Grundgesetz. In einem Beschluss von 2010 stellte das Bundesverfassungsgericht dazu klar: "Es ist sicherzustellen, dass die Streitkräfte niemals als innenpolitisches Machtinstrument eingesetzt werden."