Bio zerstreut nicht alle Bedenken

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Anwohner in Meschenbach wehren sich gegen den geplanten Bau einer Anlage mit vier Bio-Hühnerställen. Ihre Kritik richtet sich vor allem gegen die große Anzahl der Tiere. Foto: CT-Archiv
Anwohner in Meschenbach wehren sich gegen den geplanten Bau einer Anlage mit vier Bio-Hühnerställen. Ihre Kritik richtet sich vor allem gegen die große Anzahl der Tiere. Foto: CT-Archiv

Ein Landwirt will eine Stallanlage für Legehühner bauen, die den EU-Bio-Vorgaben gerecht wird. Anwohner des nahen Wohngebietes fürchten angesichts der Größe der Anlage gesundheitliche Risiken und Wertverfall ihrer Häuser.

Regional und bio - das ist es, was die Gesellschaft immer stärker fordert. Darauf setzt ein Landwirt, der bei Meschenbach eine Bio-Stallanlage für Hühner errichten will. Doch es regt sich Widerstand. Die Bürgerinitiative "Anti Hühnerfarm", der vor allem direkte Anlieger eines nahen Wohngebietes angehören, sieht den Standort nämlich keineswegs als geeignet an.

Damit die Eier mit dem EU-Bio-Siegel vermarktet werden dürfen, sind pro Stall nur 3000 Hühner zulässig. In Meschenbach sollen aber 12 000 Tiere gehalten werden. Das kollidiert nicht mit den EU-Bestimmungen, weil auf dem Gelände vier Ställe gebaut werden, die räumlich voneinander getrennt werden. Die Verordnung erlaubt sechs Legehennen je Quadratmeter Stallfläche. Ihnen müssen je 18 Zentimeter Sitzstange und vier Quadratmeter Freilauffläche zur Verfügung stehen. Von 10 Uhr morgens bis zum Sonnenuntergang müssen die Tiere ins Freigelände können.

Furcht vor Gesundheitsrisiko

Dennoch fragt Sigurd Harm, Sprecher der Bürgerinitiative: "Ob die Hennen in solchen Anlagen wirklich artgerecht gehalten werden und letzten Endes glücklich sind?" Schließlich seien auch Menschen betroffen. Vor allem gelte das für die Anwohner im 250 bis 300 Meter entfernten Wohngebiet, das 2017 erst erschlossen wurde.

Sie fürchten nicht nur Geruchsemissionen. Nach ihren Informationen gehen von solchen Ställen auch Keim- und Staubbelastungen aus, so genannte Bioaerosole. Es geht um Erreger wie Staphylokokken, Enterokokken, Endotoxine, Chlamydien, Schimmelpilze und Milben, die Atemwegserkrankungen wie Asthma, chronische Lungenerkrankungen oder Lungenentzündung auslösen können. Bei werdenden Müttern und kleinen Kindern bestehe die Möglichkeit, dass es zu schweren Infektionsverläufen kommt.

Bedenken, die vor allem angesichts der großen Zahl der Hühner entstanden. "Je mehr Tiere auf einem Platz zusammenleben, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass ansteckende Krankheiten übertragen werden und schließlich auch nach außen getragen werden. Somit stellt dieses Projekt ein ernst zu nehmendes Gesundheitsrisiko dar", heißt es in einer Mitteilung der Bürgerinitiative an die Medien.

Meschenbach sei zudem auch schon auf andere Weise belastet, etwa durch die Kläranlage und die Bundesstraße 4.

Ein weiterer Kritikpunkt der Bürgerinitiative ist, dass nach ihrer Überzeugung die Grundstücks- und Hauspreise in Meschenbach einbrechen werden, weil kaum jemand dort bauen oder kaufen möchte, wenn in der Nähe eine solche Stallanlage besteht.

Die Bürgerinitiative hat sich daher mit einer Petition an das Landratsamt als Genehmigungsbehörde gewandt. Ziel ist es, den Bau der Ställe zu verhindern oder zu erreichen, dass sie an einem anderen Standort gebaut werden.

Landratsamt verspricht Prüfung

"Es wurde uns versichert, dass die Pläne genau geprüft werden", sagt Sigurd Harm. Ihm ist dabei auch klar, dass das Amt diese Prüfung ohnehin vornehmen muss - und den Bau nicht ablehnen kann, wenn alle gesetzlichen Bestimmungen eingehalten werden. Denn in diesem Fall hat der Bauherr einen Rechtsanspruch auf Genehmigung.

Liegt diese vor, dann könnte die Initiative immer noch vor Gericht ziehen. Eine Klage könnte den Bau verzögern. Sigurd Harm ist klar, dass die Erfolgsaussichten gering sind, das Vorhaben ganz zu verhindern. In vergleichbaren Fällen wurde bisher fast immer für den Bauherrn entschieden. Außerdem hätte dieser unter Umständen sogar die Möglichkeit, dann seinerseits die Bürgerinitiative auf Schadenersatz zu verklagen, weil ihm durch die Verzögerung Erträge entgangen sind, die er in der Zeit hätte erzielen können.

Was den Mitgliedern der Bürgerinitiative bleibt, ist die Hoffnung, dass es ein Umdenken gibt, und der Stall vielleicht dann doch an anderer Stelle gebaut wird.