Bildung ist der Weg aus dem Elend

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unterstützung  Samuel Issmer stellte im Glosberger Jugendheim seine indische Heimat und sein Hilfsprojekt für Kinder vor. Durch Spenden der Ministranten und der Gäste kamen rund 2500 Euro für den guten Zweck zusammen.


von unserer Mitarbeiterin heike schülein

Glosberg — Schon am Eingang des Jugendheimes werden die Gäste vom warmen Licht der Kerzen begrüßt. Sie weisen den Weg in den Saal, der ebenfalls in ein sanftes Licht getaucht ist. Die Tische sind liebevoll mit Blüten, Gewürzen und kunstvoll angeordneten Streubildern aus buntem Sand dekoriert. Lampen, Tücher und Bilder an den Wänden sorgen ebenso für indisches Flair wie kleine indische Leckereien, die den Besuchern gereicht werden.
Verantwortlich für die so stimmungsvolle Atmosphäre zeichneten die Mitglieder der beiden Pfarrgemeinderäte aus Glosberg und Steinberg. Diese hatten sich sehr viel Mühe bei der Ausgestaltung des - unter dem Motto "Hoffnung & Liebe" stehenden - Indien-Abends gegeben, der zugleich eine Benefiz-Veranstaltung zur Unterstützung der Hilfsprojekte von Samuel Issmer war.

Aus ärmsten Verhältnissen

"Mein Leben ist eine Reise, das ganze Leben lang", so begann Issmer seine Ausführungen, die von "Dolmetscherin" Esther Burke ins Deutsche übersetzt wurden. Der Kontakt entstand über Pater Waldemar, der um die Jahreswende eine zweiwöchige Studienreise nach Südindien unternommen hatte. In seiner Reisegruppe war auch ein Ehepaar aus Stuttgart dabei, dessen Freund Samuel Issmer ist. Der Inder hilft durch sein Hilfsprojekt besonders Kindern und Familien auf dem Land, wo keine staatliche oder andere Hilfe ankommt.
Auch der Inder war als Unberührbarer in ärmsten Verhältnissen aufgewachsen. Über die Kindernothilfe fand er Kontakt zur Familie Issmer in Radevormwald. Die Familie übernahm eine Patenschaft und unterstützte den Jungen. Samuel gehörte damals der untersten Kaste an. Heute ist er Doktor der Psychologie und arbeitet schon seit Jahrzehnten als Streetworker in seiner indischen Heimat.
"Ich stamme aus einem sehr kleinen abgelegenen ländlichen Dorf, ohne Elektrizität, ohne fließendes Wasser. Wir mussten auf dem Boden schlafen", erzählte er. So wie ihm damals ergehe es vielen Kindern auch noch heute. Noch immer litten sie so wie er früher. Deshalb ging er sofort nach seinem Studium in seine Heimat zurück und gründete dort ein Hilfswerk für Kinder in Not, den SAC-CCC (The South Asia Council for Community and Children in Crises), Bangalore, India.
Seine damaligen Freunde hätten zu ihm gesagt, er wäre ein Dummkopf, wenn er zurückkehren würde. "Ich aber empfinde aber kein Bedauern dafür, sondern ein großes Glück im Herzen. Es ist eine große Herausforderung, die Kinder dort herauszuholen. Ich bin jetzt 64 Jahre, aber ich bin noch immer nicht müde. Mein Kampfgeist ist ungebrochen. Ich danke Gott für die Kraft", beteuerte er.

Mädchen haben es ganz schwer

Insbesondere Mädchen würden in Indien als zweitklassig behandelt. Sie hätten keinen Platz, keinen Wert. 40 Prozent der Bevölkerung sei unter 14 Jahre. "Sie wurden in Kasten geboren, sie leben und sterben in Kasten. Das Einzige, was sie da rausholt, ist Bildung", zeigte sich Samuel Issmer sicher.
In den von ihm gegründeten 14 Heimen, in denen rund 600 Kinder leben, werde aber nicht nur Schul- und Berufsbildung vermittelt. Es gehe um ihre ganzheitliche Persönlichkeitsentwicklung, um Werte und um den Sinn des Lebens. Es gebe besondere Heime für "normale", für gehörlose und blinde Kinder sowie für Kinder, deren Eltern mit HIV infiziert oder im Strafvollzug sind. Mittlerweile gebe es auch ein Krankenhaus für 85 Dörfer, das mehr als 100 000 Menschen versorge. "Es hat 35 Jahre gedauert, bis es so weit war. Aber dann ist mein Traum Wirklichkeit geworden", freute sich Issmer, dessen Ausführungen sich eine rege geführte Diskussion anschloss.
Pater Waldemar dankte ihm und den Pfarrgemeinderätinnen für ihr großes Engagement bei der Vorbereitung und Durchführung des Abends. Die Sandstreubilder, die in Indien bei keinem Fest fehlen dürfen, hatten die Pfarrgemeinderätinnen unter Anleitung von Sybille Claus-Eiberger, der deutschen Ansprechpartnerin für Issmers Hilfsprojekt, gefertigt.
Namens der "Ministranten" aus Glosberg und Haig überreichte Ministranten-Betreuerin Anne Loika einen symbolischen Spendenscheck über 1570 Euro, die Minis aus Reitsch übergaben 300 Euro und aus Steinberg kamen 153,50 Euro. Reich gefüllt war auch die Spendenbox des Abends mit etwa 500 Euro. Insgesamt kamen somit rund 2500 Euro zusammen. Für die musikalische Umrahmung sorgten die Brüder Lukas und Jannik Thiel sowie Gerd Vogler, begleitet von Pater Waldemar an der E-Gitarre.