Im Servicebereich fehlt es an Personal. Wirte beklagen die starren Pausenregelungen als Problem, der Hotel- und Gaststättenverband sieht eher ein gesellschaftliches Phänomen.
Andreas Oswald
Jessica Neidhart bedient seit drei Jahren in der Brauereigaststätte Hebendanz. "Mir macht's Spaß", sagt sie. Doch gäbe es eine rote Liste der aussterbenden Berufsarten, stünde ihr Job ganz oben. Denn Bedienungen sind Mangelkräfte in der Gastronomie.
Dass kaum noch jemand im Service arbeiten will, bestätigt Hebendanz-Wirt Fritz Eger. Und er sagt unverblümt, was seiner Meinung nach der Grund dafür ist: "Das liegt an unserem Staat, in dem Leute, die nichts tun durch die Sozialunterstützung besser gestellt sind, als Menschen, die in der Gastronomie arbeiten."
Und denjenigen, die noch im Service tätig seien, werde die Arbeit durch zunehmende Auflagen erschwert. Die starren Pausenregelungen beispielsweise seien für Bedienungen eher ein Job-Hindernis als eine Erleichterung. Wer im Service tätig sei und auch Trinkgelder bekomme, der wolle lieber am Stück durcharbeiten als durch staatliche Reglementierungen ausgebremst zu werden.
Geiz der Gäste drückt die Löhne
Höheren Löhnen in der Gastronomie stehe die fränkische Sparsamkeit beim Essengehen entgegen, stellt der Wirt fest. "Wenn wir für eine Schäufala 10,50 Euro verlangen, werden wir vom Gast für verrückt erklärt." Die fränkische Mentalität sei es eben danach zu suchen, wo das Schäufala am billigsten ist, "und wenn man was findet, wo's 7,50 kostet, dann fährt man halt 30 Kilometer dorthin", stellt Eger mit Ironie fest. "Die Zeiten, wo die Oma in der Wirtstube noch mitgeholfen hat, sind vorbei", betont Eger.
"Vielleicht ist das Bedienen vielen einfach zu anstrengend oder von der Arbeitszeiten unattraktiv", meint Jessica Neidhart und hält entgegen: "Mir jedenfalls gefällt's."
Das Problem Personal in der Gastronomie zu finden, sei ein Abbild der Gesellschaft, findet Georg Hötzelein, der Vorsitzende der Hotel- und Gaststättenverbands
Forchheim. Die "junge Generation" lege heutzutage sehr viel Wert auf Freizeit.
Deshalb sei es schwierig, junge Mitarbeiter zu bekommen, die am Wochenende oder abends arbeiten wollen. Hötzelein glaubt nicht, dass dieser Trend wieder nachlässt. "Die Gastronomie in der Fränkischen Schweiz lebt derzeit von Menschen, die sich etwas dazu verdienen möchten", so Hötzelein.
Lieber hartzen statt hetzen ?
Für Werner Riedel vom "Curryworschd Haus" ist das Service-Problem ebenfalls nicht neu. Seine Frau Andrea Riedel-Palfi ist Franchisegeberin für etliche Imbisslokale, darunter auch das "Curryworsch-Haus" in Forchheim.
"Es ist sehr schwierig Personal zu finden", bestätigt Werner Riedel. Auch er verweist darauf, dass es angesichts der "staatlichen Stütze" für viele Menschen nicht mehr attraktiv sei in der Gastronomie zu arbeiten.
Über dem Mindestlohn
Wenn man dem Personal aber mehr bezahlen würde, so gibt Riedel zu bedenken, würden die Gäste ausbleiben, weil die Preise zu hoch wären. "Wir zahlen über dem Mindestlohn", betont Werner Riedel. Eine langjährige Mitarbeiterin im Küchenbereich verdiene zirka 13 Euro pro Stunde. Eine Bedienung bekomme neun Euro, plus Trinkgeld.
Als weiteren Grund für die Schwierigkeit Personal zu finden nennt er die Arbeitszeiten: "An Tagen, wo andere feiern, bedienen wir die Menschen." Auch er als Wirt müsse selber hinlangen. "Wir haben eine 80-Stunden- statt eine 40-Stunden-Woche", betont Werner Riedel. Früh um acht Uhr gehe es mit den Vorbereitungen los - "und bis die Hütte wieder sauber ist für den nächsten Tag, wird's oft halb zwölf Uhr nachts".