Einen umfassenden Austausch von Erfahrungen und Kenntnissen unter Fachkräften unterschiedlicher Nationen bietet das Projekt "Baladiya". Auch die Stadt Bambe...
Einen umfassenden Austausch von Erfahrungen und Kenntnissen unter Fachkräften unterschiedlicher Nationen bietet das Projekt "Baladiya". Auch die Stadt
Bamberg unterstützt die kommunale Entwicklungszusammenarbeit und Stärkung der Strukturen in Maghreb.
Die Robert-Bosch-Stiftung, die Deutsche Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit, sowie die Europäische Akademie Berlin ermöglichen einem Umweltplaner aus Marrakesch einen einwöchigen Aufenthalt in Bamberg. Abdelghani Ouchen ist als Beamter im höheren Dienst der Stadtverwaltung Marrakesch angestellt. Wir führten ein Gespräch mit ihm.
Was haben Sie während Ihres bisherigen Aufenthalts in Bamberg gelernt?
Abdelghani Ouchen: Ich bin begeistert von der Architektur und der Umweltfreundlichkeit der Stadt. Ich habe außerdem die vielen Hügelgebiete sehen können. Die Freundlichkeit der Menschen ist mir auch aufgefallen. Ich habe einen sehr guten Eindruck von Bamberg.
Was sind die wesentlichen Unterschiede zu Marrakesch?
Es gibt auf jeden Fall Unterschiede. Marokko ist schon ein Entwicklungsland, insbesondere, was das soziale Niveau und den Stadtbau anbetrifft. Es gibt Reformen und Programme, die aber eher sehr langsam vorangehen. Für mich ist Deutschland ein sehr starkes und stabiles Land, obwohl es viel durchgemacht hat. Außerdem öffnet es die Türen für andere EU-Länder - Flüchtlinge werden in Deutschland aufgenommen und gut behandelt. Deutschland ist deshalb für mich ein Symbol der Toleranz und der Demokratie. Diese Art von Demokratie versucht man in meiner Heimat zu erzeugen, dies erfolgt allerdings nur sehr langsam. Deutschland ist eine Inspiration, auch bezüglich Zivilisation und Organisation. Obwohl es viele Unterschiede zwischen dem alltäglichen Leben in Marokko und in Deutschland gibt, dient Deutschland als Beispiel.
Was würden Sie gerne übernehmen?
Die Demokratisierung ist ein Beispiel. In Marokko soll die Hierarchie abgebaut und alles dezentralisiert werden. Allerdings passiert dies alles sehr langsam. Ich würde gerne das ganze deutsche System übernehmen, das ist aber natürlich nicht möglich. Was mir sehr gut gefällt, ist der dreistufige Verwaltungsaufbau - Bund, Länder und Kommunen. Das ist für Marokko natürlich sehr fremd.
Ich war außer in Bamberg auch in Görlitz und Berlin. Görlitz und Bamberg sind Städte voller Kultur und Geschichte, die sie auch wahren - nichts geht verloren. Bamberg ist ja auch eine Weltkulturerbestadt.
In Berlin gibt es Viertel, in denen Menschen aus vielen verschiedenen Herkunftsländern leben. Dort werden unterschiedliche Projekte, wie zum Beispiel ein Kulturhaus oder Kulturfestivals, unterstützt. In Marrakesch gibt es solche Viertel und Projekte auch. Aber was hier mit viel geringeren Budget und dennoch einem großen Erfolg passiert, klappt in Marokko nicht. In meiner Heimat wird eine große Stange Geld ausgegeben und Ergebnisse kann man leider eher nicht sehen.
Wie hat Ihnen der Besuch im Schlenkerla gefallen? Haben Sie das Rauchbier probiert?
Das Bier habe ich wegen meiner Kultur nicht probiert. Das Essen dort war gut, allerdings sehr viel und sehr proteinhaltig. Bei uns isst man ja zum Beispiel sehr große Mengen an Couscous - das ist mehr als Essen, das ist ein Moment der Familie.
Das Gespräch führte
Annabelle Gunzelmann.