Baustellen für den Nachfolger

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Joachim Bovelet in einem Café am Coburger Marktplatz. Hier sei er in den vergangenen fünf Jahren selten gewesen, räumt er ein. Foto: Simone Bastian
Joachim Bovelet in einem Café am Coburger Marktplatz. Hier sei er in den vergangenen fünf Jahren selten gewesen, räumt er ein. Foto: Simone Bastian

Wer angekündigt hat, zu gehen, ist so gut wie weg und hat weniger Einfluss. Das ist einer der Gründe, warum Regiomed-Geschäftsführer Joachim Bovelet nun früher als ursprünglich geplant aufhört.

"Fünf schöne Jahre" habe er in Coburg gehabt, sagt Joachim Bovelet. Außerdem sei es gelungen, seinen Wunsch-Nachfolger zu Regiomed zu lotsen. "Ich kenne Alexander Schmidtke seit zwölf Jahren." Dass Schmidtke aus Lichtenfels stammt, habe er jedoch nicht gewusst, sagt Bovelet. Schmidtke, Geschäftsführer des städtischen Klinikums Augsburg, gehört der Arbeitsgemeinschaft großkommunaler Krankenhäuser an - wie Bovelet früher, als er noch Geschäftsführer beim Berliner Klinikkonzern Vivantes war.

Dort war er schon 2013 ausgeschieden und hatte in einer Beraterfirma angeheuert. Die wiederum schickte ihn nach Coburg, als dort dringend jemand gebraucht wurde, der den kommunalen Klinikkonzern Regiomed auf Kurs halten sollte. Denn dort hatte man sich gerade im Unfrieden von der Hauptgeschäftsführerin getrennt. Bovelet kam zunächst für drei Monate als Berater und ließ sich dann ab Jahresbeginn 2014 zum Geschäftsführer berufen. Sein erster Vertrag lief bis 2018; er wurde vorzeitig verlängert und nun wieder verkürzt: Der 62-Jährige geht zum Monatsende.

Bovelet hält sich zugute, dass er nicht nur die Kommunalpolitiker in der Gesellschafterversammlung wieder einen konnte, sondern auch, dass unter seiner Ägide ein Ausgleich mit seiner Vorgängerin getroffen wurde. Sie hatte gegen ihre Entlassung geklagt; das Gericht hatte bei der Verhandlung im Januar 2015 durchblicken lassen, dass die Kündigungsgründe voraussichtlich nicht greifen würden. Daraufhin einigten sich beide Parteien außergerichtlich.

"Kürzere Arme"

Der Wechsel von Bovelet zu Schmidtke sollte eigentlich erst 2019 erfolgen. Doch er und Schmidtke würden gerade beide erleben, dass "die Arme kürzer werden, wenn man angekündigt hat, zu gehen". Schmidtke laboriere zwar noch an den Folgen eines Fahrradunfalls, aber ein Nachfolger für ihn in Augsburg werde bereits gesucht, sagt Bovelet. Das Augsburger Klinikum soll zu einem Universitätsklinikum umfirmiert werden. Dort muss ein Arzt Vorstandsvorsitzender sein, der kaufmännische Geschäftsführer steht in der zweiten Reihe und wird, das lässt Bovelet durchblicken, auch nicht so gut bezahlt wie ein Hauptgeschäftsführer.

Bovelet räumt ein, dass er zu einer Zeit geht, in der vieles gerade angestoßen, aber noch längst nicht alles fertig ist. Das hatte auch die Gewerkschaft Verdi kritisiert und von Bovelet öffentlich eine Erklärung seiner Gründe verlangt. Aber außer dem, dass ihm die Entfernung zwischen seinem Dienstort Coburg und dem Wohnort Olpe inzwischen zu groß und die Zeit für einen Wechsel geeignet sei, will sich Bovelet nichts entlocken lassen. Der dritte Grund, sagt er, sei ein privater.

Jedenfalls sei Regiomed immer noch wirtschaftlich gesund, und sein Nachfolger Schmidtke kümmere sich bereits jetzt "intensiv" um die anstehenden Projekte. "Er ist dafür bekannt, dass er gute Ideen erkennt und umsetzt." Bereits jetzt würden wichtige Personalentscheidungen mit seinem Nachfolger abgestimmt. Und, nein, die Stelle des Hauptgeschäftsfsührers habe nicht ausgeschrieben werden müssen. "Das wurde rechtlich geprüft." Außerdem hätte eine Ausschreibung zum gleichen Ergebnis kommen können.

Politik redet viel mit

Dass er auch künftig im Krankenhausgeschäft mitmischen wird, schließt Bovelet nicht aus - "aber nicht mehr im Angestelltenverhältnis und nicht politisch", wie er betont. Da hatte er sich die Regiomed-Verhältnisse etwas einfacher vorgestellt, als sie waren, wie er einräumt. Denn viele Entscheidungen des Konzerns müssen von vier Kreistagen und vom Coburger Stadtrat abgesegnet werden. Diese Auftritte in den Kommunalparlamenten und im Coburger Krankenhauszweckverband will er sich nicht mehr unbedingt antun, wie er sagt.

Trotzdem, betont er, habe es "fünf Jahre Spaß gemacht", und er habe - mit einhelliger Unterstützung der Gesellschafter - einiges vorangebracht. Die Medical School zur Ausbildung von Ärzten habe nun den dritten Jahrgang zum Medizinstudium nach Kroatien geschickt. Gut, für die praktische Ausbildung ab 2019 in Deutschland müsse noch einiges getan werden, räumt er ein, aber die Weichen seien gestellt. Die Entscheidung, ob das Klinikum Coburg neu gebaut oder saniert werde, sei noch nicht gefallen, "weil wir noch keine Zahlen haben". Aber selbst wenn - die Fertigstellung hätte er ohnehin nicht als Geschäftsführer erlebt. "Man baut nicht mal eben ein 750-Betten-Haus." Und er sei keiner, der sich für so unentbehrlich halte, dass er mit 70 immer noch am Ruder sein müsse. Sagt er.

Um den Klinikneubau komme Coburg nicht herum, dessen ist er sich sicher. Anders sei Krankenversorgung, die den aktuellen und künftigen Ansprüchen genüge, nicht zu machen. "Wir sind mit dem, was wir tun, meilenweit entfernt von der Entwicklung. Wer am Alten festhält, wird irgendwann erfahren, dass die Kassen es nicht mehr bezahlen."

Nicht nur die Patienten würden mit den Füßen abstimmen, auch die Mitarbeiter, wenn das Klinikum Coburg jahrelang in einer Sanierungsbaustelle weitermachen müsste, von den geschäftlichen Verlusten gar nicht zu reden. "Eine Triebfeder war für mich außerdem der noch niedrige Zinsmarkt."

Er sei nicht der Meinung, dass er "ein unbestelltes Feld " hinterlasse, und sei ja auch einiges geschafft, betont er. 2017 erfolgte die Übernahme der Coburger Schwesternschaft durch Regiomed. Dass dabei das Altenheim "Am Schießstand" erst in eine eigene GmbH überführt wurde, sei geschehen, um das Risiko für Regiomed zu minimieren, sagt Bovelet. Nun aber wolle man das Haus in den Regiomed-Verbund integrieren, eine neue Heimleitung sei gefunden.

"Ruhe reinbringen", sei hier die Aufgabe, aber "ich sehe keinen Grund, die Anfechtung der Betriebsratswahl vorschnell einzustellen". Das hatte die Gewerkschaft Verdi gefordert. Auch im Klinikum Sonneberg sei die Wahl angefochten worden, sagt Bovelet - unter anderem vom Konzernbetriebsrat selbst.