Bauern warnen vor Biosphärenreservat

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Die Zukunft des Frankenwaldes ist derzeit noch ungewiss. Foto: Archiv
Die Zukunft des Frankenwaldes ist derzeit noch ungewiss.  Foto: Archiv

In Tschirn stand ein Nationalpark Frankenwald im Zentrum einer Veranstaltung, zu der der Bauernverband eingeladen hatte.

Michael Wunder

Bei der Informationsveranstaltung des Bauernverbandes in Tschirn zeigte man sich zuversichtlich, den Nationalpark Frankenwald "überstanden" zu haben. Gleichzeitig warnte man vor einem möglichen Biosphärenreservat.
Christoph Winkler beantwortete dabei die Frage, was denn eigentlich ein Biosphärenreservat sei. Dabei werden im Gegensatz zum Nationalpark nur drei Prozent für den totalen Schutz hergenommen, die Mindestgröße ist aber nicht wie beim Nationalpark auf 10 000, sondern auf 30 000 Hektar festgelegt. Hinzu kommt eine 6000 Hektar große Schutzzone, was die Sache nicht einfacher macht. Der Forstexperte sagte, dass man damit jetzt das zweite Karnickel aus dem Sack lasse. Beide Konstruktionen seien auf die Ewigkeit angelegt.


Gegenüberstellung

Zuvor präsentierten die beiden Forstfachleute Florian Beierwaltes und Dieter Sonntag den Stand in Sachen Nationalpark. Dabei fragten sie eingangs, was es für einen Grund gibt, die wunderschöne Gegend einfach der Natur zu überlassen. In einen Kurzfilm stellten sie die intakte Natur des Frankenwaldes und die kahlen Wälder in den Nationalparken gegenüber.
Florian Beierwaltes verwies auf das Wander- und Radler-Paradies im Frankenwald. Viele Bürger hätten auf Holz als Heizmaterial umgestellt. Mit dem Nationalpark wäre die Selbstversorgung eingeschränkt. Als wichtigsten Punkt gegen einen Nationalpark bezeichnete er die rund 800 qualifizierten und sicheren Arbeitsplätze. Die für den Tourismus prognostizierten Zahlen seien nicht belastbar, sagte er.
Förster Dieter Sonntag, der eingangs auf die rechtlichen Grundlagen hinwies, meinte, dass die 75 Prozent große Kernzone weitgehende zusammenhängend und nicht durchschnitten sein sollte, was im Frankenwald unmöglich ist. Die Altersversorgung vieler Privatwaldbesitzer wäre durch einen Nationalpark gefährdet, die Lebensqualität vieler Bürger durch Auflagen verschlechtert. Die Nationalparkverordnung Bayerischer Wald sei dem Ministerium unterstellt, das ausschließlich das Sagen habe. Es werde knallhart das Ziel verfolgt, die Flächen aus der Bewirtschaftung und der Nutzung zu nehmen. Dabei werde auch die Infrastruktur zurück gebaut, so Sonntag.
Mit Blick auf den drohenden Borkenkäferbefall erinnerte Dieter Sonntag an die Hochfläche zwischen Tschirn und Nordhalben, die trotz des Eingreifens innerhalb von drei Jahren auf einer Größe von 400 Hektar zunichte gemacht wurde.
Bürgermeister Peter Klinger betonte, dass die Gemeinde nicht mehr oder weniger informiert sei als die Bürger. Er selbst hatte lediglich eine Einladung als Vorsitzender der WBV zum Beginn der Dialogphase mit der Umweltministerin in Neukenroth. Sein Stellvertreter Siegmund Kolb sei von Anfang an bei den Diskussionen dabei gewesen. Dieser zeigte auf, wie positiv der Ausflug in den Bayerischen Wald dargestellt wurde. Dabei seien die Regionen mit sehr unterschiedlichen Niederschlägen und auf Grund der Höhenlage nicht vergleichbar. Auch stünden die Einnahmen und Ausgaben in keinem Verhältnis. Jährlich müssten dort zehn Millionen Euro an Defizit ausgeglichen werden.
Richtig sei, so Kolb, dass ein Waldumbau notwendig sei. Die privaten Waldbesitzer müssten den Einschlag forcieren und mehr Laubholz ausbringen. Er begrüßte es, dass die beiden Rodachtal-Bürgermeister Jens Korn und Gerhard Wunder mittlerweile zurückgerudert seien. Gleichzeitig bedauerte er, dass die Entscheidung für den Eintritt in die Konzeptphase im Kreistag nicht im Juli zustande kommt. Vom neu gegründeten Verein "Unser Frankenwald" gelte es, die frei gewordenen Energien zu nutzen und den Frankenwald weiter nach vorne zu bringen.
Der Kreisobmann des Bayerische Bauernverbandes, Erwin Schwarz, berichtete von einem Treffen mit den drei anderen Initiativen in Kitzingen. Dort habe Innenminister Joachim Hermann gesagt, dass der Bayerische Landtag am 18. Juli entscheide, welche Region in die Konzeptphase geht. Er fürchtet mit dem ins Gespräch gebrachten Biosphärenreservat bereits das "nächste Damoklesschwert", welches über den Grundstücksbesitzern schweben könnte. "Wir müssen alle an einem Strang ziehen und ohne Schutzgebietsverordnung den Wald entsprechend umbauen", so Schwarz. Dafür stehe der neu gegründete Verein mit seinen vielen Kräften aus der Region.
Peter Klinger sagte, ein Biosphärenreservat verhindere keinen dritten Nationalpark in Bayern. Im Frankenwald habe man viele Schutzgebiete in unmittelbarer Nähe. Er stellte klar, dass die Verschiebung der Ortsdurchfahrtssanierung nichts mit einem Nationalpark zu tun habe.
Michael Renk fragte, wie lange in München der Irrsinn noch weitergeführt werden solle. Über Generationen sei der Wald hervorragend bewirtschaftet worden - und so solle es auch bleiben.