Bei Grabungsarbeiten finden die Historiker eine alte Inschrift. Die Freilegungen erlauben interessante Rückschlüsse auf die Bautechnik des barocken Festungsbaus.
JOsef Hofbauer Bei den Ausgrabungen auf dem Gelände der ehemaligen Firma Slosorz sind die Archäologen auf Reste der Forchheimer Bastion gestoßen. Ähnlich wie die St.-Veit-Bastion südlich des Forchheimer Amtsgerichtes, gab es auch hier eine Verteidigungsanlage. "Allerdings wurde sie nicht in altitalienischer Manier erbaut wie die so genannte "Rote Mauer"; hier war die französische Bauweise das Vorbild", erklärt Grabungsleiter Marco Goldhausen.
Errichtet wurde die St.-Henrici-Bastion, die in Resten auf der Nordostseite des Anwesens Dreikirchenstraße 12 noch erhalten ist, vermutlich erst hundert Jahre nach der Bastion beim Saltorturm. Dies kann Marco Goldhausen deshalb so genau einordnen, weil er im Abraum vor der so genannten Eskarpemauer eine Tafel mit den Initialen P. R. und der Jahreszahl 1661/62 gefunden hat.
Inschrift entdeckt
Die Buchstaben weisen laut Goldhausen eindeutig auf Philipp Valentin Voit von Rieneck hin, der von 1653 bis 1672 Bischof von Bamberg war und wohl den Auftrag gegeben hatte, die St.-Henrici-Bastion zu erneuern. Die Bauweise ist eine Antwort auf die Schusswaffen, die ab dem 15./16. Jahrhundert den direkten Mauerbeschuss ermöglichten. Der Ausbau der Bastion darf demnach als eine Art Wettrüsten interpretiert werden.
Auf der rund drei Meter breiten Eskarpemauer, vor der üblicherweise tiefe Gräben angelegt wurden, die den Angreifern die Eroberung der Mauern und Türme erschwerten, brachten die Verteidiger der Festungen ihre Geschütze in Stellung. Die Mauern wurden so abgeböscht, dass die Verteidiger von der Mauerkrone aus jeden Angreifer mit ihren Waffen erreichen konnten. Bei der St.-Henrici-Bastion war die Mauer über acht Meter hoch, wie Goldhausen errechnet hat. Sie zog sich rund 80 Meter weit bis zur Schönbornstraße.
Pathologen der Geschichte
"Wir Archäologen sind auch so etwas wie die Pathologen der Geschichte", erklärt Marco Goldhausen. "Das gibt uns die Möglichkeit, einen Blick hinter die Kulissen zu werfen." So hat der Grabungsleiter auch die Erklärung gefunden, warum etwa fünf Zentimeter breiten Schlitze das massive Mauerwerk in einzelne Segmente gliedern. "Die Pufferzonen zwischen den Quadern sorgen dafür, dass das Mauerwerk beim Beschuss durch Kanonen nicht so schnell zerstört wird. Die Wucht der Kanonen wird so besser aufgefangen", erklärt der Historiker.
Hinter der Eskarpemauer gab es einen Gang. Hier konnten sich die Verteidiger unbemerkt von den Angreifern in Stellung bringen.
Erstaunt haben Goldhausen auch kreisrunde Aussparungen im Mauerwerk, die sich in Abständen von etwa fünf Metern wiederholen. Goldhausen ist überzeugt, dass diese Löcher wichtig waren für den Bau der Bastion und allein statische Bedeutung hatten.