Sonderausstellung Das Naturkundemuseum Bamberg offenbart den ansonsten verborgenen Zauber dunkler Turmaline. Großformatige Mikrofoto- grafien und Originalscheiben zeigen das faszinierende Innere dieser Kristalle.
Allein schon für die Optik übt diese neue Sonderausstellung im Naturkundemuseum ihren Reiz aus: Das Museum präsentiert die Ästhetik der Kristalle, insbesondere die eines Naturkünstlers der Extraklasse aus der Mineralfamilie: „Kristallmagie – verborgener Zauber dunkler Turmaline“ titelt diese Schau, die in ihrer Farbintensität und ihren auch von Laien verständlichen geowissenschaftlichen Aspekten fasziniert.
Der Betrachter von über 400 Turmalinkristallen, rund 1500 hinterleuchteten Originalscheiben und magischen großformatigen Mikrofotografien von bestechender Präzision kann sich geradezu meditativ versenken. Und zugleich zwischen spannenden Studienobjekten seine Kenntnisse vertiefen über Wachstum, Aufbau und Zerfall von Mineralien .
Geheimnisvolles Inneres
Seit Jahrhunderten begeistern Turmalinkristalle mit ihren farbigen Varianten wie Rubellit, Verdelith oder Indigolith als begehrte Schmucksteine und Sammlerobjekte. Doch kaum jemand ahnt beim bloßen Anblick, dass auch die pechschwarze Turmalinsorte Schörl ein überraschendes Geheimnis birgt. Schneidet man aus ihnen mit einer Diamantsäge ein bis zwei Millimeter dicke Scheiben und schleift sie vorsichtig dünner, tauchen im Licht einer starken Lampe erste farbige Partien auf.
Schleift man behutsam weiter, dann entwickelt sich ein kleines, detailreiches Bild von hoher Farbbrillanz. Wie ein natürliches Mandala kann das musterreiche Bild wirken. Oft ist das Turmalinplättchen am Ende nur noch Hundertstel Millimeter dick. In diesem Fall muss es mit einer Glasplatte stabilisiert werden.
Diesem Farb- und Formenphänomen widmet sich maßgeblich der promovierte Chemiker Paul Rustemeyer, Jahrgang 1952. Jahrzehntelang reiste er durch das Innere tausender Turmalinkristalle, die er zum Teil von Händlern gekauft, zum Teil aber auch bei seinen vielen Geländeaufenthalten selbst an den jeweiligen Orten entnommen hat. Dabei kam einerseits eine große Zahl von Bildern der Turmaline ans Licht, andererseits entdeckte Rustemeyer viele neuartige Strukturen, die vom Kristallleben des Turmalins und den Krisen in seinem Inneren erzählen. Von Störungen durch andere Minerale , Bruchereignissen, natürlicher Korrosion und nachfolgenden Verheilungsprozessen: Allesamt Störungen, die die exakte Symmetrie der Kristallstruktur unterbrechen und sich in den Turmalinscheiben formenreich wiederfinden.
Die Entdeckungen dieser privaten Forschung dokumentierte Paul Rustemeyer mit Mikro- und Makrofotografie. Die interessantesten Resultate fasst die Sonderausstellung im Naturkundemuseum zusammen. Der didaktische Aufbau der Präsentation lädt zur Auseinandersetzung mit dem Thema Kristallbau ein, indem sie die – kleinen und großen – Besucher spielerisch dazu animiert, den dreidimensionalen Aufbau der Kristalle nachzuvollziehen.
Dies geschieht über audiovisuelle Installationen und elektronische Medien sowie Quizfragen und Malanleitungen, die durch die Ausstellung führen. Diese macht „Kristallmagie“ an der Schnittstelle zwischen Wissenschaft, Hobbymineralogie und der Allgemeinheit sichtbar.