Der Fotograf und Journalist Lukas Reinhardt begleitet Bamberger im Lockdown. Heute mit der Zahnärztin Sarah Lill (34)
"Als im vergangenen Jahr der Lockdown kam, stand bei mir gerade ein Umzug innerhalb der Stadt an - und ich vor einem Problem in Gestalt von schweren Kartons und Möbeln. Viel konnte ich zu Beginn nicht in mein neues Zuhause bringen, so ganz alleine und ohne helfende Hände. Auf das Bett und das Sofa musste ich deshalb vorerst warten, Geduld war gefragt. Die Pandemie gewährte mir die nötige Zeit. Sie entschleunigte mein Leben, verlangsamte meinen Rhythmus, reduzierte meine Kontakte zu den Mitmenschen.
Für mich war das eine Notwendigkeit: Als Zahnärztin konnte und kann ich es mir nicht leisten, von Blume zu Blume zu springen. Auch weil damals die Ansteckungsgefahr von Covid-19 und die Rolle der Aerosole in diesem Prozess nicht vollends erforscht war. Wir Zahnärztinnen und Zahnärzte arbeiten nun mal sehr nahe an der potenziellen ‚ Gefahrenzone ‘, dem Mund.
Unsicher gefühlt in der Praxis habe ich mich trotzdem nie. Bei der Arbeit tragen wir inzwischen einen doppelten Schutz: Mit FFP2-Maske vor Mund und Nase sowie heruntergeklapptem Plastikvisier vor dem Gesicht geht es Zahnstein und Karies an den Kragen. Und auch die Begrenzung meiner Kontakte gab und gibt mir die nötige Sicherheit, meine Patientinnen und Patienten nicht mit dem Virus anzustecken. Ihnen sage ich immer, dass sie sich bei uns keine Sorgen machen müssen. Viel verändert hat sich meine Arbeit seit Ausbruch der Pandemie trotzdem nicht.
Das Laufen gibt Kraft
Anders zu Hause: Meine Wohnung ist heute ein Wohlfühlort. Dort - inzwischen ausgestattet mit Bett und Sofa - erdulde ich die Monotonie des zweiten Lockdowns. Das Leben bietet kaum noch Überraschungen. Mir fehlt es, einfach mal spontan sein zu können. Mir fehlen die Kneipenabende, die großen und kleinen Konzerte. Was mir Kraft gibt, ist das Laufen. Meine Lieblingsstrecke führt mich unter den Bamberger Brücken hindurch, entlang des Kanals. Wenn der Körper müde genug ist, fällt es weniger auf, wenn man nichts mehr unternehmen kann. Dann freue ich mich sogar auf die gemütliche Couch ."