Bad Rodach hebt die Nachwuchsförderung für Vereine an und lässt Stolpersteine verlegen

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Martin rebhan Vereine fördern, aber wie? Mit dieser Frage beschäftigte sich der Stadtrat Bad Rodach in seiner jüngsten Sitzung. Auslöser für einen erhöhten Diskussionsbedarf waren die Anträge der CSU-...

Martin rebhan

Vereine fördern, aber wie? Mit dieser Frage beschäftigte sich der Stadtrat Bad Rodach in seiner jüngsten Sitzung. Auslöser für einen erhöhten Diskussionsbedarf waren die Anträge der CSU-Fraktion und der Verwaltung, die beide darauf abzielten, den Vereinen in der Kurstadt auch aufgrund der Corona-Pandemie mehr Geld zukommen zu lassen.

Der CSU-Vorschlag

Mit Schreiben vom 31.Oktober schlug die CSU-Fraktion vor, den jährlichen Förderbeitrag für Jugendliche von zehn auf 15 Euro zu erhöhen und die Grundförderung für jeden Verein von 100 auf 150 Euro anzuheben. Bisher fördert die Kurstadt die Vereine mit 7500 Euro. Eine Umsetzung des Antrags der CSU hätte Mehrausgaben in Höhe von 3800 Euro zur Folge.

Eine andere Herangehensweise hatte der Vorschlag der Verwaltung. Sie stellte die Vereine in den Fokus, die durch Sportheime und Sportstätten einen höheren finanziellen Aufwand decken müssen als jene ohne solche Liegenschaften.

Der Zweite Bürgermeister Ernst-Wilhelm Geiling (FW) sagte dem Antrag der CSU seine Unterstützung zu. Geiling: "Wir brauchen die Vereine, um die Jugendlichen von der Straße zu holen." Axel Dorscht (SPD) führte vor Augen, dass die Vereine durch die Stadt bereits durch den Verzicht auf Hallenmieten in der Corona-Pandemie unterstützt werden. Er plädierte dafür, sich in einem Ausschuss in aller Ruhe mit der Thematik zu beschäftigen. Moritz Regenspurger (CSU) entgegnete, dass der Antrag seiner Fraktion nichts mit der Corona-Pandemie zu tun habe. "Für uns ist es wichtig, die Vereine dahingehend zu unterstützen, junge Menschen zu halten, damit die Vereine weiterbestehen können." Dritte Bürgermeisterin Nina Klett (CSU) gab zu bedenken, dass es in Bad Rodach Familien gibt, die von Kurzarbeit betroffen sind und aus finanziellen Gründen gezwungen seien, ihre Kinder aus Vereinen zu nehmen.

Skeptisch

Kritisch sah Bürgermeister Tobias Ehrlicher (SPD) das Ansinnen der CSU-Fraktion. Er betonte: "Ich bin nicht gegen eine Jugendförderung, aber das System hat sich überholt." Nach seinen Worten nehmen die Vereine die Jugendförderung nicht als solche wahr. "Bei Jahreshauptversammlungen hört man nicht, für was die Gelder der Stadt genau verwendet werden", meinte Ehrlicher. Der Bürgermeister warnte vor einem "Schnellschuss aus reinem Aktionismus heraus".

Der Beschluss

Am Ende votierte der Stadtrat bei drei Gegenstimmen für den Antrag der CSU-Fraktion. Rainer Möbus (Zukunftsforum) fasste die Diskussion sehr süffisant zusammen, als er meinte: "Je geringer die Summe, desto größer die Diskussion."

Er zielte dabei auf einen kurz zuvor gefassten Beschluss ab, mit dem Mehrausgaben für Tischlerarbeiten im Jagdschloss in Höhe von rund 33 500 Euro "durchgewinkt" wurden. Für dieses Gewerk lag die Kostenschätzung bei 59 500 Euro.

Bauamtsleiter Dirk Hochberger informierte, dass von neun angeschriebenen Firmen nur eine einzige ein Angebot abgegeben hat. Ehrlicher kommentierte die Auftragsvergabe mit den Worten: "Augen zu und durch."

Ein Grundstücksbesitzer in Gauerstadt übte öffentlich Kritik am Verhalten von Bürgermeister Tobias Ehrlicher dahingehend, dass dieser sich nicht an Absprachen halte und daraufhin eine geplante Investition - es sollten mehrere sogenannte Tiny-Häuser entstehen - in einer anderen Gemeinde umgesetzt werde. Durch diese Äußerung sah sich Bürgermeister Ehrlicher veranlasst, im Stadtrat klarzustellen, dass er niemals zugesagt habe, dass die Stadt irgendwelche Ausbaukosten der Erschließungsstraße übernehmen werde. Ehrlicher: "Ich habe dem Investor immer gesagt, welche Kosten er zu tragen habe."

Einstimmig gebilligt wurde der Bauantrag für einen 45 Meter hohen Mobilfunkmast bei Grattstadt. Der Standort wurde im Vorfeld auch von den Bürgen des Stadtteils gutgeheißen.

Stolpersteine

Die Kunsthistorikerin Johanna Rosenzweig wies die Stadt auf ein Buch von Hubert Fromm hin, der darin festhielt, dass in der Kurstadt 1933 sechs jüdische Personen lebten. Um an ihr Schicksal zu erinnern, fasste der Stadtrat Bad Rodach den einstimmigen Beschluss, vor den beiden Anwesen Markt 7 und Coburger Straße 1 sogenannte Stolpersteine zu verlegen.

Die Kosten von rund 160 Euro je Stein sollen durch Patenschaften getragen werden. Axel Dorscht sagte spontan zu, dass der SPD-Ortsverein eine Patenschaft übernehmen werde.