Eigentlich war es eine kurze und unspektakuläre Gemeinderatssitzung am Mittwoch in Aurachtal, doch gegen Ende wurde die Stimmung unruhig. Das Gesundheitsamt hatte aufgrund der geltenden Kontaktbeschrä...
Eigentlich war es eine kurze und unspektakuläre Gemeinderatssitzung am Mittwoch in Aurachtal, doch gegen Ende wurde die Stimmung unruhig.
Das Gesundheitsamt hatte aufgrund der geltenden Kontaktbeschränkungen darum gebeten, Sitzungen dieser Art auf ein nötigstes Minimum zu beschränken. Zügig wurden daher die wenigen Tagesordnungspunkte abgearbeitet: Der Peter-Weber-Weg wurde als Ortsstraße gewidmet, öffentlich soll diese Widmung am 1. Januar mit der ersten Jahresausgabe des Amtsblattes gemacht werden.
Anschließend beschloss der Gemeinderat, die im Jahresantrag zum Städtebauförderungsprogramm 2021 aufgeführten Mittel im Haushaltsplan und der Finanzplanung bereitzustellen. Dieser frühzeitige Beschluss ist nötig, da die Regierung Mittelfranken einen gewissen Vorlauf braucht, um die Fördergelder festzulegen und den Haushalt aufzustellen. Konkret erwartet die Gemeinde Aurachtal eine 60- bis 80-prozentige Förderung für den Umbau des Anwesens Königstraße 28, die Dorfplatzgestaltung, die Umgestaltung des Umfelds des Klosters und des Bürgerhauses.
Mit dem Ende der öffentlichen Sitzung schlug die Stimmung in der Turnhalle der Grundschule plötzlich um: Bürgermeister Klaus Schumann (ÜWB) richtete das Wort an die vier Bürger, die im Publikum saßen, und erklärte, dass für die Sitzung aufgrund der aktuellen Lage keine Bürgerfragestunde vorgesehen sei, auch wenn er damit gerechnet hätte, eben diese vier Personen dort zu sehen. Er erwähnte außerdem ein Schreiben, das die besagten Bürger an die Gemeinderäte geschickt hätten, und versicherte, bereits an einem Antwortschreiben zu arbeiten.
Überraschendes Schreiben
Den Gesichtern der Zuhörer nach zu urteilen, schien das nicht genug zu sein. Von den Gemeinderäten war wenig anderes als betretendes Schweigen wahrzunehmen, lediglich Jan Heller (CSU) meldete sich zu Wort. Erst nach der Sitzung wurde klar, worum es in dieser - allen sichtlich unangenehmen - Situation ging: Bei einem Gespräch mit den vier Bürgern stellte sich heraus, dass der Gemeinderat im Februar aufgrund der Ortskernsanierung eine Sanierungssatzung verabschiedet hatte.
"Auf einmal kommt ein Schreiben vom Amt, indem steht, dass wir einen Eintrag in das Grundbuch erhalten haben", erzählt eine Anwohnerin. "Wir liegen mit unserem Grundstück im Sanierungsbereich und müssen zukünftig alle Umbaumaßnahmen von der Gemeinde genehmigen lassen."
Die Bürger befürchten außerdem, dass die Gemeinde ihnen etwaige Sanierungen "aufzwingen" könne. Die Ortskernsanierung unterstützen die betroffenen Anwohner durchaus, es ist eher der moralische Aspekt, der ihnen schwer im Magen liegt: "Keiner hat uns vorgewarnt oder uns mal nach unserer Meinung gefragt. Mit dem Schreiben vom Grundbuchamt haben wir das erste Mal davon gehört, dass wir da betroffen sind."
Jan Heller sei der einzige Rat, der die Bürger unterstütze und sie verstehe. "Das ist für mich ein Eingriff ins Grundrecht, der so nicht passieren darf", erklärt er. Doch wie konnte es überhaupt so weit kommen? Die Gemeinderäte fühlten sich nicht gut genug informiert über den konkreten Inhalt der besagten Sanierungssatzung, als sie darüber abstimmten. Manch einer sucht den Fehler bei dem beauftragten Planungsbüro, und die frustrierten Bürger versuchen es nun mit einer Unterschriftensammlung. Es bleibt also abzuwarten, ob die betroffenen Bewohner des Ortskerns Aurachtal eine zufriedenstellende Erklärung der Umstände erhalten werden und ob festgestellt werden kann, wo der Fehler bei diesem Konflikt lag.