Aufgeben ist keine Alternative

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Abstand halten ist auch für die Mannschaft von Adem Deliduman (vorne rechts) oberstes Gebot. Mit einer "Rumpfmannschaft" hält der Gastronom seinen Heßdorfer Betrieb am Laufen. Foto: Michael Busch
Abstand halten ist auch für die Mannschaft von Adem Deliduman (vorne rechts) oberstes Gebot. Mit einer "Rumpfmannschaft" hält der Gastronom seinen Heßdorfer Betrieb am Laufen.  Foto: Michael Busch

Adem Deliduman ist Besitzer eines türkischen Lokals im Heßdorfer Gewerbegebiet. Auch wenn ihm viele Kunden die Treue halten, und Essen zum Mitnehmen holen, es sei in Corona-Zeiten nicht einfach.

Michael Busch Die Außenterrasse ist leer. Und das bei strahlendem Sonnenschein. Adem Deliduman schaut in Richtung der Weiher. "Wir haben unsere Terrasse extra neu gestaltet, mit solch einem tollen Ausblick." Doch diese Fläche bleibt ebenso ungenutzt, wie das Lokal. Zu normalen Zeiten findet man kaum einen Platz, am Wochenende geht ohne Reservierung gar nichts. "Wir haben hier ein internationales Publikum", sagt der Chef mit Blick auf den frisch gebohnerten Boden.

Das türkische Lokal Adem's gibt es seit dem März 2017 im Heßdorfer Gewerbepark. Ein beliebter Anlaufpunkt für Freunde der türkischen Gastfreundschaft und des asiatisch-europäischen Essens. Dass es einmal so schwer werden könnte, habe er nie gedacht. "Ich mache mir Sorgen, denn dieses Jahr wird nicht mehr so werden, wie die Jahre zuvor." Einen Großteil seiner Mannschaft musste er freistellen. "25 Mitarbeiter habe ich hier", so viele werden für den noch bestehenden Betrieb nicht benötigt.

Hilfe bedingt gut

"Wir sind in Kurzarbeit gegangen", erklärt der Chef, der einen weiteren Laden in Nürnberg betreibt, aber auch die Adem Bäckerei sein Eigen nennt. Er gibt zu, dass er sich Sorgen um seine Leute macht. "Es wird schwierig, die Mannschaft wieder so zusammenzubekommen, wie zuvor." Das Team habe hervorragend zusammengepasst, aber bis Juli wird es wohl eine Gastronomie, wie man sie bisher kannte nicht geben.

Er weiß, dass der Staat hilft, aber nicht unbedingt optimal für Betriebe seiner Größenordnung. "Ich kann die 15 000 Euro Soforthilfe in Anspruch nehmen, aber bei der Steuererklärung wird der Betrag mitaufgeschlagen." Echte Hilfe sieht anders aus.

Aufgeben sei aber keine Alternative. "Dafür liebe ich diese Lokale, diese Arbeit zu sehr", lacht er auf. "Das ist wie mein Kind", und damit werde er das Unternehmen so lange tragen wie es nur geht. "Wenn das zwei oder drei Jahre so weitergeht, dann müssen wir darüber nachdenken, jetzt aber noch nicht", sagt der 38-jährige Gastronom. Es sei die Hoffnung, dass es eben weitergehe. Die Kunden helfen ihm da weiter. "Ich bekomme viele Mails, Posts auf unserer Facebookseite, dass man uns vermisst, und schon auf die Wiedereröffnung wartet." Das tut gut. Ein Teil kommt regelmäßig vorbei und holt sich Essen. "Damit können wir die fehlenden Einnahmen nicht ausgleichen", es sei der berühmte Tropfen auf den heißen Stein. Aber er kann nicht herumsitzen und nichts tun.

Das gelte auch für die Bäckerei. Einsatzbußen von rund 60 Prozent schätzt Adem. Das mache schon einen enormen Betrag aus, bei der Menge an Fladenbrot, Dönerbrot und Pizza, die er sonst von Würzburg bis Bad Windsheim liefert.

Im Heßdorfer Lokal sei man in der Krise recht schnell mit Döner im Verkauf gestartete, nach zwei Wochen hat man die Speisekarte erweitert. Auf Vorbestellung kann man alle Angebote bestellen. "Ich glaube, dass die Leute einfach auch mal etwas anderes essen wollen", kommentiert er die Beobachtung, dass die Bestellungen und der "Über-die-Straße-Verkauf" langsam aber stetig wachsen. Renner ist und bleibe aber der Döner. Eine krisensichere Speise, wie er findet.

Skeptisch wegen der Eröffnung

Wobei er zugibt, dass sein Lokal in Nürnberg nicht annähernd so gut laufe. "Da ist die Konkurrenz größer", meint er. Im Gewerbegebiet gibt es lediglich einen Asiaten sowie eine Fast-Food-Kette. "Die sind aber keine Konkurrenz, da sie ein völlig anderes Speiseangebot haben."

Positiv sein sicher auch die Parkplatzsituation im Gewerbegebiet und die günstige Lage für Pendler Landkreis und Stadt Erlangen. Dazu kommen trotz Corona-Zeiten noch die Autofahrer, die an dieser Stelle die Autobahn für eine Rast oder einen Einkauf verlassen.

Ob es im Juli wirklich weiter geht, Adem zweifelt. "Die möglichen Termine werden immer wieder verschoben, ich bin skeptisch." Und wenn die Eröffnung kommt, ist die Frage, was sonst noch kommt. Dürfen und wollen die Menschen in den Urlaub fahren? Das habe direkten Einfluss auf sein Geschäft.

Wenn er einen Wunsch äußern dürfe, wie würde er lauten? Ohne lange nachzudenken, sagt Adem Deliduman nicht etwa, dass die Corona-Zeit zu ende gehe, dass die Beschränkungen aufgehoben werden, dass es wirtschaftlich wieder bergauf geht.

Er sagt lediglich: "Dass wir alle gesund bleiben, das ist mein Wunsch." Er bekräftigt, dass man gemeinsam stark sein muss, um diese Krise zu überwinden.