Der städtische Eigenbetrieb Coburg Marketing muss verschiedene Zielgruppen im Auge behalten: Besucher und Einwohner, Akteure und Profiteure. Betriebsleiter Horst Graf muss das alles managen.
Horst Graf plant voraus. Die Ausschreibungen für eine PR-Agentur und ein über zwei Jahre angelegtes Foto-Shooting laufen. Außerdem soll das Erscheinungsbild der Tourist-Info geliftet werden. Zum einen das virtuelle - die Homepage coburg-tourist.de wird überarbeitet. Und in der Herrngasse selbst will Graf umbauen lassen. Die Planungen dafür sollen auch noch dieses Jahr anlaufen, damit 2021 gebaut werden kann. Und wenn diese Baustelle fertig ist, geht es an die nächste, die richtig große: Ab 2022 will Graf einen Masterplan Tourismus entwickeln, mit allen, die in irgendeiner Weise mit Tourismus zu tun haben: Beherbergungsbetriebe und Gastronomie sowieso, der Einzelhandel, die Zulieferer und Dienstleister der Hotels bis hin zu den Tankstellen, weil ja nicht alle Gäste mit der Bahn anreisen werden. So zumindest schildert es der 57-Jährige. "Wir brauchen keinen externen Gutachter, wir eruieren selbst, was wir wollen", betont er. Um den Prozess zu begleiten, brauche es dann schon Berater, und die will er 2021 suchen. Dann sollen "Meilensteine" erarbeitet werden, die mit Hilfe des Masterplans erreicht werden sollen, "machbar und mit Zeitvorgabe".
Von Nord nach Süd in die Mitte
Als Verwaltungsmann hat der gebürtige Scheinfelder angefangen; als stellvertretender Leiter des Tourismusverbands Steigerwald wuchs er in das Thema Fremdenverkehr hinein. Um seine Chancen zu verbessern, hängte er ein Studium als Tourismusfachwirt dran. Dann zog es ihn weg vom Steigerwald: erst ins Ostseebad Binz, wo er fünf Jahre blieb, dann nach Bad Wörishofen, wo er vier Jahre Kurdirektor war. 2016 wechselte er nach Oberstdorf. Der Posten dort galt als "Schleudersitz". Schon vor ihm waren etliche Kurdirektoren nach kurzer Zeit wieder gegangen - der Ort, einer der tourismusstärksten im Allgäu, ist nicht einfach. Graf war auch Geschäftsführer der dortigen Therme und sorgte für erhebliche Diskussionen, als er im Mai 2018 die Schließung der über 40 Jahre alten Therme Oberstdorf ankündigte. Es gab Wasserverluste, Hygieneprobleme - "es wäre grob fahrlässig gewesen, weiterzumachen", sagt er. Zwar segnete der Gemeinderat die Schließung und auch einen Neubau ab, aber Graf entschied sich im Herbst 2018, im Allgäu aufzuhören.
Dann tat sich das Coburger Angebot auf, für Graf insofern praktisch, als seine Frau für die Touristinfo Frankenwald arbeitet. Aber, sagt er: In Coburg müsse einiges aufgearbeitet werden. So sei nicht einmal klar, welche Touristen Coburg besuchen. Klar, für sein aktuelles Marketing-Konzept hat Graf zusammen mit seinem Abteilungsleiter Touristik, Oliver Hack, vier Zielgruppen definiert: "Kleinstadt-Genießer", "aktive Naturgenießer", "reifere Kulturliebhaber" und die Besucher von Events und Veranstaltungen wie Samba-Festival und Weihnachtsmarkt. Aber wer tatsächlich kommt und aus welchen Gründen, weiß man nicht, sagt Graf. "Und dann wird es schwer."
Aber Touristen sind ja nur die eine Zielgruppe. Coburg Marketing soll auch die eigene Bevölkerung und die der Region im Blick haben. "Wir sind 'ne Veranstaltungsabteilung", sagt Graf mit Blick aufs Citymanagement: Schultütenparty, die verkaufsoffenen Sonntage (die erst mal eine neue Rechtsgrundlage brauchen), Kloßmarkt und Weihnachtsmarkt gehören zum Aufgabengebiet von Coburg Marketing. Das Stadtmarketing hat wiederum auch Fremde im Blick, wobei der Koordinator Stadtmarketing, Michael Selzer, sich in diesem Jahr schwerpunktmäßig um "100 Jahre Coburg bei Bayern" kümmert. Voriges Jahr stand "200 Jahre Albert und Victoria" im Mittelpunkt.
Authentisch bleiben
Auch das Kongresshaus ist eine Abteilung von Coburg Marketing. Hierfür wird derzeit eine neue Leitung gesucht, die von der jetzigen Chefin Karin Schlecht, die in Ruhestand geht, noch eingearbeitet werden kann. Was aus dem Kongresshaus an sich wird, "muss die Politik entscheiden", sagt Graf. "In den nächsten ein, zwei Jahren."
Was den Tourismus angeht, gibt es ja auch noch den Tourismusverband Coburg-Rennsteig sowie das gemeinsame Regionalmanagement mit dem Landkreis. Das Regionalmanagement kümmert sich zum Beispiel um Themen wie "Genussregion". "Wir können gut nebeneinander existieren", sagt Graf. Voneinander profitieren auch: Der Tourismusverband vermarktet die Region überregional und baut auch die Datenbank auf.
"Wir können uns die Coburger Daten rausziehen", sagt Graf: Hotels, Gaststätten, die "Points of Interest", wie der Touristiker sagt. "Mir ist schon wichtig, dass man hier eng zusammenarbeitet." Auch sei es an der Zeit, dass Interessierte ihren Aufenthalt direkt über die Homepage buchen können.