Damals waren Busreisen sehr beliebt, berichtet Hübner, und so kamen täglich drei bis vier Reisebusse mit Schaulustigen zur Therme, nachdem sie zuvor Vierzehnheiligen und Banz angesteuert hatten. Dies verstand der Werkleiter als weitere Chance, für das Thermalbad zu werben, deshalb empfing und betreute er solche Gästegruppen meist selbst. So zu reisen war damals, lange vor den Flix-Bussen, stark in Mode. "Im ersten Monat 1986 arrangierten sich 24 Busunternehmer und boten Fahrten zum Staffelsteiner Thermalbad an", sagt Hübner, "aber bald waren es schon 40 Unternehmen, die zu uns fuhren."
Eine Heilquelle, aber kein Jungbrunnen
"Die Erwartungshaltung der Badegäste war sehr groß", erinnert er sich und muss grinsen: "Einmal kam einer mit Kreuzschmerzen zu uns und meinte, nach einmaligem Besuch sei er geheilt." Weil das nicht so war, beschwerte er sich bitterlich beim Werkleiter - doch selbst die stärkste Thermalquelle ist eben kein Jungbrunnen.
Aufgrund des Anfangserfolges wurde 1986 beschlossen, ein Kurmittelhaus zu bauen. Außerdem kamen in den 80ern und 90ern kontinuierlich neue Gebäude dazu - schon um einer etwaigen Negativwerbung vorzubeugen, die entstanden wäre, wenn sich Staus in der Eingangshalle an der Kasse gebildet hätten.
Die besserwisserischen Kritiker verstummten trotzdem nicht. Hatten sie vorher gespottet, dass 700 Besucher täglich utopisch seien, so motzten dieselben Menschen nun: "Die hätten gleich größer bauen sollen."
Eine Autobahn gab es damals hier nicht
Rodach war in den ersten Jahren für Staffelstein eine Konkurrenz, weil das dortige Thermalbad vom Freistaat Bayern stark gefördert werden musste. Durch die Nähe der Zonengrenze fehlte Rodach das Hinterland. "Wir mussten auf die Zuschüsse warten", erinnert sich Bernhard Hübner, "aber wir brauchten sie, denn wir wussten, dass wir ein Bad bauen müssen, das Ausstrahlung hat." Die Autobahn A 73 gab es zu dieser Zeit am Obermain noch nicht, doch über die Bundesstraße 173 konnten Badegäste aus dem Großraum Bamberg-Forchheim-Erlangen-Nürnberg gewonnen werden.
Die Maueröffnung war Mitte der 80er nicht absehbar. Nachdem die innerdeutsche Grenze 1989 gefallen war, kamen erst allmählich Gäste aus Thüringen und Sachsen. Bernhard Hübner: "Im ersten Jahr brachte es wenig, denn die Leute wollten ja die Alpen sehen." 1992 bis 1994 entdeckten die Thüringer und Sachsen dann das Frankenland: "1994 war unser Rekordjahr, wir hatten 984 000 Besucher." Dieser Trend sei schnell vorüber gewesen, denn bald schon seien in den neuen Bundesländern alte Bäder wiederbelebt und ausgebaut worden.
Inzwischen kommen die Leute kaum noch mit dem Bus nach Bad Staffelstein, sondern vor allem mit dem Auto. Oder mit der Bahn. Schon früh erkannte die Thermenführung und der Thermalsolbad-Zweckverband: "Die Nähe zum Bahnhof ist ein Pfund, mit dem wir wuchern können." Kooperationen mit der Deutschen Bahn wurden geschlossen, und günstige Arrangements sind heute sehr beliebt.
Vergleich mit Bad Füssing
Eines der schönsten Komplimente, die Bernhard Hübner über die Erfolgsgeschichte der Obermain-Therme hörte, kam vor wenigen Jahren bei einem Fachkongress aus dem Mund eines fränkischen Kurdirektors. Dieser sprach anerkennend über die Entwicklung der Obermain-Therme und lobte sie mit den Worten: "Was in Südbayern Bad Füssing ist, das ist in Nordbayern Bad Staffelstein."