von unserem Mitarbeiter Andreas Welz Banz — Der erst 22-jährige Pianistin Nina Scheidmantel aus Gemünda erfreute mit ihrem virtuosen Auftritt im Kaisersaal von Kloster Banz ein gle...
von unserem Mitarbeiter Andreas Welz
Banz — Der erst 22-jährige Pianistin Nina Scheidmantel aus Gemünda erfreute mit ihrem virtuosen Auftritt im Kaisersaal von Kloster Banz ein gleichermaßen empfängliches wie dankbares Publikum. Beim Eröffnungskonzert des "Musiksommers Obermain" des Landkreises Lichtenfels spielte Scheidmantel Werke von Bach, Beethoven, Bartok, Brahms und Chopin.
Nicht nur ihr differenziertes Spiel begeisterte. Mal "bearbeitete" sie die Tastatur unbarmherzig, versöhnte aber das Instrument mit zarten und weichen Tönen. Die Atmosphäre im Kaisersaal litt ein wenig durch die fehlende Beleuchtung. Kronleuchter und Wandkerzen waren ausgeschaltet.
Verhalten und behutsam begann die Pianistin das Konzert mit Bachs Toccata in e-Moll. Glasklar war der Anschlag, prä gnant die Artikulation und das Tempo gleichbleibend. Ludwig van Beethovens Sonate Nr.
1 in Es-Dur offenbarte die unglaubliche Vielfalt der Künstlerin.
Mal ernst und ganz nach innen gekehrt, dann wieder unglaublich kraftvoll mit aufwühlender Wucht schuf die Pianistin einen Stimmungszauber, der zugleich beglückte und bestürzte. Die Spannung entlud sich im Allegro Vivace, das sie mit brillanter Technik meisterte.
Der Flügel bebte als Nina Scheidmantel bei Bela Bartoks "Im Freien" die Trommeln und Pfeifen beschrieb. In den "Klängen der Nacht" hörte man den Schrei der Eule und das Zirpen der Grillen, bis sie schließlich zur atemlosen "Hetzjagd" ansetzte.
Perfekt von piano bis forte Die romantische Epoche interpretierte sie gefühlvoll mit Johannes Brahms "Intermezzi". Der Komponist hatte 1892 diese drei ruhigen Intermezzi als "Wiegenlieder meiner Schmerzen" bezeichnet.
Wie Scheidmantel die melodischen Themen durchklingen ließ, harmonische Wechsel vorbereitete und auskostete, war hörenswert.
In der Polonaise Fantasie in A-Dur von Frederic Chopin bewies Nina Scheidmantel großes Einfühlungsvermögen in Chopins Klangwelt. Sie betonte die gefühlvollen Passagen mit weichem Anschlag, verzauberte die Zuhörer mit innig empfundenem Ausdruck und spielte die virtuosen Ausbrüche kraftvoll, intensiv und perfekt. Ihr differenziertes Spiel lebte von starken Wechseln zwischen sehr zart und sehr vehement, die sie hervorragend ausspielte.
Die "Wasserspiele" von Maurice Ravel führten in eine andere Klangwelt. Die Pianistin nutzte die Klaviatur in ihrer ganzen Bandbreite aus und zauberte ein klangliches Farbenspektrum mit allen Facetten - Wasser als Perlenregen oder wuchtige Masse -, eine Vielfalt wellenartiger Bilder.
Bei dieser Zugabe des grandiosen Konzerts offenbarte Nina Scheidmantel zum Schluss noch einmal Ausdruckskraft und Leidenschaft, die Staunen und Bewunderung hervorriefen. Die kunstvoll verknüpfte Klaviermusik des Barocks und der Romantik, mal süß und sentimental, mal elegant und kapriziös, oft in kraftvollem Fortissimo, rief beim Publikum am Ende wahre Begeisterungsstürme hervor.