Angst vor der Schweinepest

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Weil Wildschweine die Erreger übertragen, erhalten Jäger eine Abschussprämie auf Frischlinge und Bachen. Foto: Jan Woitas/dpa
Weil Wildschweine die Erreger übertragen, erhalten Jäger eine Abschussprämie auf Frischlinge und Bachen. Foto: Jan Woitas/dpa

Keine Medikamente, kein Impfstoff: Die Afrikanische Schweinepest breitet sich von Osteuropa her aus, ein Patentrezept dagegen gibt es nicht. Den Landwirten droht im Falle des Ausbruchs ein immenser wirtschaftlicher Schaden.

Fieber, Durchfall, Atemprobleme und Bewegungsstörungen - das sind die Symptome, die bei einer Infektion mit der Afrikanischen Schweinepest auftreten. Für den Menschen ist diese Viruserkrankung ungefährlich, weil sich ausschließlich Schweine infizieren können. Für die Tiere endet die Krankheit in 90 Prozent der Fälle tödlich. Dennoch stellt die Schweinepest eine indirekte Bedrohung für die Menschen dar - auch im Kreis Lichtenfels.

"Der Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest hier im Kreis Lichtenfels wäre ein Katastrophenfall für uns", sagt Michael Bienlein, Lichtenfelser Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbandes, "wir müssen alles mögliche tun, um diese Problematik in den Griff zu bekommen". Die wirtschaftlichen Folgen wären drastisch. Sollte ein Schwein im Lichtenfelser Kreis erkranken, müssten sämtliche Tiere im betroffenen Betrieb gekeult werden, sagt Bienlein weiter. Zudem würde eine einjährige Sperre verhängt werden, die auch Feldfrüchte im Umkreis von 15 Kilometern betreffen würde.

Versicherungen sind Ausnahme

Was dem Landwirt in diesem Szenario helfen würde, wäre laut Bienlein eine Ausfallversicherung. "Dass sich ein Landwirt gegen derartige Bedrohungen versichert, ist bei uns momentan aber eher die Ausnahme." Zudem sei fraglich, ob Versicherungen nur den durch die Keulung der Tiere entstandenen Schaden übernehmen würden, oder die Betriebsausfallkosten, die durch die lange Sperre entstehen würden, ersetzen. 2007 traten erstmals Fälle der Afrikanischen Schweinepest in Europa auf, zunächst in Georgien. Von dort aus arbeitete sich das Virus immer weiter in den Westen vor. Inzwischen sind sechs EU-Mitgliedsstaaten betroffen, insgesamt wurden 4000 erkrankte Tiere gezählt.

Mehrere Infektionswege

Informationen des Bundesforschungsinstituts für Tiergesundheit zufolge überträgt sich das Virus von Tier zu Tier - über Körperflüssigkeiten wie Schweiß und Speichel. Allerdings ist die Übertragung indirekt auch durch kontaminierte Gegenstände möglich. Und dieser Fakt lässt die Verbreitung über weite Strecken zu.

Wenn Reisende Essensreste nicht ordnungsgemäß in geschlossene Müllcontainer entsorgen, machen Wildschweine sich das häufig zunutze - und infizieren sich dann über ein achtlos weggeworfenes Wurstbrötchen, das Erreger eines womöglich mehrere hundert oder tausend Kilometer entfernten Tieres enthält.

Hinweisschilder des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft sollen Fernfahrer und Reisende auf die korrekte Entsorgung von Speiseresten hinweisen. Bauern und Landwirte fordern zudem eine stärkere Bejagung des Schwarzwildbestandes. "Es ist besser als nichts", sagt Michael Ament, Vorsitzender des Bayerischen Jagdschutz- und Jägervereins Lichtenfels, "aber es bleibt ein Tropfen auf den heißen Stein".

Der Freistaat Bayern zahlt nun für den Abschuss von Frischlingen und Bachen, die keine Jungtiere mehr aufziehen, eine Prämie von 20 Euro. So soll die Wildschweinpopulation in Bayern eingedämmt werden. Die Prämie ist auch nötig, denn "die Preise für Wildschweinfleisch sind im Keller", sagt Ament. Früher hätten Jäger ihre Pacht für das Revier mit dem Erlös von Wildschweinverkäufen decken können, inzwischen sei dies kaum noch möglich. Auch, weil vor dem Verkauf teure Untersuchungen auf Parasiten notwendig seien.

Beide Parteien, Landwirte und Jäger, verstehen sich gut im Kreis Lichtenfels und arbeiten erfolgreich zusammen. Bang wird jedoch beiden, wenn sie an einen möglichen Ausbruch der Seuche in Oberfranken denken. "Wir tun was wir können und hoffen, dass es nicht zu einem Ausbruch im Kreis Lichtenfels kommt. Mehr steht nicht unserer Macht", sagt Bienlein.