Am Ort des Verbrechens

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Buchhändler Christian Schmidt (r.) hatte sich als Friedhofswart ausstaffiert und stellte so die gleichnamige Figur aus Helmut Vorndrans neuem Roman dar. Foto: privat
Buchhändler Christian Schmidt (r.) hatte sich als Friedhofswart ausstaffiert und stellte so die gleichnamige Figur aus Helmut Vorndrans neuem Roman dar. Foto: privat

Den Adelsdorfer Buchhändler Christian Schmidt gibt es nicht nur im realen Leben, sondern auch als Figur in einem Vorndran-Krimi.

Mit einem schwarzem Anzug bekleidet und einem Spaten in der Hand begrüßte der Adelsdorfer Buchhändler Christian Schmidt seine Gäste bei der Lesung von Helmut Vorndran in seiner Buchhandlung Bücher-Schmidt. Diejenigen, die Vorndrans neuen Krimi "Lupinenkind" bereits gelesen hatten, wussten bereits, worauf Schmidt mit seiner ungewöhnlichen Ausstaffierung anspielte und die anderen dann, als die erste Episode verlesen war.

Der Krimi spielt nämlich zum Teil in Adelsdorf und auch ein örtlicher Buchhändler wird erwähnt. Allerdings hat sich dieser zum Friedhofswärter umschulen lassen, da dies eine weniger traurige Tätigkeit sei, als in Adelsdorf Bücher zu verkaufen. Die Beschreibung des umgeschulten Buchhändlers, der auch im Roman Christian Schmidt heißt, ist nicht immer ganz vorteilhaft. Er ist eine eher eigentümliche Person, klein und rund von Figur, zudem mit einer Brille ausgestattet, deren Gläser dick wie Flaschenböden sind. Mit anderen Worten: Der Typ ist absolut lächerlich. Das fanden die Zuhörer natürlich sehr lustig - aber auch der reale Schmidt nahm das nicht so ernst, heißt es in einem Pressebericht.

Im Mittelpunkt des Krimis steht aber natürlich wieder Mord und Totschlag. Eine Mordserie im Bamberger Raum scheint mit den Marienerscheinungen in Heroldsbach zu tun zu haben. Dort glaubten in Jahren 1949 bis 1952 vier Mädchen, eine schwebende Maria zu sehen, die auch mit ihnen sprach. Dies löste einen unglaublichen Kult aus, der dazu führte, dass teilweise 70 000 Besucher zu Andachten in der Gebetsstätte kamen. Die katholische Kirche reagierte sehr scharf darauf, verbot die Teilnahme an den Veranstaltungen und exkommunizierte unter anderem die so genannten Seherkinder, die die Erscheinung wahrgenommen hatten.

Vorndran hat über diese Vorgänge sehr ausführlich recherchiert, mit vielen Zeitzeugen gesprochen und seine Erkenntnisse dann in die Krimihandlung eingebettet. Daran haben die Kriminaler aus Bamberg um Franz Haderlein ganz schön zu knabbern, und schnell müssen sie auch noch sein, denn die Mordserie hält an.

Neben den kriminaltechnischen Ermittlungen gibt es auch wieder eine Menge an Nebenschauplätzen. Die Problematik der Künstlichen Intelligenz und welch unerwartete Folgen sie haben kann, wird beispielsweise in der Person des eigenbrötlerischen Informatikers Winfried Schick behandelt. So hat die Bamberger Kripo nicht nur mit einer brutalen Mordserie, sondern auch mit Computer-Nerds und skurrilen Friedhofswärtern zu tun. Sie sieht die Morde zum Glück nicht so philosophisch abstrakt wie Ex-Buchhändler Christian Schmidt, der in seiner neuen Funktion als Friedhofswart meint: "Wir Franken sind eben anders als die meisten. Wir wissen, wenn ein Mensch umgebracht wird, muss das nicht unbedingt etwas Negatives sein. In unseren Gräbern liegt man gern! Oder anders ausgedrückt: Wer in Franken stirbt, ist zufriedener tot als anderswo."

Kritik an der Kirche

So tritt "Lupinenkind" in die bewährte Reihe der Vorndran-Krimis mit der originellen Mischung aus Spannung und Humor, die mit dem "Alabastergrab" begann und im nächsten Jahr weitergeführt wird. Der Lesungstermin dafür steht ebenfalls schon fest. Am 18. September wird Vorndran aus seinem aktuellen Krimi lesen, den Buchhändler Schmidt dann wieder in "zivil" genießen darf.

Nach der eigentlichen Lesung ging Vorndran noch auf die Rolle der katholischen Kirche im Umgang mit den Erscheinungen in Heroldsbach ein, die er dafür heftig kritisierte. Dass diese auch in der Gegenwart die Vorgänge um die Gebetsstätte noch nicht ganz so locker sieht, beweist in seinen Augen der Umstand, dass die Fotoaufnahme der Heroldsbacher Marienfigur, die den Buchumschlag ziert, bei den nächsten Auflagen nicht mehr verwendet werden darf. red