Alte Bausünden rächen sich jetzt

2 Min
Zehn Abwasserrohre führen durch die Betonbodenplatte der Heimatringschule. Aufwendig müssen diese in den nächsten Ferien herausgebrochen und neu verlegt werden. Die ursprüngliche WC-Renovierung in der Schule ist durch erhebliche Bausünden der Vergangenheit zu einer umfassenden Komplettsanierung auf allen Stockwerken geworden. Die Toiletten sind in Containern untergebracht. Foto: Christoph Winter
Zehn Abwasserrohre führen durch die Betonbodenplatte der Heimatringschule. Aufwendig müssen diese in den nächsten Ferien herausgebrochen und neu verlegt werden. Die ursprüngliche WC-Renovierung in der Schule ist durch erhebliche Bausünden der Vergangenheit zu einer umfassenden Komplettsanierung auf allen Stockwerken geworden. Die Toiletten sind in Containern untergebracht. Foto: Christoph Winter

Bei der lange überfälligen Sanierung der unbenutzbaren Toiletten folgt Überraschung auf Überraschung. Vor 50 Jahren nahm man es mit Brandschutz und Statik nicht immer ganz genau.

Die Vorräume der Toiletten haben die Schulkinder mit bunten Zeichnungen verschönert. Wenn der Wind kräftig weht, schaukeln die bemalten Blätter sanft hin und her. Die Installation des Wandschmucks mit Wäscheklammern und Schnüren ist genauso provisorisch wie die beiden WC-Container und die Vorzelte. Die Toiletten in den beiden Containern sind sauber, beheizt; kaltes und warmes Wasser fließen. Der größte Vorzug dieser in den Pausenhof ausgelagerten WCs gegenüber den alten Klos im Schulhaus: Es stinkt nicht mehr.

Gestank war nicht auszuhalten

Seit zwei Jahren sind Bauarbeiter immer wieder in der Heimatringschule zu Gast. Vor zwei Jahren sollte das erste WC in der Schule saniert werden, denn mitunter war der durchdringende eklige Gestank nach Kanal und Abwasser im Untergeschoss nicht mehr auszuhalten. In den Sanitärräumen im oberen Stockwerk lösten sich Fliesen von den Wänden. Die Heimatringschule stammt aus den 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts. Optik, Anlage und Zustand sind ein halbes Jahrhundert alt. Deshalb sollten die Toiletten auf jedem Geschoss auch saniert werden, vorgesehen sind die Jahre von 2019 bis 2021. "Wir haben im Obergeschoss mit den Arbeiten begonnen und in der Folge erhebliche bauliche Mängel gefunden", sagt Diplom-Ingenieurin Stefanie Schwarz. Sie ist beim städtischen Hochbauamt für den Gebäudeunterhalt zuständig. Die Liste der Bausünden der Vergangenheit ist lang: Wasser- und Abwasserrohre zeigten sich in einem völlig desolaten Zustand, ebenso die elektrischen Leitungen und die Heizung.

Am gravierendsten aber erwies sich ein Installationsschacht vom Keller bis ins Obergeschoss. Die Durchgänge in Böden und Decken waren mit Styropor verschlossen gewesen. "Bei einem Brand hätte dieser Schacht wie ein Kamin gewirkt und die Flammen hätten sich sehr schnell in alle Etagen verbreitet", stellt die Diplom-Ingenieurin fest. Daher sind nun alle Sanitärräume in der Heimatringschule völlig entkernt und die Toiletten in die Container verlegt. Die ursprüngliche Renovierung ist zu einer grundlegenden Sanierung geworden.

Der heftige Gestank in den Sanitärräumen ist nach den Worten von Stefanie Schwarz auch durch die vielen Urinale und WC-Becken in den verschiedenen Stockwerken begründet. Alle Abwasserrohre seien nicht ausreichend durchgespült worden. Zum Grundrohr in der Betonbodenplatte der Schule sind die Abwasserleitungen der WCs jeweils einzeln geführt worden. Die Endstücke der gusseisernen Röhren müssen nun aus der Platte herausgestemmt werden um neue Leitungen verlegen zu können. Sollte in das Abwasserrohr von der Außenmauer der Schule bis in die Sanitärräume keine flexible Leitung eingezogen werden können, müssen die Bauarbeiter einen weiteren Meter in die Tiefe vordringen.

Auch die Statik macht Probleme

Diese lauten und staubintensiven Arbeiten sind aber nur während der Schulferien möglich, so dass sich die Arbeiten in die Länge ziehen. "Aber die Grundleitungen müssen zuerst in Ordnung gebracht sein."

Neben den Unzulänglichkeiten der Installation sind noch statische Probleme offenbar geworden. Die freitragenden Rippendecken haben sich im Lauf der Jahrzehnte auf nachträglich eingebaute Zwischenwände in den Sanitärräumen abgesenkt. So entstanden Risse und Löcher, die jetzt verschlossen werden. Ungläubig beschreibt Stefanie Schwarz die Bauausführung von damals: Unter die Zwischenwände waren Holzlatten geklemmt.

Die Lage des Schulhauses macht eine aufwendige Logistik der Bauarbeiten nötig. Insgesamt drei Dutzend Stufen, verteilt auf mehrere Treppen und Treppchen, führen vom Heimatring zum Haupteingang. Über den Pausenhof kann schweres Gerät nur zum Untergeschoss der Schule gelangen. Der Bauschutt aus den oberen Etagen wurde durch Klassenzimmer getragen.

Bei der Stadt- und Bauverwaltung gibt man sich optimistisch, im Sommer 2021 fertig zu werden. Die ursprünglich errechneten 160 000 Euro werden aber nicht ausreichen. Mindestens 300 000 Euro, wenn nicht mehr, stehen am Ende auf der Rechnung. Trotz aller Beeinträchtigungen, allem Lärm und Baustaub - Schulleiterin Marie-Luise Albrecht ist froh, dass der unmögliche Zustand der Toiletten der Vergangenheit angehört.