1804 sollte ein katholischer Lehrer, der allseits abgelehnt wurde, in Michelau unterrichten - das gab ziemlich Ärger.
Vom armen Dorfschulmeisterlein bis zur überstürzten Einführung des achtjährigen Gymnasiums im Schuljahr 2004/2005 und der Rückkehr zum G9 spannte sich der Bogen des umfangreichen Referats des Heimatforschers Ernst Schmidt im Deutschen Korbmuseum.
In einem umfangreich bebilderten Vortrag widmete er sich unter der Überschrift "Von Lehrern und Schülern" den Schulgeschichten der Gesamtgemeinde. Das Interesse der Bevölkerung war überwältigend, verbindet doch jeder mit dem Thema Schule seine ganz persönlichen Erinnerungen.
Lateinschulen nur für Begabte
Lange Zeit wurde jedoch der Schulbildung bei weitem nicht der Stellenwert eingeräumt den sie verdient. Im Mittelalter besuchte die Masse der bäuerlichen Bevölkerung keine Schule. Neben den Kloster- und Domschulen für den kirchlichen Nachwuchs, den Lateinschulen für begabte Knaben gab es die Schreib- und Rechenschulen für die Kinder der Kaufleute. Erst der Buchdruck, Reformation und Gegenreformation bildeten die Initialzündung für die Vorstufe der Volksschule.
Der Begriff "Volksschule" setzt sich erst zum Ende des 18. Jahrhunderts durch. "Wohl kein anderer Berufsstand musste sich bis weit ins 19. Jahrhundert hinein auf so vielfältige Weise einen Unterhalt verdienen wie der Lehrer einer Dorfschule, und wohl keine Berufsgruppe wurde so oft karikiert wie der Dorfschulmeister", beleuchtete Schmidt die Rolle der damaligen Lehrer. Lehrer waren zuständig für das Spiel der Kirchenorgel, arbeiteten nebenher als Kirchendiener, verrichteten Botengänge. Bestenfalls war zweimal in der Woche Unterricht. Die Sommermonate (Ernte) waren schulfrei. Man fürchtete auch, Mädchen könnten durch Bildung auf "dumme Gedanken" kommen. Schwürbitz hatte bis 1660 keinen eigenen Schulmeister. 1780 gab es im Schwürbitzer Rathaus (Baujahr 1725) Räume für die Schüler beider Konfessionen. Für das Brennholz im Winter musste ein eigener Antrag nach Bamberg gestellt werden, ein Nachwuchslehrer klagte über den "größten Ungehorsam" und "auffallende Bosheit" seiner Schüler und die Einwohner hatten die "allerschlechteste Denkungsart" über die Schule. Deren Fenster seien undicht und von der Decke bröselte der Putz in den Essensteller.
Von 1826 an mussten die Kinder evangelischer Eltern die Schule in Michelau besuchen. Der lange Schulweg führte dazu dass 1849 die 44 evangelischen Kinder wieder in Schwürbitz unterrichtet wurden. Der Wirt Leonhard Fischer versprach, die Schule unentgeltlich für zehn Jahre in einem seiner Häuser unterzubringen. Damit gab es in Schwürbitz zwei konfessionell getrennte Schulen. Auch die evangelischen Schüler aus Neuensee, Lettenreuth, Trieb und sogar Neuensorg sollten die Schwürbitzer Schule besuchen. Für Neuensorg war dies nicht akzeptabel und so musste der Schwürbitzer Lehrer einmal pro Woche nach Neuensorg zum Unterricht laufen.
Eigentlich sollte nach 1911 ein gemeinsames Schulhaus für beide Konfessionen entstehen, doch der konfessionelle Eigensinn verhinderte dies, und so wurde 1914 Richtfest für zwei konfessionelle Schulen gefeiert.
Über Neubau nachgedacht
Mehr als 50 Jahre wurden die Schulkinder in diesen Gebäuden unterrichtet. Erste Hinweise auf die Neuenseer Schulgeschichte gibt es schon 1806. Die Kinder besuchten zunächst die Schule in Schwürbitz, bis 1880 am Roten Hügel eine katholische Schule errichtet wurde. Johann Doering, der Gründer des Neuenseer Liederkranzes, war bis 1882 als Lehrer dort tätig. Protestantische Kinder besuchten weiterhin die Schule in Schwürbitz, katholische Kinder aus Michelau die Schule in Neuensee. 1930 wurde über einen Neubau in der Ortsmitte nachgedacht. Das neue Schulhaus galt als das schönste Schulhaus im Bezirksamt Lichtenfels. Das Gebäude hatten unten zwei Klassenzimmer darüber zwei Dienstwohnungen für die Lehrerkräfte. Zu ihnen gehörte auch der bekannte Lehrer Zwieb. Schon vor 1806 gab es einen sporadischen Unterricht für die Kinder aus Lettenreuth. Die besuchten von 1806 bis 1835 die Schule in Schwürbitz.
In Michelau gab es schon um 1570 Schulmeister, die vermutlich in einem Raum im Armenhaus unterrichteten. Namentlich bekannt ist der Schullehrer Johann Conrad Jo, der 1695 nach Michelau kam und dort 18 Jahre unterrichtete. Er musste nebenbei die milchbaren Kühe spezifizieren und Botengänge ins Amt nach Burgkunstadt durchführen. Dafür gab es 72 Kreuzer. Der andere Teil des Gehalts wurde in Naturalien ausbezahlt.
1804 bemühte man sich in Michelau um einen evangelischen Schullehrer. Der neue katholische wurde so vehement abgelehnt, dass man 19 Mann Kavallerie nach Michelau schickte, um den Widerstand zu brechen. Vergebens, Mitte des Jahres kam Johann Georg Luther als erster evangelischer Schulmeister nach Michelau. 1878 wurden in den vier Räumen mehr als 330 evangelische Kinder unterrichtet. Die Schülerzahlen stiegen weiter und die Raumnot konnte nicht länger hingenommen werden, da auch das Gebäude in 75 Jahren Schulbetrieb gelitten hatte. Erst durch einen Zuschuss der Regierung konnte ein neues Schulhaus in Angriff genommen werden. In der Übergangszeit wurden Wirtshaussäle beim "Bastl" und im "Mainfeld" angemietet. 1901 wählte man als Bauplatz den Alten Friedhof an der inneren Neuenseer Straße. Nach 13 Monaten Bauzeit wurde das Gebäude im November 1910 mit einem großen Festakt eingeweiht. Es hatte acht Lehrsäle für je einhundert Kinder, eine Hausmeisterwohnung und ein Schulbad. Im 1. Weltkrieg wurden Klassen zu Lazarett-Räumen umfunktioniert. Später wurde das Schulgebäude für Wahlen herangezogen. Männer und Frauen wählten getrennt voneinander. Zwischen 1930 und 1940 hielt die Ideologie des Nationalsozialismus Einzug. Der Tag begann mit "Guten Morgen Herr Lehrer, Heil Hitler". Mit dem Kriegsende nahmen die amerikanischen Soldaten das Gebäude in Beschlag.