Ebern — "Ich konnte nicht ruhen und habe meinen Beruf bis Ende Mai 2013 ausgeübt, bis mir eine Krankheit den Riegel vorschob." Das sagt Alfred Mäutner, der vor 70 Jahren nach einer...
Ebern — "Ich konnte nicht ruhen und habe meinen Beruf bis Ende Mai 2013 ausgeübt, bis mir eine Krankheit den Riegel vorschob." Das sagt Alfred Mäutner, der vor 70 Jahren nach einer Kriegsverletzung erblindet ist, an seinem 95. Geburtstag, den er am gestirgen Sonntag feierte.
Sein Name steht in Ebern seit vielen Jahrzehnten für Menschlichkeit und Hilfsbereitschaft. Der staatlich geprüfte Masseur und medizinische Bademeister, übrigens bis vor einem Jahr der älteste noch tätige Masseur in Bayern, hat mit seinen "heilenden Händen" Schmerzen von unzähligen Menschen gelindert. Er ist Träger der Bürgermedaille von Ebern. Die Fußballer des TV Ebern lagen ihm stets am Herzen.
Adrett gekleidet sitzt der Senior in seinem Wohnzimmer. Seine 95 Jahre sieht man ihm nicht an.
Auf seine Beziehung zum TV Ebern angesprochen, kommt er sogleich ins Schwärmen: "Die Fußballer konnten zu jeder Tages- und Nachtzeit zu mir kommen."
Geboren wurde Alfred Mäutner am 14. September 1919 in Ober-Johnsdorf im Sudetenland. Seine Heimat liegt Luftlinie etwa 420 Kilometer von Ebern entfernt. Dort besuchte er die Volks- und Bürgerschule, hat den Beruf eines Installateurs und Spenglers erlernt. Zum Reichsarbeitsdienst wurde er mit 19 Jahren eingezogen und kam schließlich an die Front. "Die Schrecken des Krieges konnte ich nie vergessen. Am 23. April 1944 wurde ich schwer verletzt, habe mein Augenlicht verloren, mein Leben war grundlegend verändert." Viele Aufenthalte in verschiedenen Lazaretten folgten.
In dieser Zeit kam 1946 für ihn und seine Frau Hedwig die Vertreibung.
Über das Lager Fierst gelangte das Ehepaar 1952 nach Reckendorf in die Familie von Franz Herrmann, den Vater des bis zum Mai 2014 in Ebern amtierenden Bürgermeisters Robert Herrmann. Anfang der 50er Jahre bezog Alfred Mäutner mit seiner Familie ein eigenes Haus in der Friedlandstraße in Ebern. Seine Frau Hedwig starb vor 19 Jahren.
Obwohl er aufgrund der schweren Kriegsverletzung Anspruch auf Versorgung hatte, steckte Alfred Mäutner seinen Kopf nicht in den Sand. "Ich wollte keinem zur Last fallen, wollte ein selbstbestimmtes Leben führen", sagt der Jubilar. Deshalb hat der gelernte Installateur den Beruf eines staatlich geprüften Masseurs und medizinischen Bademeisters gelernt und schloss das Staatsexamen im Mai 1948 mit der Note "sehr gut" ab. Einige Jahre übte Mäutner in Orten des Baunachgrundes seinen Beruf aus, machte sich einen Namen. Am 1. März 1949 begann er im Krankenhaus Ebern, seinen Beruf fortzuführen.
Dort war er 57 Jahre tätig. "Das Krankenhaus kannte ich wie meine Westentasche, niemals habe ich einen Aufzug benutzt, ich brauchte fast nie Orientierungshilfe von anderen."
Auch zu Hause in seiner privaten Praxis gaben sich Patienten die Türklinke in die Hand. Sogar der Schauspieler Hans Clarin, die Stimme Pumuckels, gehörte zu seinen Patienten.
Über seinen Beruf sagt Alfred Mäutner: "Meine Arbeit hat für mich Lichtlosen immer Glanz bedeutet, sie hat mein Leben erhellt und mir Kraft gegeben. Der Umgang mit meinen Patienten, meinen Freunden und Bekannten war für mich stets Labsal für meine Seele."
Viele Glückwünsche Alfred Mäutner hat drei Kinder, acht Enkel und sechs Urenkel.
Gefreut hat sich der Jubilar, als ihm "sein Engel" Rosemarie Bühler (sie betreut ihn seit über 30 Jahren) die Glückwunschkarten von Ministerpräsident Horst Seehofer, von Landrat Wilhelm Schneider, Bürgermeister Jürgen Hennemann und vom Bund der Kriegsblinden vorlas. Pater Rudolf Theiler überbrachte die besten Segens- und Glückwünsche. Der Jubilar sagt: "Ich habe trotz meiner Lichtlosigkeit ein erfülltes Leben gehabt. Für die vorsorgliche Zuwendung ,meines Engels' Rosemarie bin ich unendlich dankbar."
hw